0927 - Monster-Zoo
wären da nicht einige Dinge gewesen, die sie stutzig gemacht hätten. Warum war sie von den drei Saatkrähen angegriffen worden? Warum hatten die Vögel nicht auf Janes Rückkehr gewartet?
Weil sie genau gewußt hatten, daß sie die Detektivin auch durch einen Angriff auf Lady Sarah treffen konnten.
Es lag also auf der Hand, daß Lady Sarah der anderen Seite bestens bekannt war.
Ergo konzentrierte sich wieder alles auf ihre Person. Sie mußte damit rechnen, daß der Angriff der drei Vögel eine erste Warnung gewesen war. Weitere würden folgen.
Was sollte sie tun? Wie konnte sie sich dagegen schützen? Sollte sie Suko anrufen und um Polizeischutz bitten? Sarah spielte mit diesem Gedanken, aber sie kam sich irgendwie lächerlich vor. Dann wäre da noch die Möglichkeit gegeben, mit Spanien zu telefonieren, um Jane und John Bescheid zu geben.
Dies wiederum schloß sie zunächst auch aus. Wer konnte denn schon sagen, mit welchen Problemen sich die beiden da unten herumschlugen? Ein Anruf aus London hätte ihre Gewissenskonflikte nur noch erhöht.
Also werde ich es allein durchstehen, dachte sie. Vorerst zumindest.
Sie hatte den Entschluß gefaßt und kam sich vor wie jemand, der wieder zurück in die Realität getaucht war. Und die nahm sie sehr realistisch und normal hin. Sie dachte daran, daß sie noch immer ganz allein stand, aber sie würde auf keinen Fall allein bleiben. Der Entschluß stand fest. Nicht in Panik verfallen, sondern zunächst einmal die Lage sondieren. Das sollte mit einem Telefongespräch mit Suko beginnen.
Die Nummer kannte sie auswendig. Nach fünf Sekunden hatte sie den Inspektor am Apparat, dessen Stimme trotz der Hitze klar und frisch klang.
»Dir scheint es in deinem Büro recht gut zu gehen, Suko.«
»Ho, Lady Sarah!«
»In der Tat.«
»Was verschafft mir die Ehre des Anrufs?«
Die Horror-Oma lachte. Es tat ihr gut, wieder etwas Normales zu hören. »Ob es eine Ehre ist, weiß ich nicht, aber ich rufe aus einem bestimmten Grund an.«
»Laß mich raten. - Es geht um Jane. Und vielleicht auch um John. Habe ich recht?«
»Stimmt.«
»Und du willst wissen, wie es den beiden so geht und was sie so treiben?«
»Ja, so ähnlich.«
»Denen geht es blendend.«
»Wieso?«
»Warum nicht?« antwortete Suko lachend mit einer Gegenfrage. »Oder geht es dir im Urlaub nicht gut? Die beiden sind eine Woche in Spanien.«
Lady Sarah war ziemlich überrascht, fast geschockt. »Urlaub?« wiederholte sie. »Sind die beiden denn losgefahren, um Urlaub zu machen? Ich habe etwas anderes gehört.«
»Stimmt schon, Sarah. Du hast dich nicht verhört. Aber sie machen jetzt Urlaub. Der Fall, der sie nach Spanien geführt hat, ist wohl abgeschlossen, das hat mir John am Telefon erzählt, obwohl es nicht zufrieden klang.«
»Wie meinst du das?«
»Kann ich dir nicht sagen, Sarah. Wirklich, ich bin da nicht informiert. Aber Sir James hat noch mit den spanischen Kollegen gesprochen, und die haben sich wohl sehr zufrieden gezeigt, was einen Erfolg der Aktion angeht.«
»Dann kann man Ihnen nur einen schönen Urlaub wünschen. Wann kehren Sie denn zurück?«
»In der nächsten Woche. Den genauen Tag erfahre ich noch. Vielleicht verlängern sie ja noch.«
»Haben die es gut. Kennst du eine Adresse oder eine Telefonnummer, Suko?«
»Ja, die beiden haben sich in ein Kloster zurückgezogen.« Suko hatte die Antwort mit einer Grabesstimme gegeben, und Lady Sarah konnte es nicht fassen.
»In ein was sagst du?«
»Ja, in ein Kloster.«
»Du bist…«
»Moment, laß mich ausreden. Das Kloster ist kein richtiges Kloster. Dort leben auch keine Mönche mehr. Man hat es zu einem Hotel umgebaut. Es liegt auch nicht am Strand, sondern in den Bergen, in der Nähe von Granada.«
»Ah, das ist etwas anderes. Ich hatte schon gedacht…«
»Nein, nein, soweit ist es noch nicht gekommen. Ich kann mir Jane als Nonne und John als Mönch wirklich nicht vorstellen.«
»Dann gib mir doch mal die Telefonnummer des Hotels durch.«
»Kannst du haben.«
Lady Sarah bekam die Nummer und die Adresse. Beides notierte sie auf einem Zettelblock, der neben dem Telefon lag. Sie fühlte sich jetzt besser, obwohl die beiden ebenso weit von ihr entfernt waren wie vor dem Anruf.
»Hast du sonst noch etwas?« fragte Suko.
Fast wäre es über ihre Lippen gesprudelt, aber Sarah Goldwyn verneinte.
»Gut, dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag.«
»Danke, Suko, ebenfalls. Schönen Gruß an Shao.«
»Werde ich
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