0926 - Mörderische Lockung
Festen eingeladen hatte.
Alfonso wußte, daß auch die Blonde zum Kreis des Don gehörte. Er hätte sie nie anfassen sollen, er hätte es auch nicht gewagt, wenn ihn die Blonde, deren Namen er nicht mal kannte, ihn nicht dazu aufgefordert hätte.
Sie hatte ihm auch versprochen, daß es niemand erfahren würde, und damit war er dann zufrieden gewesen. Dem Don eine Frau wegzunehmen, bedeutete das Todesurteil. Alfonso war sich darüber im klaren.
Es kam dem jungen Mann noch immer wie ein Traum vor, aber er hatte es erlebt. Nichts und niemand konnte ihm dieses Abenteuer nehmen.
Für ihn war ein Traum in Erfüllung gegangen, den er allerdings für sich behalten würde.
Einige Male schaute er sich um. Verfolger entdeckte er nicht. Im Dunkeln radelte er dicht am Meer entlang. Die Nacht kam ihm vor wie tiefblaue Tinte, und über ihm stand ein prächtiger Sternenhimmel, so prächtig und herrlich, daß er schon kitschig wirkte.
Auch den Mond sah er. Als hätte die Stadt Venedig eine gelb leuchtende Gondel gespendet, so malte er sich am Himmel ab.
Eine romantische Nacht wie aus dem Bilderbuch, eine Nacht für Genießer, und Alfonso hatte sie genossen.
Der Anfang war gemacht. Er lachte, als er daran dachte, daß so etwas zu seinem Hobby werden könnte. Jetzt brauchte er nicht so verstohlen zu schauen. Er würde den weiblichen Wesen offen und sogar herausfordernd entgegentreten, so wie es manche Filmstars taten.
Den Bereich der Küste hatte er verlassen. Auf den normalen Straßen bewegte er sich weiter, trat kräftiger in die Pedale und kam gut voran. Der Ort, in dem er lebte, war nur klein, aber er lag am Meer, und das war gut.
Viele Touristen, die bis Malaga flogen, setzten sich in ihre Wagen oder stiegen in Busse, um nach Torres de Mar zu gelangen, wo der Sand ebenso fein war wie am Strand vielbekannter Badeorte.
Für Torres de Mar fiel noch genug ab. Alfonsos Vater war zufrieden und dachte sogar an einen Ausbau.
Er fuhr bis zum ersten Briefkasten, der nicht direkt im Ort lag. Man schlief auch um diese Zeit nicht in Torres de Mar. In den Kneipen herrschte Hochbetrieb, in den Discos wurde Techno-Musik gespielt, und an den verschwiegenen Orten vergnügten sich die Liebespaare, zumeist Touristen, die etwas erleben wollten.
Die Umgebung des Briefkastens, den Alfonso ansteuerte, war leer. In der Nähe spendete eine alte Laterne gelbliches Licht, das auch den Kasten erreichte.
Der junge Mann lehnte sein Rad gegen eine Hauswand. Unter dem Hemd holte er den Brief hervor.
Es juckte ihn in den Fingern, den Inhalt zu erfahren. Er wagte nicht, den Brief zu öffnen, tastete ihn allerdings ab und stellte fest, daß sich kein Brief darin befand.
Der Inhalt fühlte sich an wie ein Stück Karton. Oder wie ein Bild, so genau wußte er das nicht. Es war auch egal. Aber er wollte erfahren, wer den Brief erhalten sollte, drehte ihn deshalb um und laß den Namen des Empfängers laut vor.
Es war eine Frau.
»Jane Collins - London«, murmelte Alfonso…
***
»Wie geht es dir?« fragte Jane Collins, als Lady Sarah am Küchentisch ihren gewohnten Platz einnahm.
»Nicht gut.«
»Das sehe ich.«
»Woran?«
»An deinem Gesicht.«
Lady Sarah lächelte. Dabei deutete sie auf das Fenster. Es war nicht nur der Vorgarten zu sehen, sondern auch ein Teil des Himmels, an dem die Sonne wie ein Glutball stand, und das bereits am frühen Morgen. Der Tag würde wieder heiß werden, schon grausam heiß, was vielen Menschen nicht gefiel, und zu ihnen zählte auch Lady Sarah. »Ich habe nicht gut geschlafen, Jane. Die Wärme, weißt du…« Sie sprach weiter, als Jane nickte. »Sie ist für eine alte Frau wie mich nichts.«
»Nun ja, alt«
»Doch, doch, ich bin schon älter, Jane. Da kannst du sagen, was du willst.« Sie schaute zu, wie Jane den Tee in die Tassen einschenkte.
»Diese Hitze gefällt mir nicht. Sie ist ungesund. Wenn ich nachdenke, dann gab es früher auch wunderschöne Sommer, aber die Betonung liegt auf wunderschön. Wir hatten eine herrliche Sonne, wir hatten auch kühle Nächte, die den warmen Tagen folgten, alles entsprach unseren Breiten.« Sarah Goldwyn schaute in ihre Tasse. »Heute ist es so, daß man sich nicht vorkommt wie jemand, der in London lebt, sondern wie eine Person, die von London nach Südfrankreich gezogen ist. Die haben dort ein ähnliches Klima.«
»Da gebe ich dir recht. Aber damals gab es noch kein Ozonloch.«
»Eben, Jane, eben. Wir sind dabei, unseren Planeten zu zerstören. Irgendwann werden die
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