0922 - Mein Trip ins Jenseits
meiner Beerdigung gehen, aber ich vertraute einfach auf mein Glück.
Der Professor war schon vorgegangen und öffnete im Flur eine weitere Tür. Dort lag der Raum, in dem es passieren sollte, und auch mir kam es plötzlich vor, als wäre ich dabei, die eigene Gruft zu betreten. Mir war ziemlich flau im Magen. Mein Herzschlag hatte sich außerdem beschleunigt.
Noch konnte ich zurück, brauchte mich nicht auf die Lederliege legen, die von einem weißen Tuch bedeckt wurde. Um die Liege herum standen zahlreiche Apparate, ich sah auch einen zur Hälfte gefüllten Tropf, und über der Liege schwebte eine Lampe mit mehreren kalten Augen.
Benson schaltete es ein. Das Licht war grell, aber er dimmte es sofort herunter, damit nur ein schwacher Schein auf den zentralen Punkt fiel.
Ich zog meine Jacke aus, entledigte mich auch der Schuhe und lockerte den Hosengürtel. Dabei hatte ich den Eindruck, daß ich es nicht war, der dies tat, sondern ein Fremder, von dem ich nur beobachtet wurde, aber die Gedanken mußte ich entfernen.
Jane drückte meine Hand und schaute mich an. Sie hatte Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten, und auch ich spürte den Kloß im Hals. Der Professor kümmerte sich nicht um uns. Aus einem Wandsafe holte er die Spritzampulle hervor und drapierte sie auf einem Tablett mit einem sauberen Tuch.
Der Raum war ziemlich groß. Da sich das Licht nur auf den Bereich der Liege und der Instrumente konzentrierte, lag der übrige Teil zumeist im Halbdunkel. Die Wände zeigten einen grünlichen, warmen Anstrich. Der Fußboden war glatt, ohne Muster.
Ich schaute Jane an. Dabei strich ich über ihre Wange. »Wird schon schiefgehen.«
»Hoffentlich.«
»Sie können jetzt, Mr. Sinclair.«
»Einen Augenblick noch, Professor«, meldete sich Sir James. Er wollte mit mir sprechen und fragte:
»Sind Sie sich auch jetzt noch im klaren, was Sie tun, John?«
»Hundertprozentig.«
Jane mußte noch etwas loswerden. »Wenn du an den Film Flatliners denkst, so braucht es hier nicht zu laufen. Das war Film, das waren Medizinstudenten, die Experimente durchführten…«
»Ja, ich weiß, und du bist auch keine Julia Roberts.«
»Stört es dich?«
»Nicht im geringsten.«
»Den Film kenne ich auch«, meldete sich der Professor. »Wir nehmen hier einen anderen Weg. Wir verwenden einfach ein gewisses Gift, das Sie für eine gewisse Zeit aus dem Verkehr zieht. Das Gegenmittel liegt bereit. Wenn ich nicht wüßte, daß es klappt, hätte ich mich nicht bereit erklärt, diesen Weg zu gehen. Das wollte ich noch einmal gesagt haben.«
»Danke«, erwiderte ich lächelnd. »Das hat sehr beruhigend geklungen.« Als ich Jane einen Kuß auf die Lippen hauchte, fühlte sich ihr Mund kalt an. Ihre Hand rutschte aus der meinen, und sie zog sich mit leisen Schritten in den Hintergrund zurück, wo auch die anderen warteten.
Der Professor deutete auf die Liege. »Bitte sehr, Mr. Sinclair, wir können anfangen.«
»Klar.« Das Wort hatte etwas kratzig geklungen, und ich räusperte mich, bevor ich mich auf das Laken setzte und mich dann sehr langsam nach hinten fallen ließ.
Der Professor kümmerte sich um die Spritzampulle. »Entspannen Sie sich, Mr. Sinclair«, sagte er dabei. »Sie werden nur einen kurzen Einstich spüren, aber das kennen Sie ja.« Er beschäftigte sich noch mit meinem Arm, suchte eine Vene, war zufrieden, als er sie gefunden hatte, und hielt noch einmal die gefüllte Ampulle gegen das Licht.
Eine Luftblase befand sich nicht darin. Es konnte also nichts schiefgehen, wie er sagte.
Ich kam mir jetzt vor wie das Opfer, das seinen Henker sieht. In der liegenden Haltung wirkte der Professor auf mich übergroß, beinahe wie ein Riese, und es mochte an mir liegen, daß sein Gesicht auf mich einen etwas verzerrten Eindruck machte.
»Keine Sorge«, sagte er noch.
»Ich weiß«, erklärte ich gegen meine Überzeugung.
Sir James, Jane und Suko waren nicht zu sehen, und auch nicht zu hören. Sie verhielten sich still, und ich wußte auch, welche Spannung in ihnen steckte.
Meine Gedanken jagten sich. Ich kam davon einfach nicht weg und fragte mich, was ich wohl erleben würde, wenn sich tatsächlich mein Geist vom Körper löste.
Würde er sich denn lösen?
Garantiert oder sicher war das nicht. Es bestand immerhin eine große Chance.
»So.« Der Professor beugte sich tiefer. Ich spürte, wie er meinen Arm umfaßte und ihn in die richtige Lage brachte. Sekunden später setzte er die Nadel an.
Ich spürte den Einstich,
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