0926 - Preis der Macht
federte hoch und rammte die Frau mit seiner linken Schulter. Mit einem Schrei ging sie zu Boden. Der Dolch fiel ihr aus der Hand, landete klirrend auf dem Boden. Dann war Starless über ihr. Mit der verwundeten Hand umfasste er ihre Kehle, mit der anderen presste er ihre Brüste zusammen. Der Schmerz, die Wut über die eigenen Fehler… sie weckten allzu menschliche Lust in ihm.
»Dummes Weib, schweig endlich. Hätte ich Zeit, würde ich dir zeigen, was ich noch alles sein kann. Doch nun - sag mir endlich den Namen des Blonden.«
Die Frau röchelte, bis Starless seinen Griff ein wenig lockerte. Es war nur ein einziges Wort, das sie hervorbrachte, doch es elektrisierte den Vampir vollends.
»… Ted…« Dann jedoch blickte sie Starless intensiv an. Erneut quälte sie die Worte heraus.
»Doch er ist nicht mehr hier… fortgelaufen… in die Stadt hinein…«
Starless drückte erneut hart zu. »Mehr wollte ich von dir nicht wissen. Ich denke, Sinje-Li muss sich eine neue Informantin suchen. Du glaubst, ich wäre kein Vampir? Ich beweise es dir.«
Manja Bannier, die aus Geldgier zur Verräterin an no tears geworden war, die den Versprechen Sinje-Lis erlegen war, spürte, wie sich die Fangzähne des Vampirs in ihren Hals bohrten. Im Grunde war es nicht einmal ein Schmerz, den sie bemerkte… es war eher wie eine Erlösung für sie.
Als es vorbei war, fühlte Starless sich müde. Das frische Blut hätte ihn aufleben lassen sollen, doch das Gegenteil war der Fall. Er verfluchte sich selbst. Die Erinnerungen hätte er niemals zulassen dürfen. Also würde er Ewigk hier nicht finden, doch er hatte zumindest eine Spur. Er würde ihn finden, denn er war wie ein Bluthund, wenn er ein Opfer jagte.
Und wenn er ihn dennoch nicht finden konnte, dann sollte Ewigk zumindest wissen, wer auf seiner Fährte war.
Mit dem letzten Rest von Manja Banniers Blut schrieb er einen Namen an die weißen Kacheln der Küchenwand.
Bibleblack!
Die Wunde auf seiner Hand hatte sich geschlossen. Noch einmal blickte er sich um. Nein, in ihrer Todesangst hatte die Frau ganz sicher nicht gelogen. Er musste Ewigk nun suchen.
Dann verschwand er aus der alten Villa. Draußen wartete kühler Nachtwind auf ihn, der seinen Kopf endgültig frei machte. Er lauschte. Die Geräusche der Stadt drangen ganz fein an seine Ohren. Doch deutlich genug, um ihm den Weg zu weisen.
Die Vergangenheit ruhte nun wieder tief in Starless. Er wünschte sich, dass sie dort für immer blieb.
Ein Wunsch, der sich sicherlich nicht erfüllen würde.
***
Artimus van Zant begann daran zu zweifeln, dass sie auch nur den Hauch einer Chance hatten, Ted Ewigk und seinen kleinen Begleiter in der Dunkelheit zu finden.
Millisan Tull und Rola diBurn steigerten sich in die Suche hinein. Ohne Erfolg. Er selbst und Dalius Laertes machten die gleiche enttäuschende Erfahrung wie die Frauen. Hier, im lebendigen Zentrum von El Paso, wimmelte es auch um diese Uhrzeit nur so von Menschen, die verzweifelt versuchten, hier mitten in der Masse der Menschen so etwas wie ihr Glück zu finden - Unterhaltung, Ablenkung, Liebe sogar. Artimus war sicher, dies gelang am Ende dann nur den wenigsten von ihnen.
El Paso war kein Provinzkaff, es hatte weit mehr als 600.000 Einwohner. Van Zant hätte sich gewünscht, Ted Ewigk hätte seine Flucht nicht gerade in Richtung der Innenstadt gestartet. Hier einen einzelnen Menschen ausfindig zu machen, war tatsächlich wie die Suche nach der Nadel im riesigen Heuhaufen.
Mehrfach hatte Millisan Tull bereits bei den zuständigen Behörden wie Polizei, Feuerwehr und Notrettung nachgefragt, doch nirgendwo war ein Mann mit einem Kind aufgefallen. Als plötzlich van Zants Handy klingelte, schöpfte der schon Hoffnung. Es war die Polizei, die ihn anrief, doch es ging nicht um Ewigk und Serhat.
Es ging um no tears . Eines der Kinder hatte von Rolas Handy aus einen Notruf gestartet. Manja Bannier hatte die kleinen Bewohner der Villa im ersten Stock gelassen und war in die untere Etage gegangen - und nicht wieder aufgetaucht. Die Kinder wagten es nicht, sie zu suchen. Und das war auch gut so, denn als die Polizei eintraf, hatte sie eine entsetzliche zugerichtete Leiche gefunden. Manja Bannier war tot. Es gab für van Zant keinen Zweifel, dass sie von einem Vampir ermordet worden war.
Und dann sprach der Beamte noch von einem mit Blut geschriebenen Namen, den der Mörder an die Wand geschmiert hatte.
Bibleblack!
Van Zant und Laertes blickten einander an. Sie beide
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