0927 - Monster-Zoo
sie erreichten das Ziel ziemlich schnell, wo der Mann seinen Benz in der zweiten Reihe anhielt und im Fahrzeug sitzenblieb, während Lady Sarah einkaufte.
Der Laden war klimatisiert, und die Horror-Oma genoß zunächst die Kühle, die ihn umgab.
Auch andere Kunden freuten sich darüber. Sicherlich animierten sie diese Temperaturen dazu, etwas länger im Geschäft zu bleiben und mehr zu kaufen, als sie eigentlich vorgehabt hatte.
Lady Sarah war auch hier bekannt. Der Tee und das Feingebäck wurden ihr von einer Verkäuferin in den Korb gelegt. Aber Sarah Goldwyn wollte noch mehr kaufen und schaute nach den Konfitüren.
Die Auswahl war groß. Sie nahm fünf Gläser mit, außerdem Brot und dünn geschnittenes Kalbfleisch in einer pikanten Soße. Das wollte sie sich am Abend schmecken lassen.
Die Ware wurde ihr bis zum Wagen gebracht, wo der Fahrer sie entgegennahm.
»Und wohin darf ich Sie jetzt fahren, Madam?«
Die Horror-Oma lachte. »Sie hätten wohl gern noch eine Stadtrundfahrt gemacht, wie?«
»Ich hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Vielleicht später mal.«
Sarah Goldwyn hatte in der vergangenen Stunde ihre Probleme und Sorgen vergessen, aber daß dies nur Tünche war, war ihr klar. Je näher sie ihrem Haus kamen, um so mehr senkten sich die Schatten der Erinnerung wieder über ihr Gemüt, und Sarah wurde schweigsam und nach innen gekehrt, was der Fahrer registrierte.
»Geht es Ihnen nicht gut, Madam?«
»Warum fragen Sie?«
»Sie sind so still.«
»Ich denke nur nach.«
»Das ist gut.«
»Wie meinen Sie das?«
Der junge Mann stoppte an einer Ampel. »Ich finde es gut, wenn Menschen nachdenken, sich mit dem Leben und den Mitmenschen beschäftigen…«
Sie sprachen über das friedlich Zusammenleben der Menschen, über das Euro-Geld und das Zusammenwachsen der Nationen.
Vor Sarahs Haus stoppte der Fahrer, kassierte seinen Fahrpreis und ein tolles Trinkgeld, das ihn ein wenig verlegen machte.
»Nehmen Sie es für Ihren Sohn, der bald auf die Welt kommen wird.«
»Ja, danke. - Herzlichen Dank!«
»Keine Ursache.« Sarah Goldwyn verließ den Wagen und drückte sich hinein in die starre, brütende Hitze, die wie ein großer Vorhang über London lag.
Es war das glatte Gegenteil zur angenehmen Temperatur des Wagens. Lady Sarah warf einen Blick zum Himmel. Über der Dunstglocke stand als gleißendes Folterinstrument der Ball der Sonne.
Sarah lief durch den Vorgarten. Die Erinnerung an den Angriff der Vögel war wieder gegenwärtig.
Sie schaute sich um, sie suchte nach den schwarzen Tieren, aber sie konnte keine dieser Saatkrähen entdecken. Sie hielten sich wohl versteckt.
Die Haustür sah nicht so aus, als hätte sich jemand daran zu schaffen gemacht. Dennoch gefiel ihr die Stille nicht.
Sie war unruhig, als ahnte sie etwas Schlimmes.
Die Sonne brannte ihr in den Nacken, als Sarah die Tür aufschloß. Hinter ihr stand der Fahrer. In einer Hand hielt er das Kleid und die Bluse, in der anderen die Waren.
Letztere stellte er in die Küche, während er die Kleidungstücke an die Garderobe hängte.
»So, dann werde ich Ihnen noch meine Karte geben, falls Sie mal wieder gefahren werden möchten, Madam.«
»Danke, und alles Gute für Sie und Ihre Familie.«
»Schönen Tag noch.«
Sarah nickte und lächelte. Sie schloß die Tür erst, als der Fahrer in seinen Benz gestiegen war. Dann blieb sie im Flur stehen, mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt, schüttelte den Kopf und dachte daran, wie allein sie plötzlich war. Dieses Gefühl überkam sie, ohne daß sie sich dagegen wehren konnte. Sie wünschte sich Jane Collins zurück, um mit ihr über alles reden zu können, aber das war nicht möglich. Sie machte zusammen mit John Urlaub, und Sarah dachte darüber nach, ob sie mit Spanien telefonieren sollte. Zumindest die Stimmen der beiden zu hören, dann ging es ihr schon besser.
Später vielleicht. Zuvor wollte sie die Lebensmittel aus der Tüte in den Kühlschrank räumen. Sie ging in die Küche, in der es ebenfalls still war. Die Ruhe blieb, denn Sarah stellte weder das Radio noch die Glotze an, sie machte sich an die Arbeit, verstaute auch den Tee in der Dose und überlegte, ob sie sich eine Kleinigkeit zu essen machen sollte.
Die Erinnerungen lagen ihr wie ein dicker Klumpen im Magen und überlagerten das ohnehin schwache Hungergefühl.
Was tun? Wie sich ablenken?
Sarah Goldwyn hatte damit eigentlich nie Probleme gehabt, aber in diesem Fall fühlte sie sich so
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