0921 - Kontakt auf Scharzo
erstemal seit längerer Zeit, daß Ashdon sich wieder zu Wort meldete.
„Abwarten!" war die knappe Antwort.
„Nur abwarten? Hast du nicht die Absicht, einen Kontakt herbeizuführen?"
„Das kannst du ruhig mir überlassen, Gorsty. Ich bin mit den Verhältnissen dieser Welt besser vertraut, als du ahnst. Es ist jedenfalls unmöglich, daß wir einfach in die nächste Stadt gehen und sagen: Da sind wir!"
„Warum nicht?"
Ellert ließ den Mann einen Seufzer ausstoßen.
„Weil der Großteil der Intelligenzen dieses Planeten davon überzeugt ist, die einzigen im Universum zu sein. Darauf hat sich ihre ganze Weltanschauung aufgebaut. Kannst du es verantworten, sie zum Einsturz zu bringen?
Eben nicht! Wir werden also nur Kontakt mit jenen aufnehmen, die anderer Meinung sind und uns suchen."
„Du meinst, es käme jemand? Die Gegend sieht nicht gerade sehr einladend aus."
„Eben! Und wer hierher kommt, will den Kontakt mit uns!"
„In Frieden?"
„Ich hoffe es."
Ellert lenkte seine Schritte zum Schiff zurück. Akrobath hatte seinen Posten in der Zentrale verlassen und schwebte ihm entgegen. „Da ist einiges im Gange", teilte er mit. „Die Regierung dieser Welt läßt das Gebiet der näheren Umgebung räumen und absperren. Sie gibt offiziell bekannt, daß wir eine von ihren Raketen sind, die abstürzte. Angeblich können wir jeden Augenblick explodieren."
„Ich habe mir Ähnliches schon gedacht, Akrobath. Aber das ändert unsere Pläne nicht. Wir passen auf und warten. Sie werden kommen."
*
An diesem Tag geschah nichts mehr von Bedeutung, aber der Helmempfänger blieb in Betrieb. Über private Stationen erfuhr Ellert von der Gruppe Torkas und dem Aufruf zu einem Treffen in der Nähe der Stadt Zorahn. Konkretes wurde zwar nicht gesagt, aber die Absicht dieser Gruppe religiöser Fanatiker schien klar zu sein: Man wollte trotz des Regierungsverbots zum Landeplatz der KARMA vorstoßen, um mit den „Söhnen Älzorans" Verbindung aufzunehmen.
Älzoran war die Sonne dieses Systems.
„Es wird Ärger geben", prophezeite Akrobath.
„Keine Sorge! Ich nehme an, diese Fanatiker werden nicht durch die Apsperrung gelangen. Die Regierung wird vor ihnen hier sein."
„Und selbst wenn es ihnen gelänge", warf Ashdon ein, „bedeutet das keine Katastrophe. Sie würden uns vielleicht sogar eher helfen als die Regierung."
„Du magst recht haben", gab Ellert widerwillig zu.
„Ihr beide seid in letzter Zeit so furchtbar nett zueinander", sagte Akrobath ein wenig spöttisch. „Habt ihr Krach?"
„Wir gehen jetzt schlafen", entschied Ellert, ohne auf die Frage einzugehen.
Akrobath sah dem Mann nach, bis er verschwunden war. Na schön, sollten die beiden selbst sehen, wie sie miteinander fertig wurden. Sie mußten ja, denn sie waren zwei Bewußtseine mit einem Körper.
*
Es war kurz nach vier Uhr nachmittags Ortszeit des zweiten Tages nach der Landung des FFGs.
„Da ist es!" sagte Polaz und deutete nach vorn. „Auf dem Berg jenseits der Geröllebene."
„Ich sehe es", erwiderte Ront ein wenig beklommen. „Es muß tatsächlich ein Raumschiff sein, das glatt gelandet ist. Was nun?"
Polaz überlegte nicht lange. Er gab den anderen Fahrzeugen entsprechende Anweisungen über Sprechfunk.
„Es steht schon zwei Tage dort, ohne daß sich etwas getan hätte. Das läßt zwei Schlüsse zu: Es ist unbemannt, oder die Besatzung ist tot."
„Was wäre mit einer dritten Möglichkeit?" fragte Ront.
„Und die wäre?"
„Sie lebt und wartet ab."
„Warum sollte sie das? Die Fremden sind uns technisch weit überlegen, sonst wären sie nicht hier. Sie hätten keinen Grund, uns zu fürchten und zu warten, bis wir Kontakt aufnehmen. Nein, die Landung verlief nicht glatt, wie es den Anschein hat. Wir fahren weiter."
„Wie Sie meinen, Polaz."
Die Kolonne setzte sich wieder in Bewegung. Das Gelände war unübersichtlich und voller Hindernisse. Die letzten Ansiedlungen lagen weit zurück. Hier in der Steinwüste lebte niemand mehr.
Sie durchquerten eine trockene Senke und erreichten den Fuß des flach ansteigenden Berges, auf dessen Gipfelplateau das fremde Schiff stand. Es stand da wie ein gewaltiges Denkmal, zweihundert Meter hoch.
„Gigantisch!" murmelte Polaz voller Anerkennung. „Was könnten wir alles von ihnen lernen, wenn sie bereit wären, ihr Wissen mit uns zu teilen!"
Ront gab keine Antwort. Er war zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt. Fast bereute er es, seinem Fraggo den versteckten
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