0922 - Mein Trip ins Jenseits
wollte.
Das geschah durch Morde, durch Bluttaten, aber zwei Seelen waren ihm praktisch entrissen worden.
Einmal die eines gewissen Tim Bock, der bereits klinisch tot gewesen war und nach seiner Reanimation überhaupt erst von diesem Tunnel hatte berichten können, außerdem von Nathan und Jane Collins deren Seele er ebenfalls hatte einfangen wollen, was ihm zum Glück nicht gelungen war.
Ich hatte mein Kreuz dagegengesetzt und Jane aus diesem Zustand wieder zurückgeholt. Durch Nachforschungen war es uns gelungen, die Spur des Killers aufzunehmen, der nach der Verurteilung seiner Taten in einer Nervenheilanstalt untergebracht worden war und von dort aus seine Fäden weiterspann.
Es war für uns kein gutes Gefühl, mit leeren Händen dazustehen. Auf eine Großfahndung hatten wir verzichtet, und auch Sir James war damit einverstanden gewesen. Die Umgebung hier, sie lag zwischen London und Windsor, war einfach zu unübersichtlich. Es gab zu viele Verstecke, und die uniformierten Kollegen hätten sich totsuchen können.
So blieb die Suche vorerst auf drei Personen beschränkt. Auf Suko, Jane Collins und mich. Und auch wir würden Schwierigkeiten bekommen.
Einen Toten und einen Schwerverletzten hatte der Killer bei seinem Ausbruch zurückgelassen. Beide Männer gehörten zum Klinikpersonal. Sie waren Pfleger gewesen: Ob der zweite überlebte, stand noch in den Sternen.
Der ihn behandelnde Notarzt hatte zumindest ein sehr bedenkliches Gesicht gezogen.
Wir waren die Verlierer, darüber ärgerten wir uns natürlich, aber es war nicht mehr zu ändern. Von Sir James hatten wir kein Wort des Vorwurfs zu hören bekommen.
Natürlich hätten wir uns über die noch steinzeitlichen Sicherheitsmaßnahmen in dieser Klinik beschweren können, denn eine elektronische Überwachung gab es nicht, aber das hätte nichts gebracht. Es ging ums Geld, und das war nun mal nicht vorhanden, denn alle offiziellen Stellen mußten sparen.
Jane deutete auf das Telefon. »Bist du fertig mit deinen Anrufen?«
Ich nickte.
»Dann werde ich mal Sarah Goldwyn verständigen, damit sie sich keine Sorgen zu machen braucht.«
»Tu das und bestell ihr schöne Grüße.«
Während Jane die Nummer eintippte, stellte Suko eine Frage. »Willst du ihr etwa sagen, was mit dir und uns passiert ist?«
»Das wohl nicht.«
»Ist auch besser so.«
Sicherheitshalber verließen wir das Büro und trafen im Gang auf Dr. Liebling.
Er machte einen deprimierten Eindruck, denn er gab sich selbst einen Großteil der Schuld.
»Das dürfen Sie nicht, Doc«, erklärte ich ihm. »Sie sind ein Opfer der Umstände geworden.«
»Wie meinen sie das?«
»Wer hätte bei Nathan mit derartigen Kräften und auch einer derartigen Energie rechnen können?«
»Ja«, sagte er, »da haben Sie recht. Keiner von uns konnte darauf gefaßt sein, obwohl ich ihn selbst behandelt habe.« Er hob die Arme. »Was heißt behandelt? Nichts habe ich getan, gar nichts. Er ließ ja niemanden an sich ran. Er machte zudem keinen unzufriedenen Eindruck und schien sich in seiner Zelle recht wohl zu fühlen. Beschwerden oder Anfälle hat es bei ihm nicht gegeben. Der war völlig abgetaucht in seine eigene Welt.«
»Und weiter?«
»Wie meinen Sie das, Mr. Sinclair?«
»Haben Sie ihn nie medizinisch untersucht?«
»Nein, es gehörte nicht dazu. Außerdem hätte es Kosten verursacht. Ich denke auch, daß er das nicht mit sich hätte geschehen lassen. Wissen Sie, hier müssen Sie alles vergessen, hier dürfen Sie nichts mit normalen Maßstäben messen. Wir sind eine kleine Welt für uns und dazu noch eine schlecht finanzierte. Wie oft schon habe ich die steinzeitlichen Sicherheitsanlagen bemängelt, aber die Verantwortlichen haben sich um nichts gekümmert. Bei einem privaten Heim ist das ja anders, doch hier liegen die Dinge auf der falschen Seite.«
»Kontakt zu anderen Patienten hatte er nie?«
»Nein, wie ich schon sagte, er verzichtete sogar auf den Hofgang. Er wollte nicht nach draußen und schien in seiner Zelle glücklich zu sein.«
»Das war wohl auch der Fall«, sagte ich.
Dr. Liebling strich über sein schütteres Haar. »Können Sie das begreifen?«
»Nein, kann ich nicht, obwohl es da etwas gegeben haben muß, das ihn so reagieren ließ.«
»Dann wissen Sie mehr als ich, Mr. Sinclair.«
»Ohne Ihnen etwas absprechen zu wollen, Doktor, das kann durchaus möglich sein.«
»Und was ist es?«
Ich hob die Schultern. »Wenn ich es genau wüßte, wäre mir wohler, so aber rann ich
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