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093 - Die Toten stehen auf

093 - Die Toten stehen auf

Titel: 093 - Die Toten stehen auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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unverkennbar.
    Hermon kehrte in seine Hütte zurück und hob den Vorhang zu dem anderen Raum. Dort lag ein nackter Mann auf einem Felllager. Er lag in tiefem Schlaf, schlief schon seit Jahrtausenden.
    „Es scheint so, daß ich dich bald werde wecken müssen, Unga", sagte Hermon wie zu sich selbst. Nach einem Tagesmarsch erreichte die Prozession der Priesterinnen den Ort, von dem Dahut geträumt hatte. Am Fuße einer Felswand fand man die Herde. Alle Tiere waren erfroren; eines hatte überlebt. Die Priesterinnen stiegen den Hang zu dem Felsvorsprung hinauf, wo die fünf Hirten Unterschlupf gesucht hatten. Sie waren wie zu Stein erstarrt. In ihren Körpern schien kein Tropfen Blut mehr zu sein. Ihre Haut war weiß wie Milch. Sie hatten ihre Beine in die Felle und Häute der geschlachteten Tiere gewickelt. In den starren Händen hielten sie noch die Innereien. In ihren Mundwinkeln klebte getrocknetes Blut.
    „Arbir, Arbir!" jammerte Zora über ihren Lieblingsmann gebeugt. „Was hast du nur getan?“
    „Frage besser Luguri, was er mit ihm getan hat", rügte sie eine andere Priesterin - Illarma, die im Rang der Hohenpriesterin Dahut nicht viel nachstand. Sie deutete auf den Fels über den fünf erstarrten Hirten. „Da sind die Blutlöcher.“
    Und alle Priesterinnen sahen sie. Neunundvierzig überfaustgroße Löcher; immer sieben untereinander; sieben mal sieben. Eine linksmagische Zahl. Jedes Näpfchen auf der lotrechten Wand war randvoll mit Blut gefüllt; und kein Tropfen war ausgeflossen.
    „Luguri hat die Kraft, das Blut nun schon einen ganzen Tag in den Löchern zu halten", sagte eine Priesterin ehrfürchtig.
    „Und Dahut hat prophezeit, daß er es noch mal solange dort halten will", sagte eine andere. „Linkshändisches Blendwerk!" rief Zora. „Was Luguri tut, darf euch nicht beeindrucken. Er mag mächtiger sein, als jede von uns, aber in Hermon wird er seinen Meister finden."
    Daraufhin schwiegen die Priesterinnen. Aber ihr Schweigen war beredt genug und stummer Ausdruck ihrer Zweifel, Zoras Behauptung betreffend.
    „Laßt uns für unsere Hirten tun, was getan werden muß!" rief Zora die Priesterinnen auf. „Laßt uns gemeinsam versuchen, sie auf den rechten Weg zurückzuführen."
    Und die Priesterinnen begannen damit, die fünf Erstarrten zu salben und mit Milch zu besprenkeln; und sie malten ihnen Abwehrsymbole auf die Stirn und die linken Handrücken; und dann schlossen sie sich alle zu einem Geist zusammen und versuchten, in die Gehirne der fünf Betroffenen vorzudringen.
    Aber in den kleinen Gehirnen der Männer fanden sie keinen Gedanken, nicht einen Funken von Leben. Es waren Statuen, leblose Klötze, Figuren ohne belebendes Blut.
    Währenddessen trug Dahut ihren vier Trägern auf: „Tragt mich ein Stück weiter! Mich langweilt, was diese alten Närrinnen tun. Ich will die Landschaft genießen."
    Den Kriegern verbot sie, sie zu begleiten. Sie wies den Trägern ihrer Sänfte den Weg zu einem knorrigen Baum, den sie in ihrem Traum gesehen hatte.
    Dort angekommen, befahl sie ihnen: „Seht mich an! Seht mir tief in die Augen! Sucht nach dem Geheimnis, das auf dem Grunde meiner Augen verborgen ist!"
    Die willensschwachen Träger gehorchten. Sie sahen Dahut tief in die unergründlichen Augen, aber sie konnten nicht bis auf den Grund dringen, denn schon vorher waren sie völlig ihres eigenen Willens beraubt.
    Dahut lehnte sich weit in ihrer Sänfte zurück, schloß die Augen und ließ ihren Geist wandern.
    Hörst du mich, Mächtiger? rief ihr Geist. Ich bin deinem Ruf gefolgt, weil ich dir für das Erlebnis danken möchte, das du mir im Traume beschert hast.
    Der Baum tat sich auf, und heraus trat Luguri.
    „Der Traum wird zum Leben", sagte der schrecklichste der Linkshänder. „Wenn du zu mir kommst, kannst du deinen schönen Körper täglich in Blut baden - im Blut starker, dummer Männer. Denn Blut ist das Leben. Milch ist dagegen ein dünner Saft. Und Ys ist nicht die Welt. Ys ist nur der Dorn der Welt. Und ich will diesen Dorn vorher ausreißen, bevor ich die Welt erobere. Du kannst mir helfen, Dahut."
    „Ich glaube an deine Macht, Luguri", sagte Dahut. „Ich glaube an die Macht der Gewalt. Ich glaube an das Blut, das ich im Traume geleckt. Ich bin deine Gefährtin."
    Luguri triumphierte. „Wir gehören zusammen, Dahut. Kehre aber vorher zurück nach Ys! Dort erwarten dich wichtige Aufgaben. Am Tage des Feuerlaufens schlagen wir zu. Statt über Feuer werden diese närrischen Priesterinnen

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