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0927 - Nacht über GALAHAD

0927 - Nacht über GALAHAD

Titel: 0927 - Nacht über GALAHAD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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in sich aufzunehmen. Menschen liefen umher, teils in Polizeiuniform, teils in Zivil. Er sah Weißkittel, die in Funkgeräte brüllten, Schlipsträger mit Handfeuerwaffen, Einsatzfahrzeuge jeglicher Couleur mit offenen Türen und leuchtenden Warnlampen. Zwei Kamerateams standen jenseits einer Absperrung und interviewten Gaffer ebenso wie Streifenpolizisten.
    »Siehst du jemanden, der hier der Chef sein könnte und uns sagt, was los ist?« Teri Rheken wirkte ratlos.
    Für einen kurzen Moment fragte sich Zamorra, wie ernst die Lage in Invergordon wohl sein musste, wenn zwei plötzlich aus dem Nichts erscheinende Gestalten - von denen eine noch dazu fast nackt war - gar nicht auffielen. Dann antwortete er: »Nein, aber…«
    Er deutete auf einen schlanken Farbigen von vielleicht fünfundvierzig Jahren. Der Mann trug eine dunkle Hose, eine schmale Krawatte und ein weißes Hemd, das den Eindruck vermittelte, als habe er es seit Tagen nicht wechseln können. Außerdem wirkte er hoffnungslos überfordert.
    Teri nickte. »Versuchen wir's.«
    »Entschuldigung?« Der Dämonenjäger fackelte nicht lange, sondern kam direkt zur Sache. »Ich will Sie nicht stören, aber ich glaube, wir können Ihnen helfen.«
    Der Mann drehte sich um, musterte sie. Das Blaulicht spiegelte sich auf seinem nahezu kahl geschorenen Kopf. »So, glauben Sie das?«, fragte er dann. »Wissen Sie, der Glaube ist etwas, das man hier schnell verliert, wenn man nicht aufpasst.«
    Nach einigen vorsichtigen Sätzen, mit denen sich Zamorra bemühte, Informationen zu erhalten, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, hatte er ein erstes Bild der Lage: Chief Inspector Cedric Daniels zufolge hatte sich ein Virus im Krankenhaus ausgebreitet, wie er ihn nie zuvor gesehen hatte. Und er war aus dem Meer gekommen, vom Firth.
    »Vermutlich war Evan Donovan der Überträger«, sagte Daniels leise. »Einer aus meinem Stab. Er untersuchte einen Vorfall am Hafen und… wurde dabei von seiner eigenen Partnerin angegriffen. Ich selbst fuhr ihn hierher, für sie konnte ich nichts mehr tun. Und allem Anschein nach kam auch für Evan alle Hilfe zu spät. Mein Gott, was geschieht hier nur?«
    Ein lauter Knall ließ sie zusammenfahren. Keine fünf Meter vor ihnen flog die Tür des Krankenhausnotausganges aus ihren Angeln, landete scheppernd auf dem Teer des Hofes - und im Türrahmen erschien… eine Gestalt, die wie ein Hybrid aus Mensch und Qualle wirkte. Eine nahezu blasphemische Kreatur, gekleidet in einen blutverschmierten Schwesternkittel. Sie hob die Arme, riss das gähnende Maul auf und stürzte sich auf den erstbesten Menschen, den sie fand - einen völlig perplexen Polizisten. Der Beamte ging sofort zu Boden.
    Acht Kollegen zogen gleichzeitig ihre Waffen, feuerten ohne Unterlass auf das Ungeheuer, und der aufgedunsene, unfassbare Leib des Angreifers löste sich auf, wurde zu einer zähflüssigen Brühe, die sich über dem wehrlosen, entsetzten Polizisten ergoss.
    Die Kameras hielten gnadenlos drauf.
    »Kannst du dir das erklären?«, fragte der Meister des Übersinnlichen seine Begleiterin.
    Teri schüttelte den Kopf, doch mit einem Mal bemerkte Zamorra, dass CI Daniels sich nachdenklich über das glatt rasierte Kinn strich. »Sprechen Sie«, forderte er den Ermittler auf. »Keine Scheu. Was immer Sie auf dem Herzen haben, ich garantiere Ihnen, ich habe schon verrücktere Dinge gehört. Und gesehen.«
    »Dieses Wesen…« Daniels nickte in Richtung der unansehnlichen Pfütze, die von der Krankenschwester übrig geblieben war. »Ich hatte bisher nicht mit eigenen Augen gesehen, was aus den Opfern der… der Krankheit wird. Und jetzt…«
    »Ja?«, hakte der Professor nach. Irgendetwas sagte ihm, dass er der Lösung dieses Rätsels gerade mit Siebenmeilenstiefeln auf der Spur war - ganz von selbst.
    Daniels schluckte hörbar. »Monsieur Zamorra, im Gegensatz zu Ihnen und Ihrer Begleiterin bin ich dieser Erscheinung bereits einmal begegnet. Und zwar auf den Seiten des Invergordon Examiners .«
    Kapitel 9 - Teri: Kreaturen der Tiefe
    Der Raum im Keller des Redaktionsgebäudes stank nach Staub und dem abgestandenen Pfeifenrauch verstrichener Dekaden. Klobige Metallschränke mit unterarmbreiten Schubfächern standen neben vorsintflutlich anmutenden Mikrofiche-Lesegeräten, die auf abgewetzten Holztischen montiert waren, und eine trübe, nackte Glühbirne in der Mitte der unverputzten Decke verströmte ein Licht, das genauso arthritisch zu sein schien, wie der ganze restliche

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