Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0921 - Die Trennung

0921 - Die Trennung

Titel: 0921 - Die Trennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
hatte sich verabschiedet. Herzlich von den anderen mit einem »Seid mir nicht böse, es muss einfach mal sein«, kühl von ihm, so, als sei er der Butler und nicht William: »Bitte versuch nicht, mich zurückzuhalten. Und schnüffle mir bloß nicht nach, lass mir die Zeit für mich. Ich muss Abstand gewinnen, dann sehen wir, wie’s weitergeht.« Danach hatte sie Dylan McMour und Anka Crentz, den neuen Dauergästen auf dem Château, die das Geschehen verschämt von ihren Fenstern aus verfolgt hatten, kurz zugewinkt.
    Wortlos war der Professor in den Nordturm gegangen. Durch die Panoramascheibe seines Arbeitszimmers hatte er dem weißen Caddy nachgeblickt, der winzig klein wie ein Spielzeugauto über die gewundene Straße tief unten durch das Loiretal brauste. Je weiter sich das Auto entfernte, desto schlechter war ihm geworden. So, als registriere er jetzt erst so richtig, was sich hier gerade abspielte. Nein, er hatte es schon vorhin gewusst. Und war dem Undenkbaren mit Ignoranz und demonstrativ zur Schau gestellter Gelassenheit entgegengetreten.
    Wie armselig.
    Mehr hast du nicht drauf, Professor, wenn es um das Wichtigste überhaupt in deinem Leben geht? Du Schrecken aller Dämonen, der du dich selbst aus den unlösbarsten Situationen befreit hast, hier versagst du so erbärmlich? Wehrst dich nicht einmal gegen das Drama, das sich hier abspielt?
    Drama?
    Nicole nahm doch nur eine Auszeit. Mehr nicht. Sein schmerzhaft zusammengezogener Magen signalisierte ihm, dass hier gerade mehr als ein Drama passierte, dass er im Begriff war, Opfer einer Katastrophe zu werden. Wie hatte er es gestern genannt? Super-GAU. Ja, genau so empfand er es. Jetzt, nach drei Tagen, noch mehr als zuvor.
    Zamorra fuhr aus seinem oberflächlichen Schlaf. Er schwitzte, sein Herz pochte hoch oben im Hals. Einen ganzen Tag hatte er gebraucht, um aus dem lähmenden Nebel zu treten, der ihn bis auf den tiefsten Grund seiner Seele durchdrungen hatte. Die Schwaden hatten immer nur ein Wort gebildet: WARUM? Dabei wusste er doch, dass Nici nur ein Opfer der Umstände war, dass ihr Wohl und Wehe entscheidend vom Zustand des Amuletts abhing.
    Dieses Wissen hatte sich allerdings einen harten, unerbittlichen Kampf mit den bösen Stimmen in seinem Hinterkopf geliefert, die ihm leise einflüsterten, dass er sich vielleicht ja etwas vormache, dass Nicoles Zustand keineswegs mit dem Befinden von Merlins Stern zusammenhänge.
    Vielleicht hat sie wirklich genug von dir. Einfach so. Fertig. Aus. Das passiert in Milliarden anderer Beziehungen, die auch einmal für die Ewigkeit geschmiedet wurden, ebenso. Die Dinge ändern sich, alles ist im Fluss.
    Warum sollte das bei Professor Zamorra und Nicole anders sein? Vor allem, wenn Nicole einfach nicht damit umgehen kann, dass Professor Zamorra in einem anderen Leben als Zauberer Tsa Mo Ra in China gelebt hat und mit einer Frau verheiratet war, die noch viel schöner war als Nicole. O
    ja, sie tut cool, wenn die Rede auf Tsa Mo Ra und die schöne Vampirin Shao Yu kommt. Aber sie hat viele Male gezeigt, dass sie das nicht wirklich cool lässt, dass sie eifersüchtig und verletzt deswegen ist. Obwohl du gar nichts für dein Leben als Tsa Mo Ra kannst, Zamorra. Das nagt stärker in ihr, als sie es jemals zugeben würde. So stark, dass sie nun eine Auszeit braucht, um irgendwie mit sich und dieser anderen Frau ins Reine zu kommen. Du wirst es auch noch erkennen, Zamorra, irgendwann, wenn sich deine Vernunft wieder durch den riesigen Berg aus Wut, Schmerz und Trauer gegraben hat. Natürlich willst du die Dinge momentan nicht so wahr haben, wie sie sind und suchst verzweifelt nach Entschuldigungen.
    Wie passend, dass sich das Amulett auch gerade… nun, nicht ganz regelkonform verhält. Was für ein schöner Rettungsanker! Natürlich, Nicole und Merlins Stern bilden eine Einheit, also muss ja das Amulett schuldig sein. Denn dass Nicole den Professor von sich aus verlässt, ist im großen Plan des Lebens nicht vorgesehen. Und hast du schon mal überlegt, ob es nicht vielleicht umgekehrt ist? Ob nicht Nicoles Verhalten das Amulett beeinflusst?
    Die immer wieder durchkommende Wut hatte Zamorra geholfen, diese überaus bösen, ja nachgerade dämonischen Gedanken abzuschütteln. Nun, da er wieder reinen Geistes war, hatte er die Regenbogenblumen im Keller Château Montagnes betreten, um sich in Caermardhin ausspucken zu lassen. Bei Asmodis. Um diesen zu größerer Eile zu drängen oder sich doch zumindest einen Zwischenbericht

Weitere Kostenlose Bücher