0929 - Engelsblut
stand ebenfalls auf dem Fax. Die Verbindung war schnell hergestellt, und ich erfuhr, daß die Frau tatsächlich unverletzt, aber mit einem schweren Schock im Krankenhaus lag.
»Ist sie schon verhört worden?«
»Nein, das war unmöglich. Die Ärzte lassen uns nicht ran.«
»Hat sie denn irgendwas gesagt?«
»Sie hat geredet, aber nur wirres Zeug.«
»Was?«
»Sie sprach von einer Frau und von einem Schatten, der immer auf sie eingestochen hat.«
»Das war wohl der Killer.«
»Sicher.«
Ich bedankte mich für die Auskünfte, bevor der Kollege noch weitere Fragen stellen konnte, legte auf und schaute Glenda an. »Da braut sich doch einiges zusammen, wie ich meine. Meine Zweifel werden immer weniger. Ich bin auf Marcia gespannt.«
»Wäre ich auch.«
Ich stand auf und holte die leichte Sommerjacke vom Haken. »Dann bin ich weg«, sagte ich zu ihr.
»Okay.« Sie ging noch mit bis zur Tür des Vorzimmers. »Und gib auf dich acht, John.«
»Werde ich machen. Sollte ich verletzt werden, weiß ich ja, wo ich mich heilen lassen kann.«
Sie lächelte. »Ja, das denke ich auch.«
***
Der Bart umgab seinen Mund, und der Klebestreifen, der den Bart hielt, juckte. Hinzu kam die Brille, die ebenfalls ungewohnt war. Auch von Schirmmütze hatte der Killer nie viel gehalten.
Für Bill Gates aber war es besser, wenn er verkleidet durch die Gegend lief, denn die Frau würde ihn sicherlich erkennen. In einigen Zeitungen hatte er bereits über die Tat gelesen. Und er war darüber erstaunt gewesen, daß die Frau keine Verletzung davongetragen hatte. Ihr Körper war zwar blutverschmiert, aber ohne Wunden gewesen, und das wollte ihm nicht in den Kopf. Dabei hatte er bewußt gezielt, auch sie mit der Messerklinge erwischt, und sie hätte zumindest schwer verletzt sein müssen.
Das aber war sie nicht gewesen, und er fragte sich immer wieder nach dem Grund.
Eine Antwort konnte er sich nicht geben, doch er dachte daran, daß es eine Zeugin gab. Obwohl er keine Gewißheit hatte, daß sie damit in einem unmittelbaren Zusammenhang stand, hörte er einfach auf sein Gefühl. Und das sagte ihm, daß die Frau mehr wußte.
Seinen Wagen hatte er auf dem Platz abgestellt, wo auch in der Nacht die schreckliche Tat begangen worden war, und von diesem Ort aus machte er sich auf dem Weg.
Die Untersuchungen der Mordkommission waren abgeschlossen. Als letzte Erinnerung waren die Kreidezeichnungen noch auf dem Boden zu sehen. Die Stelle, wo das Fahrzeug gestanden hatte, war genau aufgemalt worden.
Er tauchte in den Park ein, der sich im Gegensatz zur Nacht verändert hatte. Durch das Sonnenlicht war er hell geworden. Aber es gab auch schattige Stellen, wo kleine Bänke standen, zumindest besetzt von älteren Menschen oder Müttern, die ihren Kindern zuschauten, wie sie auf den Rasenflächen spielten.
Bill Gates verzog die Lippen, als er daran dachte, daß auch er früher auf dem Rasen gespielt hatte.
Dabei hatte ihm seine Mutter auch zugeschaut, aber das lag lange, sehr lange zurück. Leider, wie er sich zugestand.
Hier im Park lebte sie nicht. Die Frau mußte ganz in der Nähe in irgendeinem der Häuser wohnen.
Es waren schon ältere Bauten, aber gut in Schuß, und auch die Vorgärten wirkten gepflegt.
Er schlenderte über den Gehsteig, schaute sich die Häuser der Reihe nach an, wurde aber immer unzufriedener, als er keinen Hinweis auf diese Person entdeckte.
Die Temperatur stieg an. Gates geriet ins Schwitzen. Dann entdeckte er einen Kiosk, an dem er etwas zu trinken kaufen konnte. Eine Dose mit Wasser ließ er sich geben und blieb am Kiosk stehen. Der Verkäufer hatte nicht viel zu tun, er hielt sich in der Nähe seines Verkaufsfensters auf und konnte den Mann beobachten.
»War eine harte Sache, die da passiert ist«, sagte Bill Gates.
»Was meinen Sie?«
»Dieser Mord.«
»O ja.«
»Weiß man schon mehr?« Bill Gates trank die Dose leer und ließ sich eine neue geben. Als er den Verschluß eingedrückt hatte, hörte er die Antwort des Mannes.
»Nein, man weiß nicht mehr. Die Polizei schweigt. Aber die Zeitungen haben mit dem recht, was die Leute da geschrieben haben.«
»Was denn?«
»Das war der Liebespaar-Killer.«
»Denke ich auch.«
»Wenn man den endlich finden würde, wäre mir wohler. Ich hasse diese Typen.«
Bill Gates lächelte nur, schwenkte aber vom Thema ab und kam auf die junge Frau zu sprechen.
»Und sie ist nicht verletzt worden, wie ich las. Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Ich auch
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