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0927 - Nacht über GALAHAD

0927 - Nacht über GALAHAD

Titel: 0927 - Nacht über GALAHAD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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ihrem Gesicht, dass sie das Gleiche dachte wie er: was, wenn Gryf tot war? Was, wenn er nur deshalb nicht mehr auf ihrem übersinnlichen Radar auftauchte, weil es ihn nicht mehr gab? Möglicherweise hätte eine Reise zu den Lebensbäumen der Silbermond-Wesen zumindest über den möglichen Tod Gryfs Auskunft geben können, doch aus Gründen, die niemand kannte, hatten sowohl Gryf als auch Teri nie solche Bäume besessen.
    Die Druidin nickte. »Ich habe alles versucht, was mir einfiel. Auf Anglesey war er schon seit einiger Zeit nicht. Er wollte ein wenig reisen, sagte er mir, sich die Beine vertreten und versuchen, den Kopf freizubekommen. Und jetzt…«
    »Malen wir den Teufel mal nicht an die Wand«, sagte Zamorra, als sie nicht weitersprach. »Wer über acht Jahrtausende auf dem Buckel hat, verabschiedet sich nicht so sang- und klanglos. Die Frage ist, wo wir unsere Suche nach ihm beginnen sollten.«
    »Na ja, deshalb bin ich hier. Gryf ist niemand, der einem magischen Ereignis aus dem Weg geht, sofern ihm eines begegnet. Und da dachte ich, du wüsstest vielleicht, ob derzeit irgendwo etwas Außergewöhnliches geschieht.«
    Zamorra atmete tief ein. Wo nicht? , dachte er, verkniff sich aber jeglichen Kommentar.
    Er wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, da öffnete sich die Tür zur Küche und Madame Claire trat abermals in den Raum, dicht gefolgt von einer Aushilfskraft. Das junge Mädchen trug weiße Kleidung und eine breite Schürze. Außerdem redete sie anscheinend ohne Unterlass auf Madame ein. »Wenn ich's Ihnen doch sage«, beteuerte sie gerade. »In Schottland. Es kam gerade in den Nachrichten.«
    Claire rollte mit den Augen. »Verzeihen Sie, Messieurs, Mademoiselle. Aber Fantine hier bestand darauf, dass jeder im Haus…«
    William hob die Augenbrauen und wirkte, als brächte ihn diese glatte Verletzung jeglichen Protokolls gleich an den Rand von etwas Unglaublichem: einer sichtbaren emotionalen Regung. Schmunzelnd ging Zamorra dazwischen. »Was gibt es denn, Mademoiselle?«, fragte er das Aushilfsmädchen. Er kannte sie vom Sehen - ein recht einfältiges Kind, das eine Neigung zu Boulevardthemen, fragwürdigen Gazetten und Promiklatsch an den Tag legte, die er mehr als ungesund fand.
    »Monsieur, Sie sollten sich das selbst ansehen. Es läuft auf allen Kanälen. In Schottland haben Zombies ein Krankenhaus angegriffen!«
    ***
    Invergordon, kurz zuvor
    Jackie Soprano rannte.
    Das schrille Klingeln des Alarms hallte von den nackten Wänden des Treppenhauses wider. Irgendwo jenseits der hölzernen Schwungtüren schrie jemand, ein Mann. Sie kümmerte sich nicht darum, durfte nicht anhalten, musste weiter.
    Immer zwei Stufen auf einmal. Immer zwei Stufen auf einmal. Immer zwei…
    Sie wiederholte den Satz wieder und wieder in Gedanken. Er war ihr Mantra, ihr Anker im Wahnsinn. Wenn sie sich nur fest genug an ihn klammerte, würde alles gut werden. Das hoffte - nein, das wusste sie. Es durfte einfach nicht anders sein.
    Nerven flatterten. Hände zitterten. Beine, die zu Pudding geworden zu sein schienen, trugen die vierzigjährige Nachtschwester. Weiter, einfach weiter. Im dritten Stock stand die Tür zur Etage offen. Eine rote Schleifspur führte jenseits der Schwelle über das Linoleum des Krankenhausflures. Blut. Jackie hielt nicht an.
    Die feuchten Flecken auf ihrer weißen Schwesterntracht glitzerten im Schein der grellen Leuchtkörper. Zweiter Stock, noch sechs Treppen. Bald hatte sie es geschafft. Draußen wartete die Welt auf sie. Die Normalität.
    Bilder drängten sich in ihren Geist, schoben sich vor ihr geistiges Auge. Die Szene im OP, als der verletzte Sergeant auf dem Tisch lag. Dr. Kilborne, der fieberhaft um das Leben des Beamten kämpfte, aber verlor. »Rufen Sie das Seuchenzentrum«, hatte der Mediziner gerufen, und in seinen sonst so besonnenen Augen hatte Jackie die Panik bemerkt. »So etwas habe ich noch nie gesehen.« Dann die Fiatline, als das Herz des Patienten zu schlagen aufhörte. Jackie hatte da schon längst gedacht, dass er tot sein müsse. Bei dem Anblick…
    Nein. Sie schüttelte den Kopf, zwang die Erinnerung zurück. Alles würde sich aufklären. Alles würde wieder, wie es gewesen war. Sie musste nur weiter, durfte nicht langsamer werden, dann würde sie es schaffen. So einfach war das. Jeder Schritt trug sie näher zurück in die Wirklichkeit.
    Sie hatte den ersten Stock noch nicht erreicht, da stürmten schon die nächsten Bilder auf sie ein. Wie sich der Sergeant - nach

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