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0928 - Der Fliegenmann

0928 - Der Fliegenmann

Titel: 0928 - Der Fliegenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verschwinden.
    »Hä – aber was könnte man dem eingepflanzt haben?«
    »Muß ich Ihnen das sagen? Vielleicht ist er zu einem Versuchsobjekt gemacht worden. Zu einem ferngesteuerten Menschen, der zugleich ein Roboter ist, aber nicht so aussieht.«
    Säckler lachte wieder. Es klang sehr unsicher. »Sie haben vielleicht Nerven, Stahl.«
    »So? Habe ich die?«
    »Aber klar. Was Sie da sagen, das ist Science fiction, denke ich.«
    »Ich bitte Sie, Herr Säckler. Muß ich Ihnen denn erzählen, was alles möglich ist? Wonach Wissenschaftler forschen? Ob es nun erlaubt ist oder nicht. Ich denke, daß sie die Geheimnisse für sich behalten.«
    »Darüber kann ich nichts sagen.«
    »Das verstehe ich auch. Dieser Edgar Bronzek kann ein derartiges Geheimnis sein. Man weiß es nicht. Er kann auch die erste Spur zu etwas sein, über dessen Reichweite wir uns noch gar nicht im klaren sind. Ferngelenkte Menschen ohne Gefühle, die keinen Schmerz empfinden, die nicht merken, ob sich Fliegen oder andere Flugtiere auf ihre Haut gesetzt haben. Denen es letztendlich egal ist, ob sie einen Menschen töten oder ihm nur die Hand reichen. Es ist Spekulation«, wiegelte er ab, weil er die Furcht auf Säcklers Gesicht sah, »aber wie heißt es so schön? Wehret den Anfängen.«
    »Ja, stimmt!« flüsterte Säckler. »Das sollte man wirklich tun.«
    »Eben.«
    »Und Sie sind bereit?«
    »In der Tat bin ich das.«
    Säckler winkte mit beiden Händen ab. »Dann holen Sie sich auch meinetwegen den Engländer, aber klären Sie den Fall bitte so rasch wie möglich auf. Ich weiß nicht, was ich meiner Dienststelle berichten soll. Man wird mich für überspannt halten und…«
    »Sie sagen am besten nichts von meinen Vermutungen. Es kann auch alles ganz anders sein. Weshalb sollten wir irgendwelche Pferde scheu machen, frage ich Sie?«
    »Wenn man es so sieht, dann haben Sie recht.«
    »Das meine ich doch.« Erst jetzt kam Harry dazu, von seinem Wasser zu trinken. Die Erfrischung tat ihm gut, und als er das Glas absetzte, wollte er von Säckler wissen, welche Fakten es noch gab.
    »Jedenfalls müssen Sie über die Grenze nach Tschechien.«
    »Ungefähr zwanzig Kilometer von Oberwiesenthal in Richtung Osten.«
    »Oh, dort ist der Hund begraben.«
    »Nicht nur der, auch noch jemand anderer, aber der ist ja wieder zurückgekehrt.«
    Harry mußte lächeln. »Kann ich mich an einem Punkt orientieren?«
    »Die Kollegen von der anderen Seite haben mir aufgezeichnet, wo das Grab des Erschossenen zu finden ist. Wo sie ihn also im Boden verscharrt haben. Hier ist eine Skizze.«
    Harry nahm sie entgegen. Er schaute sich alles an, und er las Ortsnamen, die er noch nie gehört hatte. »Das Grab am Ortsrand von Petlery.«
    Harry sprach den Namen aus und fragte sein Gegenüber. »Kennen Sie Petlery?«
    »Dort war ich noch nie.«
    »Ich auch nicht.«
    »Jedenfalls schauen Sie sich dort mal um. Und falls Sie diesen Bronzek sehen, nun ja…«
    »Was heißt nun ja?«
    Säckler grinste schief. »Dann sorgen Sie dafür, daß er nicht mehr durch die Gegend laufen kann…«
    ***
    Der Tag hatte sich mit der Dämmerung verabschiedet. Jovanka war auch nicht länger vor dem Haus sitzen geblieben, trotz der Kühle, die sie sicherlich genossen hätte, aber sie war einfach zu nervös. Sie ging ins Haus und schaltete dort das Licht ein, setzte sich an den Küchentisch und streckte das rechte Bein aus, um die Wunde betrachten zu können.
    Sie schmerzte kaum und hatte sich schon wieder geschlossen. Eine rötlichbraune Kruste hatte sich gebildet.
    Das gleiche malte sich auch auf der Hand ab. Die Frau hatte sie ausgewaschen, mit Öl beträufelt, um sich gegen Infektionen zu schützen, aber das alles hatte sie getan, ohne recht davon überzeugt zu sein. Es war eher Beschäftigungstherapie gewesen. Über die Gründe wollte sie nicht nachdenken, weil sie sowieso nichts begriff.
    Es hatte sie auch keine Panik überfallen. Sie blieb ruhig, war beinahe heiter und gelassen, was möglicherweise auch an ihrem Alter lag, denn großartig schocken konnte man sie nicht mehr.
    Es kam, wie es kommen mußte, so stand es im großen Buch des Schicksals geschrieben.
    Sie wußte auch, daß sie in der kommenden Nacht nicht allein bleiben würde. Jemand würde bei ihr erscheinen. Jemand, der ihr fremd war, den sie aber trotzdem kannte, denn sie hatte ihn auf dem Friedhof gehört und gefühlt.
    Sehr deutlich erinnerte sie sich daran, wie ihre Hand über das Fleisch oder die Haut geglitten war. Eine nicht

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