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0923 - Die Henkerin

0923 - Die Henkerin

Titel: 0923 - Die Henkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einfach durchhuschen und sich dem Schrecken entziehen.«
    Ich schnitt ein anderes Thema an. »Wie lange steht die Figur denn schon hier?«
    »Noch nicht sehr lange.«
    »Ach ja?«
    »Sie ist erst zwei Wochen da.«
    »Und warum hat man sie hingestellt? Was hat sie mit der englischen Geschichte zu tun?«
    »Weiß ich nicht. Steht auch noch nicht in einem Prospekt. Das wird erst in den neuen so sein. Sehr blutrünstig sieht sie ja nicht aus, sie hält nur ihre Waffe fest.«
    »Danke.«
    »Beeilen Sie sich trotzdem.«
    »Ach so, eine Frage hätte ich noch. Sind eigentlich viele Besucher im Gewölbe?«
    »Nein, nicht mehr.«
    »Das ist sehr gut« freute ich mich. Und ich meinte es ehrlich. Wenn es zu einem Amoklauf der Henkerin kam, dann sollten möglichst keine Fremden mit hineingezogen werden.
    Mit diesem Gedanken betrat auch ich die Welt des Grauens, des Todes und des Blutes…
    ***
    »Endlich - endlich ist es soweit! Sehr lange habe ich darauf warten müssen…«
    Der Bretone hörte die Stimme und konnte sich nicht vorstellen, daß eine Wachsfigur mit ihm gesprochen hatte. Es war einfach zu unwahrscheinlich, es paßte nicht in sein Weltbild hinein, es paßte überhaupt nicht in das Weltbild eines Menschen, ob er nun aus der Vergangenheit oder der Gegenwart stammte.
    Aber er hatte sich nicht verhört, und er merkte, wie etwas seinen Rücken hochkroch, das er mit einem dichten Gefühl der Furcht verglich. Ja, es war die tiefe Furcht vor der Gestalt und auch vor der Waffe, mit der sie bereits geköpft hatte.
    Auf der anderen Seite aber begann er zu überlegen, nachdem er den ersten Schwall der Panik verdaut hatte. Er dachte darüber nach, da sie ihn noch nicht sofort töten wollte. Wahrscheinlich mußte sie etwas loswerden, eine Botschaft vielleicht, und deshalb hatte sie auch noch nicht zugeschlagen.
    Er wartete ab.
    Er hörte sie nicht atmen, aber etwas raschelte, als sie mit der freien Hand über ihren Körper fuhr, und in dieses Rascheln hinein hörte er ihr leises Lachen, das schließlich in einer Frage mündete.
    »Bist du nicht überrascht, Godwin?«
    »Das bin ich.«
    »Und du hast sicherlich Fragen.«
    »Ja, das auch.«
    »Wir haben noch Zeit. Ich habe mir Zeit für dich genommen. Wenn du willst kannst du sie stellen.«
    Die Fragen hatten sich bei ihm die ganze Zeit über aufgedrängt. Aber jetzt, wo er sie direkt stellen sollte, kamen sie ihm nicht so recht über die Lippen. Er stotterte, als er flüsterte: »Wie, wie - hast du denn überlebt?«
    »Ich wußte, daß du es mich fragen würdest. Aber wie hast du überlebt?«
    »Man hat mich aus meiner Zeit herausgeholt.«
    »Das ist etwas anderes, als bei mir.«
    »Aber du warst tot, nicht wahr?«
    »Wann?«
    »Als ich dich in die Tiefe warf.«
    Carlotta nahm sich mit der Antwort Zeit. Sie gab dem Mann eine Chance, sich umzuschauen. In seiner unmittelbaren Umgebung entdeckte er keine Bewegung. Zum Glück nicht. Zwar hörte er noch Stimmen der Besucher, auch ein fernes Lachen, das aus einem Lautsprecher drang, vermischt mit anderen Schreien, aber dies spielte sich in den weiter vorn liegenden Gewölben ab.
    »Da hast du es geglaubt, nicht?«
    »Ich sah dich liegen.«
    Carlotta kicherte. »Ja, ich habe da gelegen. Ich war bestimmt zerschmettert.«
    »So sah ich dich.«
    »Und was noch?«
    »Du hast gebrannt!« flüsterte er. »Du hast richtig gebrannt. Aber nicht von außen, sondern von innen. Du bist verkohlt, als sollte deine Leiche so aussehen, wie deine Seele gewesen ist. Verkohlt, schwarz und auch verbrannt.«
    Die Henkerin freute sich, denn sie lachte dazu. »Du hast sehr gut hingeschaut, mein Freund, das muß man dir lassen. Und eigentlich stimmt alles. Ich bin verbrannt, mein Körper sollte zerstört werden, aber der Geist wurde es nicht. Er wanderte zu demjenigen, dem ich mein Leben geweiht hatte. Kannst du dir denken, wer es gewesen ist?«
    »Der Teufel?«
    »Genau der!« sagte sie lachend. »Es ist der Teufel gewesen. Der Herrscher der Hölle. Mein gewaltiger Freund und auch Beschützer. Er und kein anderer.«
    »Was tat er?«
    »In seinem Reich überlebte meine Seele. Sie blieb darin gefangen und war trotzdem glücklich. Ich habe zu schätzen gelernt, was mir der Teufel bedeutete. Er hatte mir Rache angedroht, und ich war sicher, daß es sich dabei nicht um leere Worte handelte. Du siehst, jetzt ist es eingelöst worden.«
    »Wie konnte das geschehen?«
    »Man stellte mich als Wachsfigur auf.«
    »Warum?«
    »Weil Menschen geforscht hatten. Es gibt immer

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