0922 - Mein Trip ins Jenseits
mich. Meine Freunde hielten sich zurück und saßen auf den Besucherstühlen, wobei sie sich alles andere als wohl fühlten und mit mir litten.
»Zufrieden?« erkundigte ich mich.
Der Professor schaute auf die Digitalanzeige des Blutdruckmessers und überlegte noch. »Doch, wir können es wagen. Er ist okay. Zwar nicht perfekt, aber das mag am Wetter liegen.«
»Sage ich auch immer.«
Es ging noch weiter, denn der Professor reichte mir ein Formular, dessen Text ich mir durchlesen mußte, um ihn anschließend zu unterschreiben.
Wenn ich das tat, war Benson aus dem Schneider. Er haftete für nichts, wenn es schiefging.
»Ist das jetzt mein Todesurteil?« fragte ich, als ich den Wisch unterschrieb.
»Nicht direkt«, gab Benson zu. »Aber es kann mal etwas schiefgehen, wenn Sie mich belogen haben.«
»Wieso das denn?«
»Was Ihre Gesundheit angeht.«
»Die ist okay.«
»Das will ich dann hoffen.«
Ich schaute mich in dem Zimmer um, das mir nicht nach einer Krankenbude aussah. »Wo sollen wir die Sache denn starten?«
»Nicht hier. Kommen Sie mit.«
»Was ist denn mit uns?« fragte Sir James.
Der Professor überlegte. »Ich denke, daß Sie alle vernünftig sind. Sie können sich dann im Hintergrund aufhalten.«
»Werden wir«, versprach Jane.
Benson hob einen Finger. Mit der anderen Hand strich er über sein glattes, schwarzes Haar. »Nun zu der eigentlichen Prozedur, Mr. Sinclair. Wie immer im Leben kommt es auch hier auf die Dosis an. Wenn Sie jeden Abend ein Glas Wein trinken, tut das gut, leeren Sie aber Abend für Abend eine oder sogar mehrere Flaschen, ist das weniger gut. Ich werde Ihnen eine genau bemessene Dosis eines Medikamentes eingeben, das Sie tötet.«
Beim letzten Wort zuckte ich zusammen, was auch Benson bemerkt hatte, aber er beruhigte mich, indem er von einem indirekten Tod sprach. Dann fügte er hinzu: »Sie werden klinisch tot sein, und genau das haben Sie ja gewollt.«
»Und damit ist garantiert, daß sich mein Geist löst und sich auf den Weg ins Jenseits macht.«
»Das denke ich schon. Sie kennen ja die Berichte der Personen, denen es passiert ist.«
»Ihnen auch?« fragte Jane.
Etwas ungehalten drehte sich der Professor um. »Wenn es Sie beruhigt, Miß Collins, ein Kollege hat ein ähnliches Experiment bei mir durchgeführt, und ich bin auch wieder zurückgekehrt.«
»Wie waren denn da Ihre Erlebnisse?«
Benson hob die Schultern. »Sehr neblig. Ich kann mich leider nicht mehr daran erinnern. Das ist wohl bei jedem Menschen verschieden, denke ich.«
Sir James wollte ebenfalls etwas wissen. »Wann merken Sie denn, daß es Zeit ist, den Patienten wieder zurückzuholen.«
»Das merke ich nicht, Sir, das liegt allein an der Dosis. Die Stärke der Infusion ist genau berechnet. So weiß ich bei einer bestimmten Lösung sehr genau, wie lange ich den Patienten in diesem Zustand halten kann.«
»Was war das Maximum?«
»Dreißig Minuten.«
»Das ist viel.«
»Es kommt auf die Person an. Auf die Konstitution.«
Ich meldete mich wie in der Schule. »Darf ich fragen, welche Zeitspanne Sie für mich vorgesehen haben?«
»Die Hälfte.«
»Also eine Viertelstunde?«
»Ja.«
Ich dachte nach. Würde es reichen? Ich wußte es nicht. Jedenfalls mußte ich in dieser Zeit den anderen Geist finden. Oder er fand mich. Ich hoffte, daß er auf mich, seinen Feind, fixiert war und sehr schnell mitbekam, in welch einer Ebene ich mich bewegte.
Auch wenn der Professor von einer halben Stunde gesprochen hatte, so würde die Zeit in meiner anderen Welt nicht so ablaufen wie in der normalen. Da gab es in dem Sinne überhaupt keine Zeit, denn dort waren alle irdischen Hemmnisse überwunden.
Ich habe nie besonders für Klimaanlagen geschwärmt, jetzt aber war ich froh, daß der Raum gekühlt wurde. Ich hätte sonst noch stärker geschwitzt.
Benson schaute mich an. »Ich bin soweit, Mr. Sinclair. Können wir dann gehen?«
»Wohin?«
»Nur zwei Räume weiter.«
»Ist klar.« Meine Stimme klang schon gepreßt, was auch Jane feststellte. Sie war als erste aufgestanden, kam zu mir und umfaßte meine Hand. »Bitte, John«, flüsterte sie mir zu, »noch kannst du es dir überlegen. Du kannst zurück, wenn du willst und…«
»Das weiß ich, und ich freue mich auch über deine Besorgnis, aber ich habe mich einmal dazu entschlossen und werde auch dabei bleiben. Ist das okay?«
»Nein, für keinen von uns.«
Im Prinzip hatte sie recht. Auch Suko und Sir James schauten mich an, als würden sie zu
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