0927 - Nacht über GALAHAD
Einfluss des Nebels und war nicht mehr zurechnungsfähig.«
»Collet und dieser Fisher bekamen Wind von dem Richtungswechsel, wollten sich dem entgegensetzen…« Daniels atmete tief ein. »Sie glaubten wohl, der Nebel müsse um jeden Preis gestoppt werden - und nur die Natal sei dazu in der Lage.«
» Falls all das hier tatsächlich stimmt und nicht die blühende Fantasie einiger Zeitungsfritzen ist!«, warf Zamorra ein. »Aber in Anbetracht dessen, was wir am Krankenhaus und am Hafen gesehen haben, neige ich dazu, es zu glauben.«
Daniels nickte, und Teri tat es ihm gleich.
Okay, so langsam finden die Puzzleteile zusammen , dachte der Professor. Zwar bringen uns die mysteriösen Vorfälle von Invergordon dem vermissten Gryf keinen Schritt näher, aber…
»Und dann diese Entführungsgeschichte«, murmelte Daniels plötzlich. Der Chief Inspector sah aus, als wolle er seinen Beruf am liebsten an den Nagel hängen. »Diese Verstärkung aus Inverness hat einiges zu schlucken, wenn sie endlich auftaucht.«
Auf Zamorras Nachfrage hin, schilderte Daniels ihnen von einem Verbrechen, das vor kurzer Zeit vorgefallen war und dem er bisher aufgrund akuter Überlastung nicht hatte nachgehen können. Eine junge Meteorologin sei am helllichten Tag entführt worden - und auch der Informant, dem er den entsprechenden Hinweis verdankte, habe sich nie wieder bei ihm blicken lassen. »Das war ohnehin ein seltsamer Vogel«, sagte der Ermittler leise. »Irgendein walisischer Zungenbrecher als Name. Llandgryf oder so…«
Für einen Moment war Zamorra, als sei die Zeit stehen geblieben. Fassungslos starrte er zuerst den Polizisten, dann seine Begleiterin an. Auch Teris Augen waren groß, und ihr bildhübscher Mund formte ein O. »Gryf ap Llandrysgryf?«, hakte er nach. »Schlanker Typ, blonde Haare, meist in Jeansanzug und Shirt unterwegs?«
Daniels sah ihn an, als habe er gerade gebellt. »Sie kennen ihn?«
»Gryf ist ein Freund von uns«, antwortete Teri. »Und auch er ist verschwunden. Haben Sie irgendeine Idee, wo er sein könnte?«
»Wenn er in dieser Gegend war, muss sein Verschwinden etwas mit all dem zu tun haben, was hier geschieht«, sagte Zamorra. »Und irgendwo muss es einen gemeinsamen Ursprung dafür geben, einen gemeinsamen Nenner. Sagen Sie, Daniels, hat sich in letzter Zeit etwas an der Struktur oder dem Alltag dieser Gemeinde verändert - abgesehen von den Quallenwesen?«
»GALAHAD«, hauchte der Chief Inspector. Er sah aus, als fielen ihm gerade Schuppen von den Augen. »Die Bohrinsel im Firth. Wie der Examiner gestern berichtete, befindet sie sich überraschenderweise in Privatbesitz, und der Besitzer hat sich soeben zu einer Stippvisite eingefunden. Dieser Julian Morrow soll ein ziemlicher Exzentriker sein. Wie man erzählt, hat er vermehrt nächtliche Lieferungen erhalten - und sogar einen Sarg, der per Heli auf die Insel geflogen wurde.«
»Eine Bohrinsel im Firth. Dort, wo Collets Nebel hergekommen sein soll.« Der Meister des Übersinnlichen nickte. »GALAHAD - wie der Ritter, der in der Artussage den Heiligen Gral fand. Das klingt alles sehr vielversprechend. Ich frage mich, was dieser Privatmann da draußen treibt…« Auffordernd blickte er zu Teri. »Es ist ein gewagter Versuch, aber vielleicht treffen wir ja wieder ins Schwarze. Ich finde, wir sollten uns diese Bohrinsel mal genauer ansehen.«
***
Woraus auch immer diese Wände bestanden, Gryf konnte sie nicht durchdringen. Weder körperlich, noch mental. Es war, als wäre die kleine Kammer im Kern der Bohrinsel, in die Morrow ihn gesperrt hatte, während er bewusstlos war, vom Rest der Welt getrennt und hermetisch abgeriegelt. Nur der breite Spiegel an der Wand deutete darauf hin, dass da noch eine Außenwelt existierte - denn dahinter standen Menschen und starrten ihn an. Dessen war Gryf sich sicher.
Irgendwo knackte ein verborgener Lautsprecher. Morrows Stimme erklang. »Wer sind Sie?«
»Hab ich Ihnen alles schon gesagt.« Der Silbermond-Druide saß auf dem Boden, nur ein paar Handbreit von dem seltsamen Kindersarg entfernt, lehnte sich rücklings gegen die kühle Wand und schloss die Augen. »Walisischer Tourist auf der Durchreise.« Wenige Meter zu seiner Rechten lag eine Pfütze aus Organen und Kleidung, die ihn an den Mediziner erinnerte, den er kürzlich hier kennengelernt hatte.
»Mir ist noch kein Tourist begegnet, der kann, was Sie können. Also lügen Sie mich nicht an!«
»Und ich habe noch keinen Ölsuchenden getroffen, der
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