0925 - Boten der Finsternis
Inventar."
Er blickte auf das Schild mit der Aufschrift COMPUTER-KID &CO. - ERMITTLUNGEN.
INFORMATIONEN, DATENANALYSEN, während der Transportroboter die Meldetaste betätigte, dann schob er sich den Reducer über den Kopf.
„Wer ist da, bitte?" ertönte es aus einem Lautsprechergitter neben dem Schott.
Vavo Rassa aktivierte die Außenlautsprecher des Roboters.
„Vavo Rassa, siganesischer Mikroingenieur, und ein Kollege. Ich bitte dringend um ein Gespräch mit Mister Computer-Kid."
„Sie meinen Mister Barrakun", erwiderte die Lautsprecherstimme. „Bitte, treten Sie ein. R. Earny wird Sie empfangen."
„R. Earny?" sagte Rayn Verser. „Nicht Mister Earny?"
Aber niemand antwortete darauf. Statt dessen öffnete sich das Schott. Der Transportroboter schwebte hindurch, wurde in einem Vorzimmer empfangen und in einen Büroraum weitergeleitet.
„Oje!" sagte Vavo Rassa, als er den Terraner sah, der sich beim Einflug des Transportroboters hinter einem Schreibtisch erhob.
Der Mann war das, was man einen Krüppel oder eine Mißgeburt nannte. Seine linke Gesichtshälfte war zirka sechs Zentimeter länger als die rechte, der rechte Arm war etwa fünfzehn Zentimeter länger als der linke, die Beine waren ungleich lang, und in dem Buckel hätte man eine Hyperfunkstation unterbringen können.
„Ich bin Earny", stellte sich der Krüppel vor.
Als er lächelte, fiel Rayn Verser in Ohnmacht - und sogar Vavo Rassa erschrak fast zu Tode über die scheußliche Fratze, in die sich Earnys Gesicht vorübergehend verwandelte.
„Meine Zeit ist eingeteilt", erklärte Earny ungeduldig. „Würden Sie bitte sagen, weshalb Sie hergekommen sind!"
Vavo schluckte ein paarmal, räusperte sich und sagte: „Man hat mir ein Disziplinarverfahren angehängt, weil ich mich einer minderjährigen Siganesin gegenüber sittenwidrig benommen haben soll."
„Wer ist ‘man’?" fragte Earny.
„Mister Julian Tifflor", antwortete Vavo. „Aber die Beschuldigung ist erlogen. Ich bitte Sie, mir den Beweis dafür zu erbringen, daß ich die Tochter der Botschafterin von Siga nicht belästigt habe."
„Hm!" machte Earny. „Bevor ich den Auftrag annehme, muß ich Ihnen ein paar Fragen stellen - und ich bitte Sie, mir jede Frage wahrheitsgemäß zu beantworten."
„Ich lüge niemals!" protestierte Vayo Rassa. „Warum kann ich eigentlich nicht Mister Barrakun sprechen?"
„Der Chef ist heute unterwegs", erwiderte Earny. „Aber ich bin nicht schlechter als er." Er lachte blechern.
„Sie können mir entweder vertrauen oder wieder gehen, Mister Hassa."
„Rassa!" sagte Vavo verärgert. „Also, dann fragen Sie schon!"
„Wie lautet die Beschuldigung konkret?"
„Ich soll der Tochter der-Botschafterin zugeblinzelt haben, als ich sie im Zentralpark traf", antwortete der Siganese.
„Zugeblinzelt?" fragte Earny verdutzt. „Und was noch?"
„Nichts was noch", gab Vavo zurück.
„Hm!" machte Earny. „Und wie minderjährig ist die Tochter der Botschafterin?"
„Fünfundneunzig Jahre - Erdzeit", antwortete der Siganese.
„Da soll mir doch einer Atomkerne rösten!" entfuhr es Earny.
„Mein Kollege könnte das", meinte Vavo Rassa. „Wollen Sie noch etwas wissen?"
Earny grinste - und Vavo fragte sich, wie lange das Trauma anhalten würde, das er sich hier geholt hatte.
„Haben Sie ihr zugeblinzelt?"
„Selbstverständlich nicht!"
„Sind Sie ihr zu der fraglichen Zeit im Zentralpark begegnet?"
„Nein, das konnte ich ja gar nicht."
„Sie waren woanders, Mister Rassa?"
„Genau."
„Wo waren Sie zu der fraglichen Zeit?"
„Das darf ich nicht sagen."
„Aha! Also ein Schäferstündchen."
„Was ist das?"
Earny nannte den wissenschaftlich exakten Ausdruck.
Vavo Rassa lief dunkelgrün an.
„Genauso war es. Aber warum wollen Sie das alles wissen?"
„Weil wir einen Zeugen brauchen, wenn wir nachweisen wollen daß Sie der Tochter der Botschafterin nicht zugeblinzelt haben. Nennen Sie mir den Namen der Dame, dann werde ich eine notariell beglaubigte Zeugenaussage beschaffen. Damit wäre dann der Fall gelaufen, und die fünfundneunzigjährige Minderjährige hätte sich blamiert."
„So geht es nicht", erklärte Vavo. „Ich bin ein Kavalier, und ein Kavalier nennt den Namen der Dame niemals, mit der er sich..." Er räusperte sich. „Sie müssen es schon andersherum aufziehen."
„Das erschwert die Sache natürlich", erwiderte Earny. „Und es erhöht unsere Unkosten und damit auch unser Honorar. Geben Sie mir eine Anzahlung
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