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092 - Schreie aus dem Sarg

092 - Schreie aus dem Sarg

Titel: 092 - Schreie aus dem Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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treffen. Er nahm den Kopf jedoch blitzschnell zurück, und meine Faust wischte haarscharf an seinem Kinn vorbei.
    Clay umklammerte mit beiden Armen meine Beine. Ich versuchte ihn abzuschütteln, doch es gelang mir nicht. Er bemühte sich, mich zu Fall zu bringen, und die Chancen, daß es ihm gelingen würde, standen nicht schlecht.
    Ray konterte, und Clay behinderte mich so sehr, daß ich mich nicht richtig entfalten konnte. Zwar gelang es mir noch, Ray einen Schwinger zu verpassen, der ihn beinahe umgerissen hätte, aber dann hackte er mit dem Revolver zu, und ich verlor das Bewußtsein.
    ***
    Petula Bosco war wütend. Wie eine Gefangene hielt sie ihr Bruder. Zum Teufel, sie war erwachsen, und sie wollte ein Leben führen, wie es ihr Spaß machte.
    Sie hatte keine Ahnung, was lief. Sie hatte Schüsse gehört, und im Haus hatte es einige Aufregung gegeben, doch nun war es still. Alle schienen zu Bett gegangen zu sein.
    Alle bis auf jene, die Wache hatten. Irgend jemand paßte immer auf, daß sich niemand unbemerkt in dieses Haus schleichen und Chet etwas antun konnte.
    Petula nahm an, daß Roc nicht mehr lebte. Chet hatte ihn nicht ins Krankenhaus gebracht, sondern hierher mitgenommen. Man würde ihn auf dem großen Grundstück begraben, wenn er tot war. Niemand würde Roc Natwick hier suchen.
    Petula hatte Roc nicht geliebt. Es war nur eine körperliche Sache gewesen. Dennoch war es für sie wie ein Alptraum, daß sie dabei zusehen mußte, wie Chet ihn niederschoß.
    Sie würde das nie vergessen. Sie hatte zum erstenmal auch Angst vor ihrem Bruder.
    Andere Mädchen in ihrem Alter konnten tun, was sie wollten. Wenn sie jeden Tag mit einem anderen schliefen, war das auch in Ordnung. Es ging nur sie etwas an. Sie waren niemandem Rechenschaft schuldig.
    Petula wollte auch so ein Leben führen. Frei, unabhängig, selbständig. Sie war schließlich nicht Chets Leibeigene. Sie wollte von seinen großen Plänen, die er mit ihr hatte, nichts wissen.
    Was sollte sie in der High Society? Dort hätte sie sich nicht wohlgefühlt, aber darauf nahm Chet keine Rücksicht. Er bestimmte einfach, und alle mußten gehorchen. Wehe, wenn einer nicht nach seiner Pfeife tanzte, dem ging es schlecht.
    Geschlagen hatte er sie. Vor Bill O'Hara und Erroll Cosby. Es war nicht das erstemal gewesen, daß er sie gezüchtigt hatte, aber die anderen Male war niemand dabei gewesen.
    Sie hatte genug von diesem goldenen Käfig. Sie wollte hier nicht mehr leben. Am Tag war es schwierig, von hier zu verschwinden. In der Nacht war es ein bißchen einfacher.
    Petula kannte Schleichwege, kannte die Gewohnheiten der Männer, die das Haus bewachten. Wenn es jemand schaffte, an den Wachen unbemerkt vorbeizukommen, dann war sie es.
    Sie würde nicht in London untertauchen, denn ihr Bruder würde gleich wieder Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie zu finden. Nicht einmal in England war sie vor seinen Spürhunden sicher, denn sie hatten gute Nasen.
    Das hatten sie bewiesen, als sie sie in Southend on Sea aufstöberten. Petula plante, England zu verlassen.
    Sie hatte Geld gespart. Geizig war Chet nie gewesen. Wenn sie Geld haben wollte, hatte er ihr immer welches gegeben. Was sie nicht ausgegeben hatte, hatte sie in einer Blumenvase versteckt.
    Diese plünderte sie nun.
    Mit dem Bargeld würde sie sich ein Flugticket kaufen und zwei Wochen in irgendeiner europäischen Stadt leben können. Paris? Rom? Wien? Sie wußte noch nicht, wohin sie fliegen würde. Das hing davon ab, wohin der nächste Flug ging.
    Außerdem besaß sie noch ein Banksparbuch… Finanzielle Sorgen würde sie in der nächsten Zeit nicht haben.
    Sie holte Sparbuch und Reisepaß aus dem Schrank. Dann schlich sie auf Zehenspitzen zur Tür. Draußen war es seit längerem still. Petula hoffte, daß Chet die Wache abgezogen hatte.
    Wenn nicht, dann sollte der Mann wenigstens schlafen.
    Sie erreichte die Tür, legte das Ohr ans Holz und lauschte mit angehaltenem Atem. Grabesstille im ganzen Haus. Wunderbar. Petula löschte das Licht und griff nach dem Türknauf.
    Obwohl sie nicht annahm, daß noch jemand draußen stand, war sie sehr vorsichtig. Nicht das geringste Geräusch verursachte sie. Behutsam zog sie die Tür auf und blickte durch den schmalen Spalt. Ein vertikaler Lichtschein fiel auf ihr Gesicht, denn völlig dunkel war es im Haus nie. Anordnung von Chet. Er haßte absolute Dunkelheit.
    Zuerst erblickte Petula nur einen leeren Stuhl, aber dann sah sie den Mann, der dafür verantwortlich

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