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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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sein.«
    Mehr wollte er nicht sagen, ohne Orland vorzugreifen, doch Rulfan und Dave erfuhren noch, dass die Flybusta nicht zum ersten Mal nach Tromsoy segelten.
    »Bereitet euch auf harte Zeiten vor«, raunte Master Tom hinter vorgehaltener Hand. »Der König von Tromsoy ist unserem Kapitän nicht sonderlich grün, denn wir haben sein Reich schon einige Male heimgesucht, um sein Vieh zu rauben und die Foydka-Brennereien seiner Untertanen zu plündern. Wenn er von unserer Ankunft erfährt, werden bald die Funken stieben.«
    Dann wurde Master Tom zu seinen Pflichten auf die Brücke gerufen. Bevor er sie übernahm, führte er Rulfan und Dave unter Deck des linken Rumpfes und wies ihnen die Kabine zweier Flybusta, die in der Nacht zu Orguudoo gefahren waren, als Quartier zu.
    Die Männer, die die Kabine gegenüber bewohnten, waren Ulaf und Boronin: Ersteren hatte man offenbar mit Letzterem zusammen einquartiert, damit er ein Auge auf ihn hielt. Als Ulaf Rulfan erblickte, nickte er ihm jovial zu. Er schien Männer zu schätzen, denen es gelang, ihm eins aufs Maul zu hauen. Der Albino nahm das Friedensangebot mit einem ebensolchen Nicken an. Es hatte keinen Sinn, Unfrieden an Bord zu schüren.
    Rulfan und Dave spürten nun die Strapazen der vergangenen Nacht, und da sie kaum ein Auge zugemacht hatten, übten die Strohmatratzen ihrer Vorgänger einen großen, fast magischen, Reiz auf sie aus. Nach wenigen Minuten waren sie fest eingeschlafen.
    ***
    Während der Lagebesprechung in Orlands Kabine bemerkte Laryssa, dass der Kapitän, der noch vor kurzer Zeit ein Nervenbündel gewesen war, wieder vor Kraft und Lebensfreude strotzte. Nun war er wieder der charmante Bursche, den sie im Finni-Gasthof kennen gelernt hatte. Dass dafür nur Boronins Koox verantwortlich war, ließ Laryssa schaudern. Was war das für ein Leben?!
    Die Konferenz, an der sie und Master Tom teilgenommen hatten, ergab folgendes: Die Kooxladung, die Ulaf an Bord der Genosse Troozki vermutet hatte, war ein Mythos. Dennoch steckte ein Körnchen Wahrheit dahinter: Kapitän Boronins Frachtunternehmen war nämlich, wie er bekannte, nur eine Tarnung für ein viel lukrativeres Geschäft. Meist war er auf See unterwegs, um die Britanischen Inseln und die nördlichen Hafenstädte Doyzlands mit eben jenem Stoff zu versorgen, nach dem auch Orlands Körper gierte.
    Damit die brisante Ware nicht der strengen Regierung seiner Heimatstadt Nydda in die Hände fiel – Drogenhandel wurde dort mit lebenslänglichem Kerker bestraft –, und er auch keine Lust hatte, das Koox an die Flybusta zu verlieren, hatte er in einer unzugänglichen Gegend der Insel Tromsoy ein geheimes Depot angelegt. Und zwar in einem von ihm persönlich entdeckten, keiner Menschenseele bekannten unterirdischen Labyrinth, von dem er vermutete, dass es die Ilaner einst angelegt hatten, die, so ging die Sage, nach Kristofluu gen Süden gezogen waren, um an der Küste Norwejas zu siedeln.
    Deswegen lautete nun der Plan, Tromsoy anzusteuern, sich bei Nacht und Nebel an Land zu schleichen, das Labyrinth der Ilaner ausfindig zu machen und das gebunkerte Koox auf die Sturmbraut zu bringen. Kapitän Boronin saß bereits an einer Lageskizze, die es ihnen ermöglichen würde, die heiße Ware schnell zu finden.
    »Wir müssen vorsichtig vorgehen«, sagte Kapitän Orland mit einem verlegenen Grinsen, »weil auf Tromsoy jemand haust, mit dem ich in Fehde liege.«
    »Wer ist dieser Jemand?«, hatte Laryssa gefragt.
    Orland zog eine grimmige Miene. »König Skölnir. Eigentlich ist er ein Nichts. Aber äußerst rachsüchtig und mindestens doppelt so tückisch wie König Eisenarm – möge die Erde ihn verschlingen. Außerdem gebietet er über fünf Mal so viele Schwerter wie wir.«
    »Willst du diesen Dampferkapitän wirklich freilassen, wenn wir die Ware an Bord haben?«, hatte Master Tom sich erkundigt. »Seine Aussage könnte uns aufs Schafott bringen.«
    »Pah.« Orland lachte. »Was will er denn aussagen? Dass wir ihm sein Koox gestohlen haben? Er würde sich selbst ans Messer liefern.«
    Master Tom grinste. »Auch wieder wahr.«
    Kapitän Orland stand auf und warf einen Blick aus einem Bullauge. »Außerdem brauchen wir ihn noch, denn er behauptet, dass die Einfahrt zu seinem Depot so gefährlich sei, dass nur er in der Lage wäre, die Sturmbraut durch die Rinne zu manövrieren.« Er zuckte die Achseln. »Und damit könnte er durchaus Recht haben. Tromsoy ist an Unwirtlichkeit kaum zu überbieten, und ich habe

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