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0921 - Die Trennung

0921 - Die Trennung

Titel: 0921 - Die Trennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Keller.«
    Michel Tournier grinste. »Es wird doch nicht der Champions-League-Pokal sein?«
    »Nein, Paps, ganz ehrlich. Im Keller liegt ein Schatz. Ein ganzer Berg. Und er funkelt ganz toll.«
    »Ja klar, ein Schatz. Und wer, glaubst du, wäre wohl so nett, so einen Schatz in unserem Keller zu deponieren?«
    »Weiß ich doch nicht, Paps. Aber er ist da.«
    »Gut, er ist da. Aber soll ich dir mal was verraten? Der allergrößte Schatz ist immer noch deine Mama für mich. Würdest du mir also jetzt doch noch ein Bier holen, Junge? Ich habe so großen Durst, dass ich glatt die ganze Seine aussau… äh austrinken könnte, wenn sie voller Bier wäre.«
    »Ich hol dir ein Bier, klar. Aber komm doch mit, Paps und sieh dir den Schatz an. Damit du siehst, dass ich nicht lüge.«
    »Später, Marc. Ich will mich jetzt einfach ein bisschen ausruhen, bon? Zeig den Schatz doch einstweilen deiner Mam.«
    Wenig später erschien Maggie wieder im Wohnzimmer. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, sie war so weiß wie eine gekalkte Wand. Nach Luft schnappend, hielt sie sich am Türrahmen fest.
    »Michel, würdest du… eben mal mitkommen? Marcy, er … er …«
    »Was ist mit Marc? Was hast du denn auf einmal, Schatz? Ist dir nicht gut?«
    »Ja, nein… Komm und sieh dir das selber mal an. Ich glaube, ich bin übergeschnappt. Im Keller …«
    Michel Tournier begann allmählich ungeduldig zu werden. Er glaubte seinen Keller zu kennen. So gespenstisch war er nicht, als dass diese Hektik erklärlich gewesen wäre. Oder wollten ihn Maggie und Marc hier etwa veralbern?
    Ja, das musste es sein. Na gut, dann spielte er eben mit. Schräg grinsend folgte er Maggie in den Keller. Dort verging ihm das Grinsen allerdings umgehend. »Das ist… das ist …« Michel Tournier fand keine Worte. Benommen schloss er die Augen und öffnete sie wieder. Ein Traum? Nein. Das Funkeln und Glitzern blieb auch jetzt noch. Denn das, was die Bierkisten und einen Teil der Regale bedeckte, war tatsächlich ein Schatz. Edelsteine, Geschmeide, Perlen, Ringe, glänzende Trinkgefäße und dergleichen mehr bildeten einen fast zwei Meter hohen Berg.
    »Kneif mich, Maggie«, flüsterte Michel Tournier schließlich. »Ist vielleicht die englische Königin hier vorbei gekommen und hat ihre Kronjuwelen vergessen?« Er beugte sich über den Schatz und streichelte vorsichtig über einen goldenen Kelch, in der Erwartung, dass doch noch alles wie eine Seifenblase platzte.
    Sie platzte nicht. Mit einem schweren Schluckreiz im Hals zog Michel Fournier den Kelch aus dem Berg und betrachtete ihn.
    »Was soll ich mit dir tun?«, flüsterte er.
    ***
    Wales, Cwm Duad
    Zamorra lenkte seinen BMW durch die wildromantische Landschaft von Wales. Er fühlte sich schlaff und müde, seine Augen fielen immer wieder zu. So machte er zum wiederholten Mal kurze Rast, dieses Mal an einem einsamen kleinen Wildbach, der inmitten eines Waldes durch sein steinernes Bett rauschte.
    Zamorra setzte sich auf einen Stein, verschränkte die Arme vor der Brust, ließ den Kopf hängen und schloss die Augen. Das Rauschen des Wassers, das genauso wie das Zwitschern der Vögel beruhigend in sein Bewusstsein drang, verstärkte seine Müdigkeit schlagartig.
    Der Professor döste ein wenig ein. Dabei wollte er gar nicht in das Reich zwischen Wachen und Schlafen abgleiten, in dem das Unterbewusstsein vor allem die negativen Gefühle und Gedanken extrem verstärkte. Denn Zamorras persönliche Dämonen wüteten auch bei Tage schon schlimm genug. Er fühlte sich schlecht, niedergeschlagen, antriebslos und hätte die ganze Zeit am liebsten nur geschlafen.
    Jeder Schritt, jede Bewegung waren ihm zu viel und alles, was ihn beim Grübeln störte, machte ihn ungeheuer aggressiv. Und wenn es nur ein Autofahrer war, dem er für kurze Zeit seine Aufmerksamkeit schenken musste.
    Selbst das Wasser des Lebens in seinen Adern konnte diesen fürchterlichen Zustand, aus dem er momentan kaum noch herausfand, nicht verhindern.
    Nicole war weg!
    Selbst als sie am Morgen nach dem katastrophalen Streit in Lyon ihren Reisekoffer und ihren Laptop in den Caddy gepackt hatte, hatte er es noch nicht wahrhaben wollen. War betont lässig, mit den Händen in den Hosentaschen, daneben gestanden. Hatte gegrinst.
    Blöde gegrinst, während die Gesichter Williams, Patricias und Rhetts derweil einen Wettbewerb in Betretenheit veranstalteten.
    Du setzt mich nicht unter Druck. Nicht auf diese Weise. Wo willst du so unvorbereitet auch hin?
    Nicole

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