Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
093 - Die Toten stehen auf

093 - Die Toten stehen auf

Titel: 093 - Die Toten stehen auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
das Monster fest - solange, bis sich die Priesterinnen gefaßt hatten und das schreckliche Wesen mit einer Mistgabel festnagelten.
    „Wehe uns!" jammerten sie. „Die Linken haben uns wieder heimgesucht!"
    „Versöhnt euch mit den Toten, auf daß sie ihren Zorn wieder von uns nehmen!"
    Uns sie brachten das Neugeborene mit den beiden linken Krallenhänden zu Hermon, dem König von Ys, der verfügte, daß es bei einem entsprechenden Ritual dem Meer übergeben werden sollte, auf daß die furchtbaren Geister sähen, was in Ys, der Stadt der Rechten und Gerechten, mit ihresgleichen geschah.
    Andron erlag seinen Wunden, die das neugeborene Ungeheuer ihm mit den giftigen Krallen beigebracht hatte.
    Mirma aber blieb am Leben, doch war sie für alle Zeiten unfruchtbar, und ihr Geist konnte nicht mehr geheilt werden.

    Hermon blickte von der Steilküste hinab auf das tobende Meer hinaus. Zwölf Priesterinnen in ihren Zeremoniengewändern standen hinter ihm. An seiner Seite befand sich die Hohepriesterin Dahut von Ys, die zugleich auch seine Tochter war. Der Wind spielte mit ihrem langen, blonden Haar, in dem sich die letzten Strahlen der untergehenden Sonne brachen.
    Diese kurze Zeit, die die Grenze zwischen Tag und Nacht bildete, war in diesem wilden, von Stürmen und Unwettern heimgesuchten Land am schönsten. Der Glutball der untergehenden Sonne gab den grauen Wogen und dem Fels Farbe. Und Farbe war Leben und Schönheit. Aber die Zeit zwischen Tag und Nacht, jene Zeit, bevor die lebensspendende Sonne vom Meer verschlungen wurde, war auch gefährlich, denn sie kündigte das Erwachen der Linkshänder an. Die Nacht war ihre Zeit. Hermon lenkte mit der Kraft seiner Gedanken den kleinen Nachen geschickt durch die Klippen aufs offene Meer hinaus. In dem Boot lag das Kind, das in Mirmas Leib schmarotzt hatte und doch nicht ihr eigen Fleisch und Blut sein konnte. Es schrie furchtbar und schlug mit seinen Krallen wütend gegen die Bootsplanken. Wasser drang schäumend ins Boot ein und stieg unaufhörlich. Nur noch der häßliche Schädel des kleinen Ungeheuers ragte heraus.
    „Nun wird sich bald zeigen, wer der Vater dieses Scheusals ist", sagte Hermon.
    Die Priesterinnen nickten zustimmend. Nur die Hohepriesterin zeigte keine Reaktion.
    Eine große Woge rollte heran. Auf ihrer Krone tauchte der kantige Schädel eines Meerungeheuers auf. Ein vielstimmiger Aufschrei. Auf dem Ungeheuer ritt ein Dämon.
    „Luguri!" entfuhr es Hermon, als er seinen Erzfeind erkannte.
    Der grüne Knochendämon tauchte mit seinem Meeresungeheuer unter, und neben dem sinkenden Nachen wieder empor. Mit beiden Krallenhänden griff er in das Boot und holte das zappelnde, kleine Wesen heraus. Mit schaurigem Gelächter, das selbst das Toben der Meere übertönte, verschwand er mit seiner Beute in den Fluten.
    „Luguri war der Vater", stellte Hermon sachlich fest. Er war verbittert und enttäuscht. „Dieser Erzbösewicht, Führer aller Nachtwesen und Linkshänder, war es also, der Mirma heimgesucht hat."
    Die zwölf Priesterinnen drängten sich dicht zusammen und zogen sich gemeinsam in den Schutz des nächsten Langsteines zurück.
    Dahut blickte ihren Vater an und verzog spöttisch den Mund, als sie sagte: „Luguri gewinnt immer mehr Einfluß über die Welt. Beunruhigt dich das nicht, Hermon?"
    „Das Gute wird dennoch triumphieren", sagte Hermon und wandte sich ab.
    Als er merkte, daß Dahut und die zwölf Priesterinnen ihm folgten, bat er: „Laßt mich allein!"
    Sie zogen sich zurück, doch er spürte noch lange die feurigen Blicke seiner Tochter im Rücken. Hermon war bange. Früher einmal, als er diese Stadt gegründet hatte, war sein Blick voll Zuversicht in die Zukunft gerichtet gewesen. Er glaubte, ein Mittel gegen die Linkshänder gefunden zu haben. Es war so einfach, oder es hörte sich so einfach an: Um sich der Willkür der Linkshänder zu erwehren, brauchten sich die aufrechten Rechten nur zu einer großen Gemeinschaft zusammenzuschließen.
    Das war die Geburtsstunde von Ys gewesen. In kleinen Gruppen waren die Menschen eine leichte Beute für die Linkshänder, doch vereint waren sie stark. Das zeigte sich schon einige Jahre nach der Gründung von Ys, als die Linkshänder den ersten Angriff auf diese Bastion des Guten machten; sie wurden vernichtend zurückgeschlagen.
    Lange Jahre stellten die Linken keine Bedrohung dar. Andere Gefahren traten auf. Es wurde wärmer, die Gletscher schmolzen, das Eis wich zurück - und das Wasser des Meeres

Weitere Kostenlose Bücher