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093 - Der Geist im Totenbrunnen

093 - Der Geist im Totenbrunnen

Titel: 093 - Der Geist im Totenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cedric Balmore
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machte ihn entschlossen und geradezu grimmig. Er war nicht der Mann, der sich von ein paar Ungereimtheiten umwerfen ließ.
    „Wer ist dieser Chester, der da begraben wird?“ hörte er sich fragen.
    Möglicherweise war es dumm von ihm, in die Haut eines Mannes namens Carrington zu schlüpfen, aber vielleicht war dies der einzige Weg, die dichten, düsteren Schleier zu zerreißen, die ihm den Blick auf die Realität verwehrten.
    „Ein Schriftsteller, der Herr von Marhill Place“, antwortete Nottenham seufzend. „Ein weltfremder Spinner, wenn Sie mich fragen – aber er war schon okay“, fügte er rasch hinzu, als bedauere er, einem Toten Schlechtes nachgesagt zu haben.
    „Er hat sich umgebracht, sagten Sie?“
    „Ja. Mit dem Gewehr. Ein Unfall, der beim Waffenreinigen passierte.“
    Leroy Chester runzelte die Augenbrauen. „Soviel ich weiß, haßte er Waffen, er war kein Jäger…“
    „Oh, Sie kennen ihn?“ fragte Nottenham. Seine Augen wurden noch kleiner, als sie es von Natur aus schon waren. „Sie sind Polizist, nicht wahr?“
    „Wie kommen Sie denn darauf?“
    „Sie fragen so komisch…“
    „Tue ich das?“
    Der Wirt zuckte mit den Schultern, „Chester war kein Jäger, das ist richtig, er verstand auch nicht viel von Gewehren. Nur deshalb konnte es zu diesem Unfall kommen! Er hat die Gewehre gesäubert, seiner Frau zuliebe…“
    Leroy Chester dachte nach. Er erinnerte sich nicht, eine der Waffen jemals in die Hand genommen zu haben. Da sie nicht benutzt wurden, brauchten sie auch nicht gesäubert zu werden. Ihre Metallteile waren so gut gefettet und geölt, daß sich weder Korrosion noch andere Zersetzungserscheinungen einzustellen vermochten.
    „Und?“ fragte Leroy Chester.
    „Unsachgemäßer Umgang, denke ich mir. Eines der Gewehre war entweder geladen, oder er hat versucht, es zu laden … jedenfalls ging das Ding in dem Moment los, als er den Lauf auf seine Schläfe gerichtet hielt. Er war sofort tot, sagte der Arzt.“
    „Beim Gewehrladen“, hörte Leroy Chester sich äußern, „richtet man den Lauf doch nicht auf die eigene Schläfe!“
    Nottenham grinste plötzlich verschmitzt. „Ich wußte doch, daß Sie Polizist sind“, sagte er. „Sind Sie eigens von London hergekommen, Sir?“ „Ich verstehe kein Wort…“ Nottenham winkte ab, mit Verschwörermiene. „Ich begreife ja, daß Sie nicht darüber zu sprechen wünschen. Das könnte Ihre Ermittlungen beeinträchtigen. Sie tarnen sich da lieber als Tourist…“ „Wovon reden Sie überhaupt?“ Gus Nottenham beugte sich nach vorn, er senkte seine Stimme zu einem Flüstern. „Im Ort wird natürlich darüber gesprochen, über Chesters tragischen Tod, meine ich. Die Leute haben ein paar verrückte Versionen entwickelt, aber ich rate Ihnen, nichts darauf zu geben. In diesem Kaff passiert so selten etwas Aufregendes, daß sich die Menschen künstliche Erregung schaffen, durch Klatsch, Verdrehungen, und durch das Wiederholen blödsinniger Geister- und Spukgeschichten.“
    „Das Frühstück“, rief eine Frauenstimme von der Küche her. Der Wirt erhob sich. Er holte ein Tablett herbei, auf dem Tee, Kaffee, ein Korb mit mehreren Brotsorten, Butter, ein Teller mit verschiedenem Belag, eine Schale mit Ham and Eggs und das Geschirr standen. Es war ein Frühstück, von dem manche träumen mochten, aber Leroy Chester hatte weder Hunger noch Appetit. Er sah zu, wie Nottenham alles vor ihm abstellte und dann wieder Platz nahm. Leroy Chester füllte eine Tasse mit Tee, er trank lustlos, blickte aus dem Fenster und war bemüht, Ordnung in den Wirrwarr seiner Gedanken und Gefühle zu bringen.
    „Oh, ehe ich’s vergesse“, sagte Nottenham plötzlich und stand auf, „Sie hatten mir ja Ihren Paß für das Gästebuch überlassen…“
    Er eilte davon, kehrte eine Minute später zurück und legte ihn vor Chester auf den Tisch. Einen englischen Reisepaß. Leroy öffnete ihn und warf einen Blick auf das Bild. „Finden Sie, daß es mir ähnlich ist?“ fragte er und hielt den Paß mit dem Foto hoch.
    „Nicht sehr“, sagte der Wirt, „aber man kann sehen, daß Sie es sind…“
    Leroy Chester musterte das Bild.
    Nottenham räusperte sich. „Wenn Sie Ihren Rasierapparat vergessen haben sollten“, sagte er, „kann ich Ihnen einen leihen…“
    Chester griff sich ans Kinn. Der Bart! Er war also tatsächlich vorhanden, obwohl er im Spiegel nicht zu sehen war.
    „Ich rasiere mich noch“, murmelte er und betrachtete das Paßfoto.
    Es zeigte das

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