0922 - Mein Trip ins Jenseits
müssen ihn mit den eigenen Waffen und dazu noch in seiner Welt schlagen.«
»Das ist verrückt«, flüsterte Sir James.
»Aber nicht unmöglich.«
»Ich wage es nicht zu beurteilen.«
»Sir, ich brauche die Adresse eines Spezialisten. Sie kennen Gott und die Welt und werden mir da doch helfen können.«
»Ich rufe Sie zurück«, sagte er.
»Danke, Sir.«
Das Gespräch war beendet, und ich fühlte mich wie gebadet, so sehr schwitzte ich.
Suko hatte ebenfalls bemerkt, daß ich nicht mehr sprach, zog die Tür auf und wollte wissen, wie Sir James reagiert hatte.
»Gleich«, sagte ich, »laß mich erst mal raus.«
»Okay.« Mein Freund trat zur Seite und machte mir Platz. Besser war die Luft auch nicht geworden, aber doch nicht so stickig wie im Auto, dem eine Klimaanlage fehlte.
Neben dem Rover blieb ich stehen und zupfte mir die schweißfeuchte, klebrige Jeans von den Beinen. Um Sukos Neugierde zu befriedigen, sagte ich: »Sir James wird zurückrufen.«
»Soll ich das jetzt als positiv oder negativ auffassen?«
»Keine Ahnung. Lieber als neutral. Ich hoffe ja, daß er in seinem Club jemanden kennt, der wiederum mit einem dieser Spezialisten bekannt ist, wie ich ihn brauche.«
»Dann bist du noch immer fest entschlossen…?« fragte der Inspektor.
Ich betrachtete die roten Geranien, die aus einem Topf wuchsen. Er stand neben einer Haustür.
»Richtig, Suko, mein Entschluß gilt unverändert.«
»Sterben«, murmelte mein Freund und fügte hinzu: »Sterben ist auch nicht das Wahre.«
»Ich will mich ja nicht richtig verabschieden.«
»Das Risiko bleibt trotzdem.«
»Da muß ich dem Arzt vertrauen.«
Suko ließ nicht locker. »Ich frage mich, ob es das überhaupt wert ist. Mag Nathan sein, wie er will, John, ich bin der Meinung, daß wir ihn auch so packen.«
Ich pustete die Luft aus. »Da kannst du recht haben, aber er will seinen Tunnel ausbauen. Dafür muß er sich Seelen holen, wie auch immer. Er tötet also, aber dieses Risiko ist mir zu groß, wenn es auch auf eine andere Art und Weise geht.«
Er hob die Schultern. »Du bist erwachsen, aber ich rate dir trotzdem davon ab.«
»Das weiß ich.«
Wir warteten. Auch Jane war noch nicht zurückgekehrt. In dieser schmalen Straße war es ziemlich ruhig. Hin und wieder schaute jemand aus dem Fenster. Zwei Kinder verließen ein Haus und liefen dorthin, wo wir hergekommen waren.
In diesem Ort war man an Fremde gewöhnt. Es lag praktisch an der Strecke zu Schloß Windsor, und das war ein Muß, für Einheimische und Touristen.
Ich fragte mich, was ich unternehmen würde, wenn Sir James keinen Erfolg hatte. Dann standen wir erst mal im Regen und mußten den Killer auf die normale Art und Weise jagen. Allerdings schätzte ich Nathan als schlau genug ein, auch einer gesamten Fahndungsmaschinerie zu entwischen.
»Können wir denn dabeisein?« fragte Suko.
»Sicher.«
»Danke.«
Ich grinste. »Oder willst du mich begleiten?«
»Am liebsten würde ich. Ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt, dann aber eingesehen, daß einer von uns ja vernünftig bleiben muß. Zudem hoffe ich noch immer, daß Sir James dagegen ist, wenn wir dich nicht umstimmen können.«
Da sich das Telefon meldete, konnte ich mir die Antwort ersparen. Ich tauchte wieder in den Wagen und drückte den Hörer ans Ohr. Es war tatsächlich mein Chef, und natürlich lauschte ich zuerst dem Klang seiner Stimme.
»Sie sind bei Ihrem Entschluß geblieben, John?«
»Natürlich.«
Sir James kam sofort zur Sache. »Kennen Sie einen Professor Benson?«
»Nein, Sir.«
»Er ist Ihr Mann.«
»Oh…«
»Jetzt sagen Sie nicht, daß Sie überrascht sind. Sie haben doch damit gerechnet.«
»Gehofft, Sir.«
»Ich habe mit dem Professor gesprochen. Persönlich kenne ich ihn nicht. Er ist Mitglied in einem anderen Club, aber ein Clubfreund von mir hat mir den Gefallen getan und sich mit dem Spezialisten in Verbindung gesetzt. Benson ist auf seinem Gebiet eine Kapazität und in Fachkreisen weit bekannt. Er ist nicht nur Arzt, sondern auch Toxikologe, er kann mit Giften umgehen und sie fachgerecht einsetzen. Wie er bei Ihnen vorgehen wird, weiß ich nicht, aber das werden wir sehen.«
Jetzt, wo ich die Bestätigung bekam, rann mir schon ein Schauer über den Rücken.
»Sie sagen ja nichts. Freuen Sie sich so, John?«
»Mittelbar«, gab ich zu und fragte sofort im Anschluß: »Wo kann ich den Professor finden?«
»Er leitet das Benson-Institut. Dem angeschlossen ist ein kleines Sanatorium, aber
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