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0920 - Mandragoros Alptraum

0920 - Mandragoros Alptraum

Titel: 0920 - Mandragoros Alptraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schimmerten ölig. Bill fluchte wütend und wollte mit seinen Händen die verdammten Lianen an seinen unteren Beinen durchreißen.
    Das schaffte er nicht.
    Ich wollte ihm helfen, als ich die beiden Schatten schräg über mir entdeckte.
    Wie Peitschen durchschnitten sie die Luft, um auf mich niederfallen zu können. Wahrscheinlich würden sie sich um meinen Hals wickeln und mir die Luft abwürgen.
    Ich tauchte weg. Die Enden klatschten gegen das Holz einer Kirchenbank, rutschten nach unten und hätten Bill ebenfalls erwischt, wenn es mir nicht gelungen wäre, ihn aus der Bank zu ziehen.
    Ich hielt ihn fest, als ich ihn aufgerichtet hatte, da er ja nicht laufen konnte. Zwar bewegte er seine Beine, aber die verdammten Pflanzenfesseln wollten nicht nachgeben.
    Ich zerrte ihn weiter zurück.
    Gleichzeitig spürte ich den Gegendruck. Die Pflanzen hingen irgendwo fest und spannten sich, als ich mit meinem Freund zusammen den Ausgang erreichen wollte.
    »Kapp sie doch!« keuchte Bill.
    Das tat ich auch, aber ich nahm kein Messer, sondern mein Kreuz zu Hilfe.
    Kaum hielt ich es in der Hand, als es für einen Moment grün wurde. Als hätte es einen Gruß aus Aibon empfangen. In der Mitte zeichnete sich schwach ein Gesicht ab, das aber sehr schnell wieder verschwunden war. So schnell wie die Fesseln bei meinem Freund.
    Die natürlichen Bänder rollten sich mit rasender Geschwindigkeit auf und waren wenig später aus unseren Blicken verschwunden.
    »Was war das? Was hast du getan, John?«
    »Komm jetzt mit!«
    Bill stellte auch keine Fragen mehr. Er war jetzt froh, die Kirche verlassen zu können. Neben mir stolperte er her, und erst draußen blieben wir stehen.
    Beide atmeten wir schwer, Bill keuchte mehr als ich und schüttelte dabei den Kopf. »John, du kannst mich totschlagen, aber ich weiß nicht, was das hier gewesen ist.«
    »Mandragoro.«
    »Verdammt, er ist – wir haben ihn doch nicht gesehen!« Flammend schaute er mich an.
    »Nur indirekt«, erwiderte ich. »Oliveiro ist zu seinem Diener geworden. Wenn du ihn siehst, dann schaust du dir gleichzeitig Mandragoros Alptraum an. Begreif das doch!«
    Bill senkte den Kopf. »Er ist also sein Geschöpf! Kann man das sagen, John?«
    »Im Prinzip schon.«
    Bill verdrehte die Augen. »Ich komme da nicht mit. Er hat das Zeug getrunken, aber Mandragoro haben wir bisher nur in unseren Breiten erlebt, nicht hier.«
    »Er ist überall. Er ist ein Wächter. Er hat seine Fühler ausgestreckt. Welche das genau sind, kannst du nicht sagen, und ich habe ebenfalls keine Ahnung. Wir beide wissen nicht, wozu Mandragoro in der Lage ist. Je mehr die Menschen die Umwelt traktieren, um so stärker wird er, habe ich den Eindruck.«
    »Und um so rücksichtsloser.«
    Ich mußte bitter lachen. »Da hast du recht. Aber irgendwie habe ich auch Verständnis.«
    »Du akzeptierst die Toten, John?«
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Keine Toten, aber ich akzeptiere gewisse Denkzettel, die Menschen wachrütteln. Das meine ich.«
    Bill strich sein Haar zurück. »Die Grenzen sind da leider fließend. Mandragoro hält sich nicht an Gesetze, die von uns gemacht worden sind. Er geht seinen eigenen Weg.«
    »Und wir ebenfalls.«
    »Sicher.«
    »Aber welchen? Was hast du vor?« Der Reporter schaute sich um.
    Auch ich hatte festgestellt, daß die Umgebung der Kirche unverändert geblieben war. Der Boden war nicht aufgebrochen, um noch weitere Pflanzen zu entlassen. Aber die Dunkelheit hatte mittlerweile die Kontrolle übernommen, und die Kirche wirkte wie ein bleiches, starres Gespenst.
    Die Luft stand und drückte. Ein bitterer Geruch durchzog sie, den wir auch auf der Zunge schmeckten. Abermals kam mir der Vergleich mit einer Säure in den Sinn.
    Die Welt um die beiden Häuser herum glich tatsächlich einer Hölle, und Wesen wie Mandragoro oder dessen Diener konnten sich dort sehr wohl ausbreiten.
    Ich stieß die Luft durch die Nase und wies mit der linken Hand auf eines der beiden dunklen und starren Gebilde. Vom Erdboden her schoben sie sich in die Höhe. Ihre braunschwarzen Flächen waren an verschiedenen Stellen durch helle Vierecke unterbrochen, die auf der gesamten Fläche ein unregelmäßiges Muster abgaben.
    »Wir werden uns das erste Haus vornehmen«, sagte ich.
    »Da wohnt auch Marcas, der Hausmeister.« Bill schüttelte den Kopf. »Verdammt«, sagte er, »Pepe wird von mir enttäuscht sein. Er hat auf mich gewartet. Ich habe es ihm versprochen, aber ich konnte mein Versprechen leider nicht

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