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0925 - Boten der Finsternis

Titel: 0925 - Boten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die gleiche Handlungsweise unter Terranern höchstens lächelnd zur Kenntnis genommen worden wäre. Er hatte die Wertvorstellungen der Siganesen zu respektieren, wenn es um eine Angelegenheit zwischen Siganesen ging - und da er der oberste Dienstherr des Beschuldigten war, hatte er die Pflicht, gegen ihn vorzugehen.
    Was er Lady Puthmer unter vielen Entschuldigungen zusagte...
     
    *
     
    „Du kannst sagen, was du willst, Rayn, das ist eine ganz große Sauerei!" schimpfte Vavo Rassa.
    Der neben ihm in einem Transportroboter für Siganesen sitzende grünhäutige Mann mit dem schwarzen Bubikopf zuckte zusammen.
    „Aber Vavo!" flüsterte er. „Ich ersuche höflichste um eine angemessene Beachtung der guten Sitten."
    Vavo Rassa grinste und strich sich über seinen Kahlkopf. Er hatte schon vor langer Zeit seine Haare entfernt, damit, wie er behauptete, der seidige Glanz seiner Kopfhaut zur Geltung kam. In Wirklichkeit hatte er einen ganz anderen Grund gehabt. Als Mikroingenieur für Wandelschaltungen im hyperorientierten Howalgoniumbereich mußte er sehr darauf achten, auch nicht ein einziges winziges Haar während der Arbeit zu verlieren. Es hätte die Programmierungsarbeit von Wochen zunichte machen können. Aber diesen Grund gab er selbstverständlich niemals zu, denn dann hätte man ihm ja entgegnen können, daß eine Kopfhaube denselben Zweck erfüllen würde.
    „Ersuchen kannst du, soviel du willst, Rayn", erklärte er. „Darauf spreche ich nicht an. Ja, wenn du mir nach terranischer Art etwas befehlen würdest..."
    „Etwas zu befehlen, wäre unhöflich", entgegnete Rayn Verser. „Terraner bringen das fertig, gewiß, aber doch keine Siganesen."
    Der Transportroboter bremste ab und sank bis annähernd auf Bodenhöhe.
    „Wir sind am Ziel, die Herrschaften", sagte er in der Lautstärke eines Siganesen.
    „Dolenc Place 1?" fragte Vavo Rassa und reckte den Kopf.
    Er sah einen renovierten Altbau aus der Zeit der Aphilie, einen nüchternen Zweckbau von siebzehn Stockwerken, mit quadratischer Grundfläche, aus nichtrostendem Stahl und Glasfaserbeton, mit schießschartenähnlichen Fensterschlitzen, die weder Licht noch Luft hereinließen, sondern nur zur Aufnahme von optischen und akustischen Sensoren dienten.
    Bei der Renovierung war die nüchterne Häßlichkeit des Kolosses abgemildert worden, indem die beiden unteren Stockwerke umgebaut worden waren. Sie bestanden nunmehr aus einer von torbogenförmigen, reliefgeschmückten Platinsäulen getragenen Halle voller Springbrunnen, Pflanzen und einem ovalen Rasenstück. Die von spiralförmigen Nottreppen umringelten Säulen der Antigravschächte ragten von oben in diese Halle hinein und verschwanden im Boden. Sie führten zu den fünf Subetagen und dem Transportbandanschluß zur nächsten Rohrbahnstation.
    Mehrere ähnliche Gebäude rahmten die eine Hälfte des kleinen Platzes ein; an dreien wurden noch Renovierungsarbeiten durchgeführt. Auf der gegenüberliegenden Hälfte der Platzumrahmung entstand ein Kulturzentrum. Roboter verschiedener Typen wimmelten um das zu drei Vierteln fertige Skelett des Mittelteils herum.
    In der Mitte des Platzes waren Bäume und Sträucher gruppenweise in die Aussparungen der weißen Granitplatten gepflanzt worden, die den gesamten Platz bedeckten, mit Ausnahme der Mitte, wo ein großer Springbrunnen fünf schäumende Wasserfontänen in die Luft schickte.
    „Was für eine Verschwendung!" rief Vavo Rassa.
    „Die Terraner wollen Terrania City zu einem Juwel der Galaxis machen", meinte Rayn Verser. „Du solltest auch bedenken, daß nur für uns Siga-Zwerge alles so riesig erscheint, Vavo."
    Vavo Rassa grinste, zog eine Taschenflasche aus seiner Montur und nahm einen Schluck Pfefferminzlikör, des Getränks, das bei allen siganesischen Alkoholikern am beliebtesten war.
    „Gehen wir also zu diesem Computer-Kid!" meinte er. „Vorwärts, marsch, Robot!" Er leckte sich die Lippen ab und grinste wieder, als er sah, wie sein Gefährte sich schüttelte, dann steckte er die Taschenflasche zurück.
    Der Transportroboter schwebte durch die Halle, in einen Antigravschacht hinein und im siebzehnten Stockwerk wieder hinaus. Kurze Zeit später hielt er vor einem Stahlplastikschott mit sensorgesteuerter Superreflexion an.
    „Teure Bude!" sagte Rassa. „Stahlplastikschott mit sensorgesteuerter Superreflexion! Da kann man braten, wenn man nur einen Schuß aus dem Impulsstrahler auf das Schott abgibt. Hoffentlich ist die Firma so gut wie ihr

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