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093 - Die Toten stehen auf

093 - Die Toten stehen auf

Titel: 093 - Die Toten stehen auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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stieg.
    Ys wurde von den Fluten bedroht. Zuerst gelang es den Priesterinnen noch, die steigenden Fluten allein mit der Kraft ihres Geistes zurückzuhalten. Doch der Druck des Wassers wurde bald so übermächtig, daß Hermon keinen anderen Ausweg mehr sah, als das Meer mit magischen Steinen anzuketten.
    Er ließ rings um Ys einen Wall aus Langsteinen errichten. Als dieser eine Ring die Fluten nicht mehr an ihren Platz ketten konnte, entstand der zweite Ring, dann ein dritter. Und nun, im 3226.
    Jahr seiner Regierung, wurde die Stadt Ys von 36.225 Langsteinen geschützt. Noch erfüllten diese Fesselsteine ihren Zweck, obwohl es vorkam, daß an stürmischen Tagen die Meereswellen über sie hinwegbrandeten. Doch das erschien Hermon nicht bedenklich, wenngleich unter den Priesterinnen Unmutsäußerungen laut wurden; ihr Vertrauen in ihn war im Schwinden begriffen. Wahrscheinlich war das jedoch auf andere Gründe zurückzuführen. Die Priesterinnen waren schon immer eifersüchtig auf ihn gewesen; sie neideten ihm seine Fähigkeiten; es ärgerte sie, daß er als Mann mehr leisten konnte als sie alle zusammen. Es paßte ihnen nicht, daß er als Mann mit Fähigkeiten ausgestattet war, die eigentlich ein Privileg des weiblichen Geschlechts waren.
    Dennoch war er bisher mit den Priesterinnen gut ausgekommen. Aber nun bezogen sie immer deutlicher Stellung gegen ihn. Grund dafür war, daß die Linken immer mehr an Macht gewannen. Das Land rings um Ys wurde längst schon von ihnen beherrscht. Ys war die letzte Bastion der Rechten. Und die Priesterinnen warfen ihm, Hermon, vor, zu schwach zu sein, gegen die Linkshänder etwas unternehmen zu können. Selbst seine Tochter Dahut übte Kritik an ihm.
    Dabei war noch längst nichts verloren. Im Gegenteil, die Aussichten, über das Böse zu triumphieren, standen sogar recht gut.
    Hermon hatte im Kampf gegen die Linkshänder große Erfolge erzielt. Er hatte schon viele von ihnen bekehrt und zu aufrechten Menschen gemacht. In Ys gab es einen eigenen Stadtteil, in dem ehemalige Linke lebten, die bald so weit waren, daß sie Milch statt Blut trinken würden, die Sonne statt des Mondes anbeteten. Der Tag, an dem sie ihre Prüfung ablegen sollten, war nicht mehr fern. Dann würden sie die Toten anrufen, um sich ihrer Gunst zu versichern. Und zum Zeichen, daß sie endgültig allem Bösen abgeschworen hatten, würden sie feuerlaufen.
    Dennoch wurden in Ys Stimmen laut, die behaupteten, daß Luguri mächtiger war als er. Selbst Hermons Vertraute schienen die ersten Zweifel an seiner Macht zu hegen, denn sie verlangten, daß er sie demonstrierte.
    Doch Macht zeigte sich in der Gewalt; und davor schreckte Hermon zurück. Er glaubte, Luguri auch anders besiegen zu können, indem er das Gute für sich wirken ließ. Aber vielleicht war das nicht möglich.
    Ein Sturm kam auf. Wolken zogen über den Himmel und hingen bald als schwarzes Dach dicht über der Stadt. Die Menschen von Ys duckten sich wie unter einer schweren Last, als seien die schwarzen Wolken eine Bedrohung der Linken; und viele hegten die Angst, der Himmel könnte auf sie herabfallen.
    Hermon wußte, daß ihnen die schwerste Zeit noch bevorstand. In Ys würde erst wieder Ruhe und Frieden einkehren, wenn die dreißig Linken im Getto das Feuerlaufen hinter sich gebracht hatten; erst dann würde bewiesen sein, daß die Arbeit der Aufrechten ihre Früchte getragen hatte.
    Hermon war so in Gedanken versunken gewesen, daß er nicht merkte, wie er plötzlich außerhalb des letzten Steinkreises stand. Weit hinter ihm leuchtete im Lichtschein eines niederzuckenden Blitzes der Feenstein auf - der größte aller Langsteine und der eigentliche „Schlüssel zum Meer". In diesen Basisstein hatte Hermon alle seine Fähigkeiten hineingelegt. Er war das Monument seiner Macht. Plötzlich hörte er vor sich ein Winseln, das von einem kläglichen Gekläffe begleitet wurde; ihm folgte ein wütendes Geheul.
    Hermon dachte, daß sich der Hund eines Schäfers verlaufen hätte und nun nach seinem Herrn suchte. Das wütende Geheul schien von Wölfen zu stammen, die in dem zahmen Hund eine leichte Beute sahen.
    Aber Wölfe hier - im Westland?
    Hermon folgte den Geräuschen. Er kam in eine Senke, die von Dornenbüschen überwuchert war. Zwischen den Sträuchern sah er einige zottige Gestalten, die menschenähnlich aussahen, jedoch Schädel wie Wölfe hatten. Sie reckten die Köpfe und heulten, als wollten sie damit den Mond hervorlocken.
    Es war Vollmond, erinnerte

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