092 - Schreie aus dem Sarg
Bett.«
Bosco hatte sich warmgeredet. Nun schlug er zu. Petula schrie auf und fiel zu Boden.
Roc Natwick keuchte: »Bitte beherrsch' dich, Chet!«
»Halt dich da raus!« brüllte ihn Bosco an. »Das ist eine Familienangelegenheit!«
»Du mißverstehst die Situation, Chet.«
»Was ist denn da mißzuverstehen?«
»Es… es ist nichts zwischen Petula und mir vorgefallen.«
»Du hältst mich wohl für einen ausgemachten Idioten.«
»Wenn du's genau wissen willst, wir waren noch nicht soweit.«
»Wie ich meine mannstolle Schwester kenne, hat sie dir schon während der Fahrt hierher keine Ruhe gelassen, und du hast es genossen, du Schwein!« Bosco wandte sich wieder an seine Schwester. Sie schluchzte und rieb sich die glühende Wange. »Steh auf, du verkommenes Früchtchen!«
Als sie nicht gehorchte, nickte Bosco seinen Gorillas zu, und die stellten das weinende Mädchen auf die Beine.
»Verdammt, Chet, du hast mich geschlagen!« schluchzte sie. »Dazu hast du kein Recht!«
Das trug ihr eine zweite Ohrfeige ein. Obwohl Natwick Angst hatte, trat er vor das Mädchen.
»Das reicht, Chet. Sie kann nichts dafür. Wenn du deine Wut unbedingt abreagieren willst, tu's an mir, denn ich bin der Schuldige. Ich habe Petula überredet, mit mir nach Southend on Sea zu fahren.«
Bosco kniff die Augen haßerfüllt zusammen. »Jedermann weiß es, Roc. Jedermann weiß, daß meine Schwester zu gut ist für Kerle wie dich. Ich habe Pläne mit ihr: Ich werde ihr einen reichen Politiker kaufen, oder einen Staranwalt, einen Lord. Wie konntest du es wagen, sie mit deinen dreckigen Fingern zu berühren?«
»Es… es tut mir leid, Chet. Ich weiß, daß ich es nicht hätte tun sollen, aber manchmal ist das Fleisch schwach…«
»So? Leid tut es dir? Sicher, es wird dir leid tun - sehr leid!« Bosco schlug zu, und der Schmerz machte Natwick rasend.
Er wußte plötzlich nicht mehr, was er tat, stürzte sich auf den Gangsterboß und drosch mit seinen Fäusten in blinder Wut auf ihn ein. Bosco prallte gegen die Wand.
Natwick griff nach seiner Kehle und drückte zu. Zorn und Haß verzerrten Boscos Gesicht. Er riß seine großkalibrige Pistole aus dem Hosenbund, richtete sie auf Natwick und zog den Stecher durch.
Wie vom Blitz getroffen brach der Mann zusammen.
***
Ich brauchte Terence Pasquanell nicht mehr zu suchen. Er hatte mich gefunden. Mit mordlüsternem Blick starrte er mich an, aber es war nicht der Untote, der sich hinter mir befand, sondern eine Ratte mit den Augen des Werwolfjägers.
Pasquanell war das Opfer einer magischen Attacke geworden. Ihm war dabei nicht nur sein Herz geraubt worden, er hatte auch seine Seele verloren, und diese befand sich nun in der Dämonenratte, die es irgendwie geschafft hatte, in meinen Rover zu gelangen.
Ich hatte in der Klinik zwei solche schwarze Nager vernichtet, und nun hatte ich es mit dem dritten Biest zu tun. Mehr Ratten gab es zum Glück nicht.
Das überdurchschnittlich große Tier duckte sich zum Sprung. Es hockte auf der Kante der Rückenlehne im Fond. Jetzt stieß sich die Ratte ab.
Sie tat es ungemein kraftvoll. Ich drehte mich um. Mein Wagen war zwar keine enge Sardinenbüchse, aber für einen solchen Kampf dennoch ungeeignet.
Der Sitz, sonst so körpergerecht und bequem, machte mir das Umdrehen schwer. Das Lenkrad behinderte mich. Die Nackenstütze war mir im Weg, der Schalthebel ebenfalls.
Die Ratte war mir gegenüber hier drinnen im Vorteil. Ich spürte einen Schlag an der Schulter. Ihre Krallen bohrten sich durch meine Kleidung.
Ich schlug nach dem Biest, das meinen Hals erreichen wollte. Ich versuchte die Ratte von meiner Schulter zu fegen, und als das nicht klappte, packte ich das Tier mit beiden Händen.
Es hielt sich fest. Es drehte den Kopf hin und her und versuchte mich zu beißen. Hart und muskulös war das Tier. Es ließ nicht los. Ich schlug wieder mit der Faust zu.
Da gruben sich die scharfen Nagezähne in meine Schulter, und ich schrie vor Schmerz auf. Ich kannte die Wirkung eines solchen Bisses. In der Klinik waren ein Patient und eine Krankenschwester von Ratten verletzt worden.
Eine magische Blutvergiftung war die Folge gewesen, und wenn Mr. Silver nicht mit seiner Silbermagie helfend eingesprungen wäre, wären die Opfer nicht zu retten gewesen, denn mit Medikamenten konnte man einer magischen Vergiftung nicht beikommen.
Jetzt ließ der schwarze Nager los. Ich schleuderte ihn gegen die Beifahrertür, aber er kam wie ein Gummiball gleich wieder zurück
Weitere Kostenlose Bücher