092 - Die Todesbucht von Cala Mordio
wurde?
Larry eilte
die gewundenen, kantigen Stufen nach unten. Vor der untersten Treppe lagen
Splitter vom Glas der Taschenlampe.
X-RAY-3 gab
es einen Stich durchs Herz.
»Carmen? !« fragte er und blickte hastig in die Runde.
Durch das
offene Türloch fiel ebenfalls Sonnenlicht, und Larrys
Blick wanderte unwillkürlich dorthin.
War seiner Begleiterin
das gleiche zugestoßen wie ihm? War auch sie ohnmächtig geworden und zu Boden
gestürzt und erst mit dem Morgengrauen wach geworden?
Warum aber
war sie dann nicht nach oben gelaufen, um nach ihm zu sehen?
Larry wurde
das Herz schwer.
Er lief nach
draußen.
»Carmen ?« rief er in den beginnenden Tag, und seine Stimme mischte
sich mit dem Rauschen der Wellen und dem Säuseln des Windes.
X-RAY-3
wiederholte seinen Ruf mehrfach. Als Echo kehrte er zurück, aber eine Antwort
erfolgte nicht.
War Carmen
ins Hotel zurückgelaufen? Hatte sie ihn nicht entdeckt und deshalb annehmen
müssen, daß er sich selbst bereits auf den Weg dorthin gemacht hatte?
Tausend
Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während er auf dem Felsvorsprung an der
Bucht entlanglief und das aufspritzende Wasser Füße und Beine benetzte. Aber
das merkte er schon nicht mehr, weil Strümpfe und Hose durch die Nässe in dem
baufälligen Haus sowieso schon durchfeuchtet waren.
Auf dem
beschwerlichen Weg um die Landzunge hielt er Ausschau nach eventuellen Spuren.
Es gab keine.
Er erreichte
die Stelle, an der am Abend Carmen Gonzales abgerutscht und ins Wasser gestürzt
war. Das Loch war noch da und er übersprang es ohne besondere Schwierigkeit.
Zwanzig
Minuten später erreichte er den äußersten Zipfel und den felsigen Strand von Cala Bona .
Im gedämpften
Licht der Morgensonne zeichneten sich die Silhouetten der Hotels ab.
Das dem
Strand am nächsten stehende Gebäude war das >Gran Sol<.
Larry
aktivierte den Sender in seinem PSA-Ring und gab auf dem Weg zum Hotel einen
ausführlichen Bericht der vergangenen Ereignisse.
Über einen
der PSA-eigenen Satelliten erreichte die umfangreiche Meldung die Funkzentrale
auf der anderen Seite des Ozeans.
In New York
war es zwei Uhr nachts.
X-RAY-1, der
geheimnisvolle Leiter der erfolgreichen und inzwischen schon legendär
gewordenen Psychoanalytischen-Spezial-Abteilung lag seit gut zwei Stunden erst
im Bett. Die Nachtarbeit im Büro hatte wieder lang gedauert.
Auf dem
Nachttisch des blinden Mannes, dessen wahre Identität kein Mitarbeiter der
Organisation kannte, schlug das Telefon an. Das Signal wurde aufgrund des
einlaufenden Berichts von X- RAY-3 durch die Computeranlage ausgelöst.
Die beiden
großen Hauptcomputer, die im Jargon scherzhaft >Big Wilma< und >The
clever Sofie< genannt wurden, hatten die Gabe, die Wichtigkeit einer
Funkmeldung aufgrund des vorgegebenen Falles einzustufen und die Entscheidung
zu treffen, ob das nur mit den Computern verbundene Telefon zu X-RAY-1
ausgelöst werden sollte oder nicht.
Das Ereignis
auf Mallorca war so außergewöhnlich und fremdartig, daß eine sofortige
Unterrichtung des PSA- Leiters nicht zu umgehen war.
Beim zweiten
Läuten griff der Mann schon nach dem Hörer, und ihm wurde die auf Band
gespeicherte Botschaft Wort für Wort überspielt.
Die Miene des
grauhaarigen Mannes wurde hart.
»Halten Sie
mich auf dem laufenden, X-RAY-3. Vergewissern Sie sich vor allem auch über das
Schicksal unserer Agentin X-GIRL-O. Bisher liegen hier noch keine Erkenntnisse
über ihre Überfälligkeit vor. Ihr Sender hat kein Signal abgestrahlt, also ist
sie noch am Leben . ..«
Nur drei
Minuten später mußte X- RAY-1 seine Meinung revidieren.
Das
befürchtete >Todessignal< traf ein.
Es kam
dadurch zustande, daß der Körpermagnetismus desjenigen, der mit einem
PSA-Sender ausgestattet war, zusammenbrach. Die Ringe der Agenten und Anhänger
der Agentinnen waren auf den Körpermagnetismus des Betreffenden einjustiert.
Wenn die körpereigene Temperatur unter einen bestimmten Punkt sank, brach auch
das magnetische Feld zusammen. Das wiederum löste einen augenblicklichen
Zerfall des präparierten Ringes oder Anhängers aus. Im Moment des Zerfallens
wurde ein Signal ausgelöst, das von dem Agenten oder der Agentin nicht mehr
direkt beeinflußt werden konnte. Dieses Signal bestätigte den Tod des Trägers.
Und eben
dieses Zeichen wurde von einem PSA-eigenen Nachrichtensatelliten aufgefangen
und umgehend an die Funkzentrale weitergegeben.
X-RAY-1 gab
die neue Information augenblicklich an seinen Mann auf Mallorca
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