092 - Schreie aus dem Sarg
auf dem Boden liegen, und die Tür zu Petulas Zimmer stand offen.
»Petula!« schrie der Gangsterboß und eilte seiner Schwester zu Hilfe. Als er sah, was in ihrem Zimmer passierte, hätte er beinahe wieder die Beherrschung verloren.
Petula lag mit zerfetztem Kleid auf dem Bett, Roc Natwick befand sich über ihr und wollte sie umbringen!
Yora hatte gesagt, man könne den Zombie vernichten, indem man sein Gehirn zerstörte. Bosco hätte das beinahe getan. Jetzt erst kamen Bill O'Hara und Erroll Cosby aus ihren Zimmern. Sie wirkten verstört, fuchtelten mit ihren Kanonen herum, einer eine Gefahr für den anderen.
»Roc!« brüllte Chet Bosco außer sich vor Wut. »Laß sie in Ruhe!«
Natwick gehorchte augenblicklich. Petula zitterte und schluchzte. »Er… er hat den Verstand verloren. Er wollte mich umbringen!« schrie das blonde Mädchen.
»Es ist okay«, sagte der Gangsterboß. »Er wird dir nichts mehr tun, Petula. Er gehorcht mir. Komm zu mir, Roc.«
Natwick setzte sich in Bewegung. Er verließ Petulas Zimmer.
»Chet, was ist mit ihm?« fragte das Mädchen mit bebender Stimme.
»Er ist tot.«
»Aber er lebt doch.«
»Ja, er ist ein Zombie.«
Jetzt glaubte Petula, selbst übergeschnappt zu sein.
»Ist alles in Ordnung, Boß?« fragte Bill O'Hara.
»Ich hätte ihm verbieten müssen, zu Petula zu gehen, aber ich nahm an, der würde nur tun, was ich ihm befehle.«
»Was ist mit Blister?« fragte Erroll Cosby.
»Tot«, sagte Bosco. »Ihr schafft ihn aus dem Haus.«
»Sollen wir ihn draußen begraben?«
»Ja, aber nicht zu nah am Haus. Komm her, Roc. Du bleibst meiner Schwester von nun an fern, klar? Und du bringst keinen meiner Leute mehr um, sonst bist du dran. Geh! Geh! Verschwinde. Du hältst dich nur noch unten auf. Hier oben hast du nichts zu suchen.«
Natwick ging. Während O'Hara und Cosby den Toten davontrugen, begab sich Bosco zu seiner Schwester. Er nahm sie in die Arme und streichelte sie.
»Beruhige dich. Es ist vorbei. Es ist zum Glück ja nichts passiert. Willst du ausnahmsweise ein bißchen Koks, damit du dich rascher entspannen kannst?«
»Chet, ich… ich verstehe das alles nicht…«
»Du hast recht, es ist schwer zu verstehen. Es ist alles ziemlich verwirrend.«
»Verwirrend? Es ist verrückt. Total verrückt.«
»Mach dir keine Gedanken, Petula. Ich verbürge mich dafür, daß dir niemand mehr etwas tun wird. Du brauchst keine Angst zu haben. Nimm eine Schlaftablette und geh zu Bett. Ich werde versuchen, dir morgen alles zu erklären.«
***
Ich hörte die Schreie des Mädchens in meiner Zelle und hätte gern geholfen. Aber ich konnte nicht raus. Das Mädchen mußte große Angst haben. Todesangst. Ihre Schreie gellten durch das ganze Haus des Gangsterbosses und hallten durch den finsteren Keller.
Wieder suchte ich nach einer Möglichkeit, die Zelle zu verlassen. Seit ich wußte, daß das Gift des schwarzen Nagers mir nichts anhaben konnte, weil Marbu nicht von mir ablassen wollte, fühlte ich mich etwas besser.
Ich stand nicht mehr unter diesem fürchterlichen Zeitdruck, hatte keine Faust mehr im Nacken. Anlaß zu erleichtertem Aufatmen hatte ich jedoch nicht, denn früher oder später würde mich Yora abholen und fortbringen, und sie würde aus mir einen Zombie machen.
Es würde ihr ein ganz besonderes Vergnügen bereiten, mich gegen meine Freunde zu schicken, und mir würde nichts anderes übrigbleiben, als dem dämonischen Befehl zu gehorchen.
Ein Juwelenraub war geplant, und Terence Pasquanell würde daran teilnehmen. Aber mir waren die Hände gebunden. Ich konnte nichts tun.
Das Mädchen hörte auf zu schreien. Ich hoffte, daß ich das als gutes Zeichen deuten durfte. Nervös tigerte ich in der Zelle auf und ab. Immer wieder schaute ich zu dem kleinen vergitterten Fenster hoch. Vielleicht kam ich dort hinaus.
Ich streckte mich, erreichte das Gitter aber nicht. Ich mußte springen, und als sich meine Finger um das Metall schlossen, erkannte ich, daß ich diese Hoffnung begraben konnte.
Das Gitter war nicht nur äußerst massiv, es war zudem auch sehr solide im Mauerwerk verankert.
Seufzend ließ ich los. War das alles, was ich tun konnte? Resignieren?
***
Ein schwarzer Schleier hing vor Mildred Quinns hübschem Gesicht. Die Frau trug Trauer, denn sie hatte ihren Mann verloren. Sie war frühmorgens aufgewacht, und George hatte still und reglos neben ihr gelegen.
Er liegt da wie tot, hatte sie noch gedacht, aber dann war Panik in ihr hochgestiegen, als sie die
Weitere Kostenlose Bücher