0928 - Solo für einen Androiden
der Transmitterzentrale an, um eines der Geräte vorprogrammieren zu lassen. Als er in die Transmitterhalle kam, war alles vorbereitet, um ihn sofort zum Mars abzustrahlen.
Von der Empfängerstation des vierten Planeten flog er mit einem Gleiter zu den neun Trümmertürmen der Loower hinaus.
Vor dem Hauptturm erwartete ihn ein einzelner Loower.
Es war Goran-Vran.
Er sagte: „Hergo-Zovran sah keine Notwendigkeit, noch länger hier zu warten. Er ist nach Alkyra-II zurückgekehrt.
Er war der Meinung, daß alles, was noch zu geschehen hat, auch von dort getan werden kann."
„Und unsere Abmachung?" fragte Tifflor mit rauher Stimme.
„Du meinst die materiellen Forderungen der Terraner an mein Volk?" fragte Goran-Vran und gab auch sofort die Antwort: „Du kannst sie an mich stellen, und ich werde sie nach Alkyra-II weiterleiten. Ich bin jetzt gewissermaßen der Türmer hier. Aber ich habe keine Mannschaft, und die Anlagen sind stillgelegt. Von hier aus wird nie mehr wieder ein Impuls ins Universum hinausgehen. Aber natürlich kann ich auf herkömmliche Art funken.
Bist du hier, um die Wünsche deines Volkes vorzutragen? Ich kann sie nach Alkyra-II übermitteln."
„Zum Teufel mit den Forderungen!"
Tifflor war wütend und enttäuscht, und obwohl er kein Freund von Flüchen war, tat es ihm diesmal richtig wohl, sich auf diese Weise Luft zu machen.
„Ich habe gehofft, Hergo-Zovran noch eine Weile halten zu können’, sagte er dann.
„Du darfst mein Volk jetzt nicht für undankbar halten, Erster Terraner", sagte Goran-Vran. „Hergo-Zovran handelte gewiß nicht in egoistischer Absicht, wenn er natürlich die Belange der Loower allen anderen voransetzte."
Sie gingen nebeneinander in die Wüste hinaus, der Mensch und der letzte Loower im Sonnensystem.
„Wir hätten vielleicht noch die Hilfe der Loower benötigt", sagte Tifflor leise. „Warum hat Hergo-Zovran nicht wenigstens die Neunturmanlage in Betrieb gelassen?"
„Das ist auch eine Kostenfrage", antwortete Goran-Vran. „Der Unterhalt einer solchen Station kommt, alles in allem gesehen, sehr teuer."
„Ha!" machte Tifflor. „Ist eine solch materialistische Einstellung denn entelechisch?.’ „Hergo-Zovran hat sicherlich nicht nur an materialistische Werte gedacht", erwiderte Goran-Vran. „Der Aufenthalt in der Fremde belastet die Mannschaft, das Nichtstun bedrückt sie. Auch das ist ein hoher Preis."
„Und dich belastet es nicht?" fragte Tifflor.
Der Loower blieb stehen und breitete seine Flughäute aus.
„Das Solsystem ist nicht die Fremde für mich. Ich fühle mich hier wie zu Hause. Ich würde es als meine Heimat ansehen, wenn ich bleiben darf."
„Warum nicht..."
Tifflor verabschiedete sich von dem Loower und wandte sich dem Gleiter zu.
„Hast du dir schon überlegt, welcherart Entschädigung du von meinem Volk verlangen wirst?" rief Goran-Vran ihm nach.
Tifflor drehte sich noch einmal um und sagte schulterzuckend: „Vielleicht erbitte ich die Neunturmanlage als Geschenk."
Dann ging er endgültig.
*
Zurück in seinem Büro in Imperium-Alpha, schaltete Tifflor sein Memo-Gerät ein, um die neuesten Meldungen abzurufen.
Unter dem Stichwort „Weltraumbeben" erfuhr er, daß es im Zentrumsgebiet der Milchstraße zu einer Sternexplosion gekommen war, deren genaue Ursache jedoch noch nicht ermittelt werden konnte. Das heißt, man wußte, daß Gravitationsimpulse dabei eine Rolle gespielt hatten, doch mußte noch geklärt werden, ob sie von einem Weltraumbeben stammten, oder ob andere Einflüsse dafür verantwortlich waren. Weitere Vorkommnisse dieser Art wurden nicht gemeldet. Die Lage blieb unverändert.
Aus einigen Großstädten wurden Tumulte gemeldet, die dem Bericht vom Abzug der Loower aus dem Solsystem gefolgt waren. Doch konnten Ausschreitungen größeren Ausmaßes verhindert werden. Die Öffentlichkeit erwartete eine Stellungnahme der Regierung, was mit anderen Worten hieß, daß sich Tifflor eine Beschwichtigungstaktik zurechtlegen mußte.
Adams hatte die Nachricht hinterlassen, daß die Wissenschaftler intensiv an der Auswertung der Daten arbeiteten, die die Beobachtungsstation Gamma-Zeta geliefert hatte.
Dann folgte die Meldung über die Verhaftung eines Betrügers, der in der osteuropäischen Stadt Neu-Vindobona Schulden in der Höhe von rund 50 000 Solar gemacht hatte, obwohl er völlig mittellos war.
Tifflor ärgerte sich, daß man ihn mit solchen Bagatellen belästigte. Er hätte die Angelegenheit übergehen
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