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0928 - Der Fliegenmann

0928 - Der Fliegenmann

Titel: 0928 - Der Fliegenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weg. Sie fauchten, dann huschten sie zur Seite, wobei Jovanka noch ein klagendes Schreien hörte, als hätten sie vor etwas Furcht.
    Das war gut möglich, denn wenn sie genauer hinhörte, da war irgendwo das Summen zu hören. Es hing in der Luft wie ein Geräusch, das einfach nicht verschwinden wollte. Jovanka konnte nicht mal feststellen, aus welcher Richtung es kam. Es war einfach da, und von überall her schienen sich die Fliegen zu sammeln.
    Mußte sie jetzt weglaufen? Mußte sie eine tiefe, unheimliche Angst verspüren? War jetzt alles vorbei? Konnte sie mit ihrem Leben abschließen? Nein, es traf nichts zu. Sie stand da und schaute in die Finsternis, wo sich allerdings nichts bewegte, denn die dunklen Fliegen waren noch nicht zu sehen. Jovanka war locker wie selten. Sie fühlte sich sogar recht wohl, als sie sich auf der Stelle drehte und wieder dorthin zurückkehrte, woher sie gekommen war.
    Sie trat über die Schwelle und ging in das Haus, in dem das Licht noch brannte. Es hatte andere und auch normale Insekten angezogen. So bewegten sich Motten und Nachtfalter in seinem Schein, aber auch Mücken und kleine Fliegen umtanzten die helle Insel, wobei ihre Körper stark vergrößert als Schatten über die Wände hinweghuschten.
    Jovanka setzte sich wieder an den Tisch. Das Licht ließ sie brennen. Sie schaute an der Lehne vorbei zur Tür hin, wo sich die Geräusche verdichtet hatten.
    Der Schwarm war auf dem Weg und suchte sein Ziel. Und das Ziel war sie, daran gab es nichts zu rütteln. Er würde sich durch die offene Tür in das Haus drängen, um in ihre Nähe zu gelangen, wie er es schon einmal getan hatte.
    Und dann? Was passierte dann? Würden wieder Fliegen in ihren Körper eindringen, um später die Haut aufplatzen zu lassen, wenn sie die Freiheit suchten?
    Der Schein des Mondes war wie bleiches, in die Tiefe fallendes, flüssiges Silber. Er gab dem Erdboden noch ein wenig Licht, und in diesen Schein hinein glitt plötzlich der summende, vibrierende und tanzende Schatten der Fliegen.
    Die alte Frau sah ihn als Schatten, aber als er sich über die Schwelle drängte, erkannte sie seine wahre Gestalt. Der Schwarm erinnerte sie jetzt an eine Spindel, die sich um die eigene Achse drehte, ohne dabei den Boden zu berühren.
    Es war ein schwarzes Durcheinander. Nicht eine Fliege war still.
    Jede summte, und all die Geräusche vermischten sich zu einem gedämpften Inferno, das durch das Haus wanderte.
    Der Schwarm blieb im ersten Raum. Dort drehte er sich und tanzte weiter, ohne allerdings in die Nähe der gespannt dasitzenden Frau zu gelangen.
    Jovanka schaute nur. Etwas anderes konnte sie nicht tun. Sie dachte wieder an den Körper, den sie nur gefühlt, aber nicht gesehen hatte, auch an die Botschaft, und dann rissen ihre Gedanken ab, denn blitzartig drehten sich die Fliegen schneller, so daß ein Windstoß erzeugt wurde, der auch die Frau erfaßte.
    Jovanka riß die Hände vor ihr Gesicht. Sie wollte nicht hinschauen. Sie hörte etwas klappern, dann fielen verschiedene Gegenstände vom Regal und zerbrachen auf dem Boden in zahlreiche Scherben.
    Es wurde wieder still, was die alte Frau jedoch mit einiger Verzögerung wahrnahm. Die kalte Stimme sagte nur einen Satz in die Stille:
    »Ich bin die Angst!«
    ***
    Als ich in der Maschine Frankfurt-Dresden saß, drehten sich meine Gedanken nicht um den neuen Fall, sondern um den, der hinter mir und Jane lag. Wir hatten nur den ersten Teil erlebt. Der zweite und auch das mörderische Finale war ohne uns über die Bühne gegangen, weil wir in Spanien noch einige Tage Urlaub drangehängt hatten.
    Vorwürfe wollte ich mir deswegen nicht machen. Zudem hatte noch alles geklappt, und ich stöhnte leise auf, als ich daran dachte, wie knapp es gewesen war.
    Dieser Laut schreckte die neben mir sitzende und nach Parfüm riechende Frau auf, die bisher in einem Modemagazin geblättert hatte.
    »Ist Ihnen nicht gut, Sir?«
    »Doch, mir geht es gut. Danke der Nachfrage.«
    Sie schob ihre Brille tiefer. »Nun ja, Sie haben so seltsam vor sich hingestöhnt.«
    »Das passiert schon mal.«
    »Wobei?«
    »Wenn ich an gewisse Dinge denke.« Ich zwinkerte ihr zu. »Sie wissen schon.«
    Von dieser Minute an war ich für sie gestorben. Nicht einen Blick gönnte sie mir mehr.
    Mir war es recht, ich wollte sowieso meinen eigenen Gedanken nachgehen und schaute aus dem Fenster, wo sich ein Himmel ausbreitete, der kaum eine Wolke zeigte. Wenn ja, dann waren es dünne Schleier. Die Bodensicht war

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