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0920 - Mandragoros Alptraum

0920 - Mandragoros Alptraum

Titel: 0920 - Mandragoros Alptraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geworden, obwohl ich nach wie vor meinem Beruf nachging. Ich setzte mich noch stärker für meine Gemeinde ein. Ich bekam Ärger, natürlich auch mit meiner Kirche, aber man wagte es nicht, mich auszustoßen.«
    Das akzeptierte ich zwar, nur war es mir nicht genug, und so sagte ich: »Sie müssen doch noch etwas anderes gespürt haben, denn in ihnen wühlte der magische Trank…«
    »Ja, es stimmt. Ich war ein anderer geworden. Ich erlebte die Natur hautnah. Ich wunderte mich nicht mehr darüber, daß ich nachvollziehen konnte, wie Pflanzen litten, wie sie schrien, wie sie sich untereinander verständigten, wie sie ausbluteten, als Menschen hier den Tropenwald wegrodeten. Die Rufe nach Hilfe und nach Rache waren für mich eine einzige Qual, die ich immer wieder erleben mußte, mit der ich aber nicht zurechtkam. Weil alles so neu für mich war, habe ich mich in den ersten Wochen einfach nur verkrochen, aber ich kehrte aus meiner Höhle zurück. Meine innere Isolation war vorbei, und so merkte ich allmählich, daß meine Kraft zunahm. Es kamen Verbindungen zustande. Ich fühlte mich wieder als ein Teil des Waldes, und als ich drei Menschen begraben mußte, zwei Frauen und ein Mann, die bei der Rodung umgekommen waren, da holte ich sie wieder aus ihren Gräbern hervor, um sie in den Wald zu schaffen, wo sie auch gestorben waren. Es geschah in der Nacht, und ich erlebte, welch eine Macht mir Mandragoros Trank gegeben hatte, denn von ihm hatte mein Freund das Rezept bekommen.«
    »Haben Sie die Menschen geopfert?«
    »Nein und ja. Es waren Tote. Ich habe sie der Natur zurückgegeben, und in dieser Nacht hörte ich zum erstenmal etwas konkret von der Rache der Wälder. Jetzt hatten sie einen mächtigen Helfer, denn Mandragoros Magie hatte auch den Weg zu ihnen gefunden. Sein Geist und seine Botschaft durchströmte die Verletzten, aber auch die Toten, die auf ihren grünen Inseln lagen und darauf warteten, daß die Kraft der Bäume, des Bodens und auch die des Wachstums in sie hineinglitt. Sie warteten nicht vergebens, denn sie kehrten in die Welt der lebenden Menschen zurück. Verändert zwar, eine Mischung aus Tierwesen und Menschen, dabei erfüllt von Mandragoros Macht, aber sie waren nicht zu stoppen, und sie machten denjenigen Angst, die für ihren Tod gesorgt hatten. Und auch mich erwischte es. Ich verwandelte mich ebenfalls. Ich spürte, wie mein Körper auseinanderglitt, wie er das menschliche Aussehen verlor und ich zu einem Stück Natur wurde.«
    »So wie jetzt!«
    »Genau – wie jetzt. Ihr seid die ersten, die nicht auf meiner Seite stehen und mich so sehen. Aber ich schaffe es auch immer wieder, mich zurück in einen Menschen zu verwandeln, doch nicht mehr in dieser Nacht. Sie ist wichtig geworden, denn die Natur und ich haben beschlossen, zurückzuschlagen.«
    »Und wie sieht das aus?« fragte Bill.
    »Wir werden das besetzen, was von Menschenhand errichtet wurde.«
    »Das Haus.«
    »Zuerst eines.«
    »Ist es schon geschehen?«
    »Wir sind dabei!« drang es aus dem Maul des Wesens, von dem wir uns nicht vorstellen konnten, daß es in zwei Existenzen existierte. Aber wir mußten es hinnehmen, und Oliveiro hatte nicht grundlos von seinem Plan gesprochen, denn er begann sich plötzlich zurückzuziehen. Die gesamte Masse geriet in Bewegung. Für uns sah es aus, als hätte jemand mit einem gewaltigen Brett auf den Schädel gedrückt, das aber nicht sichtbar war. Das Wesen auf dem Altar nahm eine andere Form an. Es wurde von diesem Druck zusammengepreßt, flachte ab, und als ich vor den Altar leuchtete, da sah ich, wie dieses weiche, grün und braun schimmernde Zeug in den Boden eindrang.
    Mandragoros Helfer verschwand!
    Auch Bill bemerkte es. Er stieß einen Fluch aus und erklärte mir, daß wir Oliveiro stoppen müßten.
    »Nicht jetzt, Bill!«
    »Doch!« Er war nicht zu halten. Die lange Inaktivität hatte ihn einfach zu stark genervt, er wollte es jetzt wissen und hatte dabei vergessen, wie mächtig der Veränderte doch war.
    Ich leuchtete ihm den Weg. Er sah im Licht der Lampe aus wie ein tanzender Schatten, als er sich plötzlich zurückwarf, weil ihn irgend etwas gestoppt hatte.
    Ich hörte ihn fluchen, sah ihn um sich schlagen. Im Halbdunkel der kleinen Kirche fiel er zur Seite und krachte gegen das äußere Ende einer Kirchenbank. Er rutschte hinein, blieb auf dem Rücken liegen, und als ich ihn erreichte, sah ich, daß sich um seine Beine die Pflanzen wie Stricke gewunden hatten.
    Sie waren zäh, sie

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