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092 - Schreie aus dem Sarg

092 - Schreie aus dem Sarg

Titel: 092 - Schreie aus dem Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Wahrheit erkannte. Schreiend war Mildred aus dem Bett gesprungen und aus dem Schlafzimmer gestürmt. Sie wollte nur weg von dem Toten, denn vor Leichen hatte sie einen ganz entsetzlichen Horror.
    Das Grauen hatte sie so sehr geschüttelt, daß sie nicht wußte, was sie tun sollte. Sie hatte vier Whiskys getrunken und schließlich mit vibrierender Stimme den Hausarzt gerufen, und dieser hatte wenig später bedauernd den Kopf geschüttelt.
    »Tut mir leid, Mrs. Quinn. Da ist nichts mehr zu machen. Ihr Mann ist tot.«
    Und nun war die Beerdigung.
    Viele Trauergäste gab es nicht, denn George Quinn hatte kaum Freunde gehabt. Er war ein unleidlicher Egozentriker gewesen, und in seinem Haus hatte stets nur eine Meinung Gültigkeit gehabt: die seine.
    Er hatte Mildred nie gut behandelt, deshalb waren es auch Krokodilstränen, die sie heute um ihn weinte. Ehrliche Trauer empfand Mildred nicht.
    Eher Erleichterung. Nach dem ersten Schock kam das große Aufatmen. Ein starker Druck wich von Mildred. Sie brauchte keine Angst mehr zu haben. George konnte ihr nichts mehr tun. Er hätte sie umgebracht, wenn er draufgekommen wäre, daß sie einen Freund hatte. Nun brauchte sie nicht mehr zu befürchten, daß das Verhältnis aufflog.
    Vielleicht war es geschmacklos, daß Barry McQuaide, der Mann, mit dem sie George so fleißig betrogen hatte, jetzt neben ihr ging, aber sie brauchte jemanden, der sie stützte.
    Sie wollte das hier nicht allein durchstehen. Sollten die Leute reden, was sie wollten, das interessierte sie nicht. Sie hatte sich noch nie um andere Leute gekümmert, und sie wäre ihnen dankbar gewesen, wenn sie's genauso gehalten hätten.
    Mildred schluckte. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie diesen Sarg nicht ausgesucht, aber es gab so etwas wie einen Letzten Willen von George.
    Er war erst fünfzig gewesen, hatte aber schon an den Tod gedacht. Als hätte er geahnt, daß er nicht alt werden würde.
    In seinem Letzten Willen hatte er den Sarg beschrieben, in dem er dereinst beerdigt werden wollte. Es sollte ein Sarg mit einem Fenster sein, damit alle, die ihn auf seinem letzten Weg begleiteten, ihn noch einmal ansehen konnten.
    Und über dem Fenster sollten die Buchstaben R.I.P. stehen.
    Rest In Peace - Ruhe in Frieden.
    Es gab keinen Priester, denn George war bekenntnislos gewesen, und es gab auch keinen Grabredner. Mildred war der Ansicht gewesen, daß keine Ansprache nötig war.
    Der Redner hätte sich schwergetan, Georges Vorzüge herauszustreichen, denn George hatte keine gehabt. Nein, George Quinn sollte ohne großes Aufsehen diese Welt verlassen.
    Der Trauerzug hielt vor einem offenen Grab. Ein kalter Wind strich über den einsamen Gottesacker. Krähen hockten in den Bäumen und beobachteten mißtrauisch, was die Menschen machten.
    Jemand hielt der Witwe einen kleinen Metallbehälter entgegen, in dem sich Erde befand. Ein kleiner Schaufelstiel ragte heraus. Langsam senkte sich der Sarg in den engen Schacht, und Mildred blickte ihrem toten Mann in das bleiche, schmale Gesicht und flüsterte: »Adieu, George!«
    Dann griff sie nach der Spielzeugschaufel und warf ein paar Erdkrümel ins Grab. Barry McQuaide tat dasselbe. Auch die anderen Trauergäste machten diese symbolische Geste des Begrabens.
    Erdbrocken und kleine Steine trommelten auf den Sargdeckel. Mildred hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Sie wollte das nicht hören.
    Es hörte sich an, als wollte man den Toten wecken, dachte sie nervös.
    Sie wäre froh gewesen, wenn sie das alles schon hinter sich gehabt hätte. Vor allem haßte sie das schwarze Kleid und den schwarzen Mantel, den sie darüber trug.
    Die Welt will belogen sein, dachte Mildred Quinn, aber sobald sie zu Hause war, würde sie die schwarzen Sachen ausziehen, denn sie fühlte sich darin nicht wohl.
    Außerdem drückte die schwarze Farbe nicht aus, was sie wirklich empfand. Wieder trommelte Erde auf den Sarg. Mildred schaute nicht mehr in das offene Grab.
    Die Trauergäste gingen an ihr vorbei und drückten ihr die Hand. Sie dankte ihnen immer mit den gleichen Worten, egal, was sie sagten.
    Unten im Sarg geschah plötzlich etwas Unglaubliches. Die Lider des Toten zuckten, und gleich darauf öffneten sich seine Augen.
    Der Mann war scheintot gewesen!
    So etwas kommt sehr selten vor, aber hin und wieder passiert es. George Quinn war nicht wirklich tot gewesen, obwohl alle Anzeichen darauf hingewiesen hatten.
    Er war in eine totenähnliche Starre verfallen. Man hätte ihn beinahe

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