0922 - Mein Trip ins Jenseits
fest.«
»Richtig.«
»Wie steht es mit dem Alarm?« fragte Suko.
»Es ist bei einem stillen geblieben. Jedes Ereignis, das nicht in den Rahmen hineinpaßt, soll sofort gemeldet werden. Kann sein, daß uns das weiterbringt.«
»Es wäre zu hoffen.«
Wir hatten die Fensterscheiben nach unten gekurbelt, um frische Luft hereinzulassen. Die Gerüche hatten sich intensiviert. Der Luftdruck war gefallen. Ein Tiefdruckgebiet bewegte sich auf uns zu.
Es war feuchter geworden. Zudem gab es hier noch das Wasser, über dem sich ebenfalls feuchte Inseln bilden konnten. Und es fiel uns auch die Stille auf, die uns umgab.
Links von uns sahen wir einen der toten Flußarme. Das Wasser sah aus wie eine gefärbte Brühe, die man in eine Wanne gekippt hatte. Auf der Oberfläche bewegte sich kaum etwas.
Wir hingen unseren Gedanken nach. Suko fuhr sehr langsam. Die Augen hielten wir offen, die Sinne waren gespannt. Jane räusperte sich, als sie sich heftiger auf dem Rücksitz bewegte. Sie war noch immer davon überzeugt, daß sich der Killer nicht weit entfernt aufhielt.
Und plötzlich hörten wir die leisen Schreie.
Vor uns.
Ungefähr dort, wo die drei großen Trauerweiden dicht am Ufer des Flußarms standen.
Genau an dieser Stelle sahen wir einen Menschen, dessen Anblick uns den Atem verschlug…
***
Der Aufprall erwischte das Boot bei voller Fahrt, und Rod Cresswell hatte plötzlich den Eindruck, in einem Alptraum zu stecken, aus dem er nicht mehr rauskam.
Er begriff im ersten Moment nicht, daß es sein Boot erwischt hatte, das durch den plötzlichen Stoß aus der Richtung gekommen und zum linken Ufer hin abgedriftet war.
Der Mann konnte nicht so schnell umdenken, als der Bug bereits die weiche Böschung rammte. Das Boot steckte fest!
Rod hatte nichts gesehen oder nicht viel. Abgesehen von einem Schatten an der rechten Böschungsseite. Für einen Moment saß er unbeweglich, das Paddel erhoben, als suchte er nach einem Feind, den er damit schlagen konnte.
Der zeigte sich nicht.
Er war aber da, was er in der folgenden Sekunde bewies. Rod vernahm das Klatschen des Wassers am Heck, und dann wurde genau von dort das Boot in die Höhe gewuchtet.
Cresswell riß die Augen weit auf. Sein Mund verzerrte sich. Er spürte, wie es heiß und kalt zugleich durch seinen Körper strömte, und in den Sekunden des Begreifens drehte die Kraft am Heck des Bootes die Beute nach links und kippte es.
Rod fiel ins Wasser und berührte sogar den Grund.
So mancher hätte sich über die Abkühlung gefreut, er jedoch nicht. Er hatte das Gefühl, in einen kalten Schlamm geglitten zu sein, in dem zahlreiche Arme steckten, die einzig und allein ihn haben wollten.
Um ihn herum wurde es stockfinster, und er verlor die Orientierung, während er mit den Händen den Grund aufwühlte. Seine Gedanken arbeiteten klar. Er wußte genau, daß sein Boot nicht von allein gekippt war, jemand hatte es auf ihn abgesehen, und er wollte auf keinen Fall, daß er diesem Feind in die Arme lief.
Deshalb zog er die Beine an und wollte so rasch wie möglich aus dem Gefahrenbereich wegkommen. Zuerst aber mußte er an die Oberfläche, um Luft zu holen.
Der andere war ihm im wahrsten Sinne des Wortes auf den Fersen, denn Rod verspürte einen Schlag oder eine Berührung an seinem linken Fuß. Bevor eine Klaue jedoch zupacken konnte, hatte er das Bein angewinkelt und sich wieder einen Stoß gegeben.
Der brachte ihn in Richtung Oberfläche.
Noch einmal schwimmen, sich abstoßen, dann schoß sein Kopf hoch ins Freie. Nun schüttelte er sich das Wasser aus den Haaren.
Sein Boot trieb kieloben. Auch das zweiblättrige Paddel schaukelte auf den Wellen, nicht mal weit von ihm entfernt. Nur seinen Gegner sah er nicht.
Rod wollte nur das rettende Ufer erreichen, warf seinen Körper nach vorn und kraulte los. Er wühlte das Wasser zu grünlichem Schaum auf, und mit einem schnellen Griff schaffte er es, das Paddel in seinen Besitz zu bringen. Er dachte daran, daß er jetzt über so etwas wie eine Waffe verfügte, und die wollte er auch nicht loslassen.
Eine Hand umklammerte plötzlich seinen linken Fußknöchel!
Zwar hatte Rod damit gerechnet, als es jedoch passierte, schrie er auf, und sein Körper wurde wieder in die Tiefe gezogen.
Cresswell konnte noch einmal tief Luft holen, dann schlug die Brühe wieder über ihm zusammen.
Er sackte dem Grund entgegen. Diesmal allerdings nicht freiwillig, denn die Hand zerrte ihn in die Tiefe. Er wußte, daß seine Chancen nicht
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