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093 - Der Geist im Totenbrunnen

093 - Der Geist im Totenbrunnen

Titel: 093 - Der Geist im Totenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cedric Balmore
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zurückkehrt, wird man ihn hier suchen.“
    „Du wirst zugeben müssen, daß Carrington dich besuchte“, erklärte Harry O’Neill nach kurzem Nachdenken. „Du mußt behaupten, daß er nach zwanzig Minuten wieder ging. Das kann dir niemand widerlegen. Schließlich ist Carrington auch gestern zu Fuß in den Ort zurückgekehrt.“
    „Wird Leroy wiederkommen, Harry?“ fragte Daphne ängstlich. „Er hat es mir angedroht. Du mußt mich jetzt anhören, Harry, ich muß dir Wort für Wort berichten, was zwischen uns gesprochen wurde.“
    Harry O’Neill blickte ihr in die großen, schönen Augen und hatte plötzlich den Wunsch, alles ungeschehen machen zu können. Den Mord an Leroy, seinem einzigen Freund, die Affäre mit Daphne, das ganze, schreckliche Verhängnis, das jetzt in Blut und Entsetzen zu ersticken drohte…
    Daphne war eine schöne, begehrenswerte Frau, und ihr Besitz schien jedes Verbrechen zu rechtfertigen. Aber die Wirklichkeit widerlegte diese Überzeugung. Wie eine Sturzwelle schlug sie über ihrem vermeintlichen Glück zusammen.
    „Dafür ist jetzt einfach keine Zeit“, sagte er. „Uns bleibt nur der Brunnen.“ „Aber gerade aus dem Brunnen ist er doch zurückgekommen. “
    „Er war doch nur kurz darin“, erinnerte er sie. „Ein paar Stunden lang, bis uns der Gedanke kam, den Unglücksfall mit dem Gewehr vorzutäuschen…“
    „Also gut“, resignierte sie. „Ich vertraue der Richtigkeit deiner Entscheidung. Werfen wir ihn in den Brunnen.“
     

     
    Inspektor Jameson wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    Er bewunderte Daphne Chester. Er hielt sie für die schönste Frau, die jemals seinen Weg gekreuzt hatte, und es widerstrebte ihm, sie zu verhören. Aber es war seine Pflicht, sie mit Fragen und Verdächtigungen zu konfrontieren, die in Hillory Village die Runde machten und die Atmosphäre vergifteten.
    „Es sind da eine Reihe merkwürdiger Umstände aufgetaucht“, erklärte er etwas umständlich, als er Daphne im Wohnzimmer von Marhill Place gegenüber saß, „und ich habe die Aufgabe, mich mit ihnen zu befassen. Sie betreffen das rätselhafte Verschwinden eines Besuchers von Hillory Village, eines Mannes, der im ‚OLE INN’ abgestiegen ist. Er heißt Wilson Carrington. Sie kennen ihn, nicht wahr?“
    „O ja“, erwiderte die junge Witwe, die an diesem Morgen sehr ruhig und gefaßt war. Der Mord an Carrington lag schon drei Tage zurück, und nichts war geschehen, was Daphne hätte beunruhigen können. Alle Befürchtungen hatten sich als unbegründet erwiesen.
    In der Nacht nach der Tat hatte sie verständlicherweise kein Auge schließen können, aber die beiden letzten Nächte hatten ihr endlich die Ruhe und Erholung gebracht, die ihre strapazierten Nerven so dringend brauchten.
    „Wann war er zuletzt bei Ihnen?“ fragte Jameson.
    „Vor drei Tagen. Er kam gegen elf und ging etwa zwanzig Minuten später.“
    „Was wollte er hier?“
    „Er interessierte sich für Marhill Place, für die Geschichte des Hauses“, sagte Daphne. „Er war schon am Tag nach dem Begräbnis einmal da, aber ich schickte ihn wieder weg. Ich war einfach außerstande, ihn zu empfangen.“
    „Das kann ich verstehen. Welchen Eindruck hatten Sie von dem Mann?“
    „Offen gestanden war ich bei der Unterhaltung nicht ganz bei der Sache“, meinte Daphne. „Schließlich stand und stehe ich noch unter dem Eindruck des Verlustes, der mich betroffen hat.“
    „Ja, ja“, nickte Jameson devot. „Ich bin mir dieses Umstandes durchaus bewußt und werde mich bemühen, meinen Besuch auf ein zeitliches Minimum zu beschränken. Hat Carrington Ihnen gegenüber etwas von der Absicht geäußert, abzureisen?“
    „Nein.“
    „Er ist verschwunden – hat aber seine Sachen und die offene Rechnung im Hotel zurückgelassen.“
    „Das ist wirklich recht seltsam, aber was habe ich damit zu tun?“
    „Nichts, davon bin ich überzeugt“, versicherte Jameson. „Ich muß der Sache jedoch nachgehen, muß gründlich recherchieren und herauszufinden versuchen, was aus dem Mann geworden ist.“
    Er erhob sich. Daphne brachte ihn in die Diele. An der Tür blieb Jameson nochmals stehen. Seinem runden Gesicht war anzusehen, wie schwer ihm die nächste Frage fiel.
    „Im Ort reden die Leute von einem Brunnen, der sich auf Ihrem Grundstück befinden soll, von dem sogenannten Totenbrunnen…“
    Daphne lächelte. Dieser naive Inspektor bedeutete wirklich keine Gefahr.
    „Ja ja, den gibt es, ein altes

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