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0926 - Mörderische Lockung

0926 - Mörderische Lockung

Titel: 0926 - Mörderische Lockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wir uns…«
    ***
    Jane Collins hatte die Stimme gehört. Obwohl es sie drängte, sich umzudrehen, ließ sie sich Zeit und lauschte dem Klang der Stimme nach. Dabei kramte sie in ihrer Erinnerung, um herauszufinden, ob sie die Stimme schon einmal gehört hatte, aber es fiel ihr nichts ein.
    »Willst du mich nicht anschauen?«
    »Okay, ja.« Sie drehte sich um.
    Auch die beiden Wächter machten die Bewegung mit, das nahm Jane nicht wahr, sie hatte nur Augen für diese Frau, die etwas anders aussah als auf dem Foto. Das mochte an der Kleidung und am Haarschnitt liegen, aber sie war leibhaftig vorhanden, und Jane kam sich im ersten Moment vor wie in einen Traum versetzt oder mitten hinein in die Szene eines Hollywood-Films.
    Es mochte daran liegen, daß die äußere Umgebung plötzlich kitschig geworden war. Da stand der verfärbte Ball der Sonne wie eine Orange am Himmel, da gaben die Blüten ihren schweren Duft ab, da fiel das letzte Licht mit einer schon brutalen Klarheit über das Meer und das Land hinweg, da war eine gewisse Stille eingetreten, so daß die Brandung deutlicher gehört werden konnte.
    Sie sah auch den Don, diesen bärtigen und kompakten Mann, aber dafür hatte sie keinen Blick, denn die Frau war wichtiger.
    Sie beobachtete Jane. Sie wollte tief in ihre Seele dringen, dieses Gefühl überkam die Detektivin, aber sie sperrte sich dagegen. Auch jetzt, wo sie sich Auge in Auge gegenüberstanden, kehrte die Erinnerung nicht zurück. Jane sah diese Beth an wie eine Fremde, alles andere hatte sie verdrängt oder war verdrängt worden.
    Beth war es, die herrschte.
    Nicht der Don. Er und seine Leute - mochten sie auch noch so gut bewaffnet sein - waren in diesen Augenblicken nur Fassade. Beth Calvaro beherrscht alles.
    »Danke, daß du gekommen bist, liebe Jane. Ich finde es toll von dir, daß du eine alte Freundin nicht im Stich gelassen hast. Ich wußte nicht, ob ich es aus eigener Kraft schaffen konnte, von hier zu verschwinden. Es sah zuerst nicht gut aus, und dieser Don ist ein Schwein, der nebenbei noch als Mädchenhändler sein Geld verdient. Ich werde ihm einen Strich durch die Rechnung machen, denn die Mädchen würden sehr gut zu uns passen, findest du nicht auch?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Jane. »Es ist noch alles zu fremd für mich.«
    Bevor Beth eine Antwort geben konnte, spürte sie die Mündung der Waffe in ihrem Nacken. Dann flüsterte der Don an ihrem linken Ohr vorbei. »Du glaubst doch wohl nicht, daß ich mir das gefallen lasse! Wer mich als Schwein bezeichnet, wird dafür büßen.«
    »Aber ich habe nicht gelogen. Es gibt diese Mädchen, die in deinen Verliesen hocken.«
    »Das ist allein mein Problem.«
    »Noch…«
    »Hören Sie«, sagte Jane Collins und meinte damit den Don. »Ich kenne diese Frau nicht, und sie begehen einen Fehler, wenn Sie auf Ihre Forderungen eingehen. Sie begehen einen noch größeren Fehler, wenn sie meinen Freund umbringen lassen, denn er ist Polizeibeamter. Scotland Yard, wenn Ihnen das etwas sagt. Sollte er sterben, werden Sie keine ruhige Minute mehr haben, egal, wo Sie versuchen, sich zu verstecken.«
    Janes Worte hatten den Mann total verwirrt. »Wieso? Was soll das bedeuten? Scotland Yard hat hier…«
    »Moment, Senor, Sie dürfen nicht vergessen, daß ich geholt wurde. Und ich wollte nicht ohne Sicherheit hier erscheinen.«
    »Wer hat Sie geholt?«
    »Das war ich!« erklärte Beth Calvaro. »Und ich habe Ihnen gesagt, Don, daß ich eine Hexe bin. Aber Hexen brauchen nicht unbedingt allein aufzutreten. Sie können es auch zu zweit, wenn Sie verstehen, was ich damit meine.«
    »Ja, das verstehe ich. Soll das heißen, daß auch diese Collins eine Hexe ist!«
    »Das ist sie.«
    »Stimmt das?« schrie der Don Jane an.
    »Ich habe es nicht behauptet, aber bei Beth wäre ich vorsichtig, denn ich habe erlebt, wie aus einem eigentlich frommen oder lieben Hund eine Bestie wurde.«
    Da hatte Jane, ohne es zu wollen, genau das richtige Thema angesprochen. Der Don litt noch immer unter dem veränderten Verhalten seines Hundes. Er flüsterte: »Wieso? - Wieso konnte das geschehen? Was hat das alles mit dieser Beth zu tun?«
    »Die Antwort soll Sie Ihnen selbst geben. Aber zuvor pfeifen sie Ihre beiden Killer zurück.«
    »Das müssen Sie schon mir überlassen. Ich will hier reinen Tisch machen, verflucht! Ich will endlich wissen, was ich…«
    »Jane!« Beth hatte gerufen. Sie wollte nicht mehr, daß der andere nur redete.
    Die Detektivin war zusammengezuckt.

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