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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Eindruck von uns.«
    Die harten Kerle sahen einander an, und in ihren Gesichtern stand wahlweise ein schlichtes »Häääh?« oder ein differenzierteres »Verarscht er uns jetzt?« geschrieben.
    Orland räusperte sich. Dann rief er mit eindringlicher Stimme: »Ihr könnt Eure Kabine verlassen, Kapitän Boronin! Ihr habt nichts zu befürchten! Euer Schiff ist in unserer Gewalt, Eure Mannschaft gefallen! Übergebt mir als ein Mann von Ehre Euer Schiff und Euch wird nichts geschehen!«
    Schweigen. Vor und hinter der Eisentür.
    Nach einer halben Minute begann Kapitän Orlands mühsam aufrecht erhaltene Selbstbeherrschung zu bröckeln.
    Schweißperlen traten auf seine Stirn.
    Laryssa schaute Fuchsgesicht an. Der Zweite Offizier erwiderte ihren Blick. Dann machte er hinter Orlands Rücken eine Handbewegung, die alles sagte: Daumen und Zeigefinger gespitzt zur Nase geführt. In einschlägigen Kreisen jene Geste, mit der man einen Sniif verlangte.
    Ihre Beobachtung war also richtig gewesen: Der Kapitän war süchtig. Und ihm musste der Stoff ausgegangen sein. Jetzt litt er unter Entzugserscheinungen. Die »fette Beute«, von der er auf dem Katamaran gesprochen hatte, war offenbar noch nicht gefunden worden. Anzunehmen, dass Boronin sie in seiner Kabine versteckt hielt.
    Orland wartete noch einige weitere Sekunden, dann drückte er sein Ohr an die Eisentür, während dicke Schweißperlen von seiner Stirn tropften. »Hör zu, Boronin!«, rief er gepresst, die Höflichkeit aufgebend. »Ich weiß, was ihr geladen habt! Wenn du nicht sagst, wo du das Zeug versteckt hast… bei Wudan, ich bin fähig, das Schiff unter deinem Arsch in die Luft zu sprengen!«
    Keine Antwort.
    »Hast du nicht gehört, Kapitän?!«, rief Orland noch lauter und hieb mit der flachen Hand gegen die Eisentür. »Wo ist das Koox?! Ich sprenge diesen Kahn mit dir zusammen in tausend Stücke, verdammt!«
    »Ja«, kam plötzlich die dumpfe, mit zaghafter Stimme gesprochene Antwort, »ich kann Euch hören, aber…«
    Laryssa spitzte die Ohren. Sie glaubte fast, den unsichtbaren Sprecher schlucken zu hören.
    »Aber…?!«, schrie Orland.
    »Ich fürchte«, fuhr die zaghafte Stimme fort, »Ihr seid einer Fehlinformation aufgesessen. Wir haben kein Koox geladen.«
    Orland wankte zurück. Ein Schlag in die Magengrube hätte keine schlimmere Wirkung auf ihn haben können. Fuchsgesicht wollte ihn stützen, doch der Kapitän stieß ihn beiseite. Nun war es mit seiner Beherrschung endgültig dahin. »Damit hast du dein Todesurteil gesprochen!«, brüllte er. »Du bist tot! Tot !«
    »Haltet ein!«, rief Boronin. »Dass ich kein Koox geladen habe, bedeutet nicht, dass ich keins besitze!«
    »Was?!« Orland senkte sofort seine Stimme. Neue Hoffnung schien ihn zu durchströmen. Er trat wieder an die Tür heran.
    »Gib es heraus«, forderte er, »und ich verschone dich! Ich verspreche es! Gib mir das Zeug und du rettest deinen Hals!«
    »Ja, aber für wie lange?«, fragte der Mann hinter der Tür »Ich mache Euch ein Angebot.«
    »Wie viel hast du bei dir?«, fragte Orland gierig. Er presste seine Handflächen an die Tür.
    »Es sind nur zehn Gramm«, erwiderte der Dampferkapitän.
    »Aber wenn Ihr mich verschont, führe ich Euch zu meinem geheimen Depot, in dem ein Zentner Koox lagert.«
    »Ahhh« Orland gewann zusehends seine Beherrschung – und damit auch sein Höflichkeit – zurück. »Das ist ein Wort! Ich nehme Euer Angebot an, Kapitän. Nun kommt heraus.«
    »Mir geschieht kein Unheil?«, fragte Boronin zweifelnd.
    »Kommt raus, kommt raus«, bekräftigte Orland. »Ihr seid sicher, mein Ehrenwort gilt. Ihr zeigt mir Euer Depot, und dafür schenke ich euch die Freiheit.«
    »Na schön«, sagte Boronin resigniert. »Ich habe ja ohnehin keine Wahl.«
    Laryssa hörte das Knirschen eines Schlüssels im Schloss, aber sie blieb nur so lange, bis sie der einäugigen und irgendwie schlitzohrig wirkenden Gestalt ansichtig geworden war, die kurz darauf ins Freie trat. Es gab an Deck viel zu tun…
    ***
    Nachdem die Beute umgeladen und verstaut war, kehrten die Flybusta an Bord des Katamaran zurück. Auch David McKenzie und Rulfan, der Wulf auf beide Arme genommen hatte, wurden per Flaschenzug auf die Sturmbraut gehievt.
    Nachdem der Albino seinen vierbeinigen Begleiter auf Anweisung des Zweiten Offiziers einen Maulkorb angelegt und am Hauptmast angekettet hatte, stand er, von Dave und allerlei zwielichtigen Gestalten umgeben, auf den rechten der beiden Schiffsrümpfe und

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