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0923 - Die Henkerin

0923 - Die Henkerin

Titel: 0923 - Die Henkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schlimm aus, ist fast nackt und mit einem so komischen Ding bewaffnet.«
    »Einer Machete, Edith.«
    »Ist ja auch egal.«
    »Und diese Machete hat Sie berührt?«
    »So ist es gewesen. Auch wenn es mein Mann, dieser Dummkopf, nicht wahrhaben will, aber ich bleibe dabei.«
    »Danke, Madam.«
    »Sie wollen hin?«
    »Sicher, ich habe ja bezahlt.«
    »Dann geben Sie acht, daß Ihnen nicht das gleiche passiert. Man kann nie wissen. Ich werde mich übrigen beschweren, Rudy, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst aber ohne mich. Ich will mich nicht lächerlich machen.«
    Die beiden gingen weiter, aber Godwin blieb noch stehen. Er schaute sich um, weil er sehen wollte, ob sich noch andere Besucher in der Nähe aufhielten.
    Entdecken konnte er keine. Wenn er Stimmen hörte, dann waren sie weiter entfernt.
    Es war soweit.
    Ein paar Schritte noch, dann hatte er das Ziel erreicht. Tief atmete er durch, auch wenn die Luft so mies war, aber das mußte er einfach durchstehen.
    Er verließ den rötlichen Lichtschein, schritt an einer anderen Szene vorbei, wo ein mit Pfeilen gespickter Körper an einem Pfahl gebunden war, und er erkannte bereits Carlottas Umriß.
    Sie wurde nicht von oben angestrahlt, sondern von der Seite her. Ein gräulicher Lichtschein wehte auf sie zu und umfing dabei ihre gesamte Gestalt.
    Godwin war jetzt ungestört. Er hörte nicht mal, daß sich ihm jemand näherte. Es blieb still, und so konnte er sich auf die Figur konzentrieren.
    Carlotta hatte sich nicht verändert.
    Nach wie vor bedeckte der Stoff oder das dünne Leder ihren Körper, wobei es allerdings bestimmte Stellen frei ließ.
    Er sah das Gesicht, die Haare, die Augen und natürlich auch die Machete in ihrer rechten Hand.
    Die Frau vorhin hatte von einer Verletzung gesprochen, die ihr beigebracht worden war. Wenn sie recht hatte, darin mußte ja an der Machete etwas zu sehen sein.
    Zwar überfiel das Licht die Figur nicht strahlend, aber es reichte aus, um den Schatten so gering wie möglich zu halten. So konnte sich Godwin auch die Machete genauer anschauen, deren Klinge blank war, aber an ihrem Ende einen dunklen Streifen aufwies.
    Blut?
    Er bückte sich, um genauer hinzuschauen. Der Streifen erwies sich als Schatten, er hatte sich geirrt.
    Die Frau hatte sich also auch geirrt, und er wollte schon aufatmen, als er den ebenfalls dunklen Punkt auf dem Boden entdeckte.
    Das war Blut.
    Er glaubte fest daran. Und wenn ihn nicht alles täuschte, mußte es vom Ende der Klinge nach unten getropft sein und war schließlich auf dem Boden zerplatzt.
    Also doch - oder?
    Vielleicht war ihr ein Irrtum unterlaufen. Carlotta hielt die Machete so, daß man sie leicht berühren konnte, und das hatte die Besucherin möglicherweise getan.
    Noch hatte sich Godwin nicht getraut, dieses Wesen zu berühren. Er fürchtete sich davor, und er fürchtete auch eine bestimmte Wahrheit, aber darüber mußte er hinwegsehen. Augen zu und durch! hieß es. Nur behielt er die Augen offen, als er den Arm ausstreckte und die Hand in die Nähe der Figur führte.
    Er war aufgeregt. Zum erstenmal nach Jahrhunderten faßte er sie wieder an. Godwin erinnerte sich abermals an die Szene auf dem Balkon, als er sie über das Gitter gekippt hatte. Die Bilder standen so plastisch scharf vor seinen Augen.
    Dann war er nach unten gegangen, hatte sie zwischen den Klippen gefunden. Verbrannt, in Rauch eingehüllt. Und jetzt stand sie hier, als wartete sie darauf, angefaßt zu werden.
    Ja, er tat es.
    Der erste Kontakt!
    Er spürte den dünnen Stoff. Das war nicht Sinn der Sache. Deshalb ließ er die Finger über den Stoff hinweggleiten und näherte sich dem Bauchnabel der Person. Er und seine Umgebung lagen frei. Da konnte er den Körper oder das Wachs berühren.
    Was war es nur?
    Godwin kam damit nicht zurecht. Es war kein normaler Körper, denn die menschliche Haut fühlte sich anders an. Unter den Fingerkuppen spürte er eine gewisse Härte und zugleich auch eine neutrale Temperatur. Er konnte die »Haut« nicht ziehen, sie nicht auseinanderzerren, sie nicht zusammendrücken, sie blieb so starr und auch so glatt.
    Also doch Wachs.
    Er hatte damit gerechnet und hätte eigentlich beruhigt sein können, aber er war es nicht. Obwohl es ihm nicht in den Kopf wollte, daß lebende Wachsfiguren existierten, dachte er auch daran, daß es gerade bei dieser Person so sein konnte. Auch wunderte er sich, daß sie ohne weiteres dieses Gewölbe verlassen hatte, ohne von jemandem

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