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092 - Der Herr des Schreckens

092 - Der Herr des Schreckens

Titel: 092 - Der Herr des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Forschungsergebnisse auszuhändigen und für mich zu arbeiten.’
    Acht Schwarze Lamas schleppten ein Gebilde an, das wie ein Kreuz mit gleichlangen Balken aussah. Das Kreuz wurde vor den Thron des Chandar-Chan gestellt und mit Längs- und Querbalken gestützt.
    Vier Schwarze Lamas brachten nun ein gefesseltes Mädchen herein. Es war eine junge Tibetanerin. Angst flackerte in ihren Augen, als sie die unheilige Versammlung in dem Dämonentempel sah. Das Mädchen wurde mit Händen und Füßen ans Kreuz gebunden.
    Die vier kahlköpfigen, schwarzgekleideten Lamas rissen ihr die Kleider vom Leib. Der Körper des Mädchens war noch nicht völlig entwickelt und mager. Die Litanei der Schwarzen Lamas wurde lauter.
    Chandar-Chan stieg von seinem Thron herab. Er stellte sich vor das nackte Mädchen am Kreuz und breitete die Arme aus. Er sah hinauf in die undurchdringliche Finsternis.
    „Asmodeus“, intonierte der Vorsänger.
    „Asmodeus“, wiederholte der Chor.
    „Anafret, siebenarmiger wahnsinniger Dämon der Alten Erde.“
    „Ihr Geschöpfe der finsteren Grüfte …“
    Die Worte verstand das Mädchen nicht, denn sie wurden in einem veralteten Tibetanisch gesprochen, einer Sprache, die es draußen schon seit Jahrhunderten nicht mehr gab. Aber die Namen der Dämonen, Geister und finsteren Götter, die draußen niemand laut zu nennen wagte, verstand das Mädchen sehr wohl.
    Ihre Angst wurde immer größer.
    Die schlimme Litanei, in der alles Böse angerufen und alles Grauen heraufbeschworen wurde, ging weiter. Das gefesselte Mädchen zitterte. Der Oberste Lama wandte sich ihm zu.
    Der fette Chandar-Chan strich mit den schwammigen Händen über den nackten Körper, verweilte da und dort. Das Mädchen erzitterte vor Ekel.
    Die Litanei war nun zu Ende. Chandar-Chan wandte das Gesicht zum Altar.
    „Ihr alle, die wir angerufen haben, seht unser Opfer“, rief er. „Gebt mir die Kraft und die Entschlossenheit, die Aufgabe zu erfüllen, die mir gestellt ist. Nehmt das Opfer, ihr Herrscher des Grauens und der Ewigen Finsternis!“
    Chandar-Chan zog ein langes Messer. Einer der Schwarzen Lamas reichte ihm eine flache Schale. Mit einem raschen, geübten Schnitt durchtrennte Chandar-Chan die Halsschlagader des auf kreischenden Mädchens.
    Er fing das warme, hervor sprudelnde Blut mit der Schale auf. Das Mädchen zuckte in den Fesseln, schrie und ächzte. Je mehr Blut floß, um so leiser wurden die Schreie, um so schwächer die Zuckungen.
    Chandar-Chan spritzte das Blut in alle vier Himmelsrichtungen und über den Monolithenaltar. Von dem wuchtigen, klobigen Altar zischte eine Dampfsäule auf, schwarzer Dampf. Er verformte sich zu einer zyklopischen, furchterregenden Gestalt mit einem glühenden Auge in der Mitte des klotzigen, direkt auf den Schultern sitzenden Kopfes.
    Der Zyklop stieß Laute aus, wie kein Wesen dieser Welt sie hervorbringen konnte. Er hatte Konturen, die entfernt an eine menschliche Gestalt erinnerten, aber vier Arme und lange Klauen. Eine Wolke abscheulichen, bestialischen Gestanks wehte durch den Götzentempel.
    Der Zyklop stürzte sich auf das verblutende Mädchen. Knochen krachten, als er mit wuchtigen Schlägen ihren Körper zertrümmerte. Ein letzter, verwehender Seufzer, und es war vorbei. Aus der Finsternis des Kuppeldaches lösten sich schwarze Schatten mit breiten Schwingen.
    Sie erinnerten weder an Vögel, noch an Fledermäuse, noch an sonst etwas, das fliegen konnte. Es waren Teile der Finsternis mit Klauen, Schwingen und Mäulern. Sie senkten sich auf das Mädchen herab, vor dem immer noch der Zyklop stand, und bedeckten den nackten Körper.
    Chandar-Chan war zurückgewichen. Die Schwarzen Lamas sahen schweigend zu, wie die von ihnen beschworenen Schreckensgestalten das Opfer annahmen. Ein Knacken, Schmatzen und Knirschen erfüllte den Tempel. Von unten her dröhnten Schläge gegen den Boden, als wolle etwas durch die schwarzen Onyxplatten brechen.
    Ein röhrendes, wahnsinniges Heulen wurde aus den Grüften der Erde laut.
    Endlich ließ der Zyklop von dem mißhandelten Körper ab. Die Schatten schwangen sich in die Luft und taumelten träge zur Decke empor, wo sie sich mit der Finsternis vereinten. Die Konturen des Zyklopen zerflossen. Er wurde zu einer schwarzen Dampfwolke, die auf den Altar zu schwebte und mit dem schwarzen Monolithgestein verschmolz.
    Das Mädchen aber, das Opfer, war nicht wiederzuerkennen.
    Aus diesem blühenden, jungen Menschen war ein verdorrtes, widerliches, abscheuliches

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