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0925 - Boten der Finsternis

Titel: 0925 - Boten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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waren. Die meisten siganesischen Weltraumfahrer und Spezialisten arbeiteten heute direkt für die GAVÖK.
    „Ich lasse bitten!" sagte er, nachdem ihn seine Überlegungen nicht weitergebracht hatten.
    Wenige Sekunden später öffnete sich das Schott von Tifflors „Kommandostand I". Eine ovale Antigravplattform, sechzig Zentimeter lang und dreißig Zentimeter breit, mit hell blinkenden roten und grünen Positionslichtern, schwebte herein und stoppte unmittelbar vor Tifflors Schalttisch.
    Dieser Auftritt war keineswegs dramatisch oder ungewöhnlich. Siganesen konnten nicht einfach zu Fuß durch „Imperium Alpha" gehen. Mit ihrer Körpergröße von zirka zehn Zentimetern wären sie vielfältigen Gefahren ausgesetzt gewesen. Unachtsame Menschen hätten sie versehentlich zertreten können, die Ansauggitter der Klimaanlagen, die verbrauchte Luft zur Regenerierung einsogen, hätten die Siganesen weggesaugt, wenn sie ihnen zu nahe gekommen wären.
    Aus diesen und anderen Gründen war es für Siganesen Vorschrift, „Imperium Alpha" nur mit Hilfe der bereitstehenden Spezial-Antigravplattformen zu betreten.
    In einem auf der Plattform befestigten Kontursessel saß eine schlange Siganesin, grünhäutig wie alle Angehörigen der kleinen Menschen von Siga, rund elf Zentimeter groß, mit weich gewellt über die Schulter fallendem, seidig glänzendem schwarzen Haar, gekleidet in eine Art bunten Kimono.
    Julian Tifflor beugte sich vor, um sich davon zu überzeugen, daß Aloe Puthmer den spangenförmigen Reducer über dem Kopf trug, der garantierte, daß sie die Stimmen von Terranern hören konnte, ohne daß ihre Trommelfelle platzten.
    „Willkommen, Lady Puthmer!" sagte er förmlich und sah, wie die Siganesin ein Megaphon an die Lippen hob.
    „Ich grüße Sie, Erster Terraner!" rief Aloe Puthmer. „Vielen Dank dafür, daß Sie mich vorgelassen haben."
    „Das war selbstverständlich für mich, Lady Puthmer", erwiderte Julian Tifflor. „Was kann ich für Sie tun?"
    „Ich bedaure außerordentlich, daß ich gezwungen bin, eine kleine Beschwerde vorzutragen", sagte die Botschafterin mit der für Siganesen selbstverständlichen, für Terraner aber stets übertrieben wirkenden Höflichkeit.
    „Es handelt sich um das Benehmen des siganesischen Staatsbürgers Vavo Rassa, der als Mikroingenieur im Dienst der Liga Freier Terraner steht."
    Vavo Rassa!
    Plötzlich wußte Tifflor, um wen es sich handelte. Vavo Rassa hieß einer der beiden Siganesen, die von Bord der Geheimstation DUCKO aus Untersuchungen an dem loowerischen Raumschiff GONDERVOLD angestellt hatten.
    Mit der GONDERVOLD war auch der loowerische Helk Nistor gefangengenommen worden, der persönliche Roboter des vermißten loowerischen Quellmeisters - und auch der Mutant Boyt Margor war aufgetaucht, um den Roboter in seine Gewalt zu bringen.
    Da Julian Tifflor annehmen durfte, daß Boyt Margor, wenn es ihm gelang, den Helk zu stehlen, von ihm weitaus mehr Schwierigkeiten als Vorteile zu gewärtigen hatte, sorgte er dafür, daß Nistor unbewacht blieb, damit Margor ihn stehlen konnte.
    Aber beinahe wäre alles schiefgegangen, denn ausgerechnet die beiden Siganesen Vavo Rassa und sein Kollege Rayn Verser hatten eigenmächtig und entgegen allen Anordnungen ihre Untersuchungen des Helks fortgesetzt. Glücklicherweise war Margor mit Verstärkung aufgetaucht, um den loowerischen Roboter zu entführen - und die beiden Siganesen wurden kurzerhand paralysiert.
    Nach dem Zwischenfall aber hatte Julian Tifflor Vavo Rassa und Rayn Verser zu Routineaufgaben auf die Erde rückversetzen lassen - sozusagen zur Bestrafung wegen ihrer Disziplinlosigkeit.
    Und nun schien einer der beiden Zwerge erneut etwas ausgefressen zu haben!
    „Bitte, tragen Sie Ihre Beschwerde vor, Lady Puthmer!" sagte Julian Tifflor.
    Aloe Puthmer setzte ihm in sehr höflicher Form auseinander, daß Vavo Rassa ein Sittlichkeitsverbrecher sei (natürlich umschrieb sie das mit viel weniger deutlichen Worten, denn eine Siganesin hätte niemals das Wort „Sittlichkeitsverbrecher" ausgesprochen). Er hätte sich erdrein stet, ihrer minderjährigen Tochter Mareisi (sie war erst fünfundneunzig Erdjahre alt) zuzublinzeln, als er sie zufällig im Zentralpark von Terrania City traf: Julian Tifflor kannte die Moralbegriffe der Siganesen nur allzu gut, um zu verstehen, daß Vavo Rassa sich tatsächlich eines schwerwiegenden Verstoßes gegen die guten Sitten seines Volkes schuldig gemacht hatte. Es spielte keine Rolle für ihn, daß

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