0926 - Mörderische Lockung
allein hier. Ich wundere mich auch, daß mich der verdammte Köter so plötzlich angegriffen hat; kannst du dir das erklären?«
»Nein«, sagte Jane, »eigentlich nicht. Er hat sich blitzartig verändert. Ich komme nicht dahinter. Erst war er lammfromm, dann aber wurde er zur Bestie.«
»Bei mir, Jane.«
»Wieso? Was soll das heißen?«
»Warum hat er mich und nicht dich attackiert? Oder uns beide?«
»Das weiß ich doch nicht.«
»Mal sehen.«
Ich wollte weiter, aber Jane hielt mich fest. »Was vermutest du denn dahinter?«
»Das kann ich dir nicht sagen, aber Beth spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Hast du eigentlich wieder Kontakt zu ihr gehabt, seit wir uns auf dem Grundstück befinden?«
»Nein.«
»Okay, dann sehen wir zu, daß wir den Don kennenlernen. Er wird bestimmt mehr wissen.«
Jane hatte nichts dagegen. Gemeinsam richteten wir uns etwas auf und konnten so gegen das Haus schauen, das von dieser, der Landseite her, keinen besonderen Eindruck machte. Wir sahen es als einen kompakten Steinbau mit nur wenigen Fenstern und gingen davon aus, daß sich die wahre Pracht auf der Seeseite aufbaute.
Über die Rolle des Dons und auch über die der Beth war ich mir noch nicht im klaren. Ich wußte auch nicht, wen ich als gefährlicher einschätzen sollte. Wahrscheinlich waren sie es beide, auch wenn die Hexe als Gefangene gehalten wurde.
Wir hörten Stimmen.
Es war schon ungewöhnlich gewesen, daß man uns so lange in Ruhe gelassen hatte. Ich rechnete auch mit dem Erscheinen weiterer Hunde, die sahen wir nicht.
Dafür suchten die Männer des Dons den Garten ab. Die Schüsse waren tatsächlich gehört worden, und wir sahen, wie sie sich zwischen den hohen blühenden Pflanzen bewegten und ihre Waffen schußbereit in den Händen hielten.
Nicht nur Revolver oder Pistolen, auch Maschinenpistolen reflektierten das Sonnenlicht.
Weg kamen wir nicht mehr. Sie kontrollierten den Weg zum Tor und auch den zum Haus hin. Egal, wo wir auch hinliefen, wir würden immer von ihnen gesehen.
»Wenn wir uns ergeben, Jane, wird man uns wohl kaum erschießen, sondern zum Don bringen.«
»Meinst du?«
»Sicher!«
»Gut.« Sie holte tief Luft. »Es ist wahrscheinlich die einfache Lösung, und ich kann nur hoffen, daß er nicht durchdreht.«
»Wird schon schiefgehen.« Ich machte den Anfang, drückte mich aus der Deckung hoch und hatte zugleich die Arme erhoben, als sichtbares Zeichen dafür, daß wir nicht vorhatten, uns zu wehren.
Das alles gefiel mir nicht. Mir gefiel der ganze, verfluchte Fall nicht. Es war einfach zu festgefahren. Wir steckten in einer Sackgasse, aber dieses Gefühl kannte ich schon. Das hatte ich leider oft genug am eigenen Leib in der letzten Zeit erfahren müssen. Es ging nicht mehr so glatt wie früher. Irgendwo hatten sich die Gegner auf uns eingestellt oder waren raffinierter geworden.
Daß wir mit erhobenen Armen auf der Stelle standen, sah ich nicht als eine Niederlage an. Für mich war es mehr eine bestimmte Taktik, die von den Männern des Dons auch akzeptiert wurde, denn bald hatten sie uns entdeckt.
Einer duckte sich und zielte mit der Maschinenpistole auf uns. Seine Worte klangen wie Schreie, als er uns befahl, stillzustehen.
»Okay!« rief ich ihm zu. »Okay!« Es waren vier Männer. Die anderen drei kamen von verschiedenen Seiten, und einer von ihnen hatte auch die tote Dogge entdeckt. Er regte sich nicht darüber auf, sondern lachte,, was mich wiederum verwunderte.
Rasch waren wir eingekreist. Ich schaute mir die Gestalten an. Mit ihnen hätte man in jedem Boxring Ehre einlegen können. Das waren wüste Typen, die zu Leibwächtern diszipliniert worden waren und sich so sicher fühlten, daß sie uns nicht mal nach Waffen abtasteten.
Einer von ihnen stellte die Fragen. Er trug ein blaues Hemd und schwarze Hosen. Sein Haar stand wie dunkles Sauerkraut auf dem Kopf.
Das Gesicht zeigte einen indianerhaften Ausdruck. Er schien Mexikaner zu sein.
»England? Deutschland?« fragte er. »Aus London«, sagte Jane. »Gut.«
Er sprach englisch. »Was wollt ihr hier?«
»Den Don sehen.«
»Er will es nicht.«
»Weiß er denn Bescheid?« Der Frager zielte mit seinem Colt Diamondback auf Jane. »Ja, er weiß Bescheid. Und er will nicht gestört werden. Wir sind ihm verpflichtet, und wir wissen sehr genau, das Leichen nicht stören. Hast du das verstanden?«
Jane blieb gelassen. »Es wäre ein Fehler, uns zu töten, da wir uns abgesichert haben, aber hier im Haus gehen die
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