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093 - Die Toten stehen auf

093 - Die Toten stehen auf

Titel: 093 - Die Toten stehen auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Priesterin hatte aus ihren Fetischen herausgelesen, daß Dahut links vom Weg abgekommen war. Sie mußte über sie triumphieren, damit sie wieder Hohepriesterin wurde und man ihren Worten endlich Glauben schenkte.
    Die Musik verstummte. Es herrschte angespannte Stille.
    Zora begegnete dem Blick ihres Lieblingsmannes. Sie lächelte ihm aufmunternd zu. Er erwiderte das Lächeln jedoch mit einem spöttischen Grinsen.
    Dahut saß mit ausdruckslosem Gesicht auf dem Platz der Hohepriesterin. Sie gab Zora einen lässigen Wink.
    Die greise Priesterin konzentrierte sich auf ihre Aufgabe.
    Da war die Muttersau. Dort waren die neunundvierzig Näpfchen in den lotrechten Vorderseiten der Langsteine. Zuletzt hatte sie achtundzwanzig von ihnen mit Milch gefüllt - ohne einen Tropfen verschüttet zu haben. Heute wollte sie es auf dreißig bringen.
    Zora wandte sich der steifen Muttersau zu und schloß die Augen.
    Jetzt - fließe, Milch! dachte sie.
    Ihre geistigen Impulse strömten auf das Tier über, zapften ihm die Milch ab und leiteten es in die Schalen der Langsteine.
    Zora glaubte, die Milch fließen zu hören. Sie tropfte, sprudelte, gurgelte.
    Zora zählte die Näpfchen, die sie füllte. Es wurden rasch zwanzig. Dreißig! Mehr? Sollte sie versuchen, mehr zu füllen?
    Aber - Hermon, hilf! - irgend etwas stimmte nicht. Die Muttersau schrie bereits vor Schmerz, weil sie keine Milch mehr hergeben konnte, dennoch strömte die Flüssigkeit weiter.
    Welche Flüssigkeit?
    Zora öffnete die Augen. Ein Tumult war ausgebrochen. Tempeldienerinnen flohen kreischend. Die Priesterinnen hatten sich entsetzt von ihren Plätzen erhoben. Nur Dahut blieb ruhig, betrachtete Zora mit spöttischem Blick.
    Arbir! Er stand nun neben ihr - im Menhirkreis, wankte. Sein Gesicht war totenblaß, als sei kein Tropfen Blut mehr in ihm.
    Kein Blut?
    Blut!
    Er fiel ihr vor die Füße.
    Zora starrte auf die Milchschalen der Menhire. Sie waren mit Blut gefüllt. Dreiunddreißig von ihnen leuchteten blutrot.
    Zora schrie. Ihr Entsetzen war so groß, daß sie die Kräfte verließen. Sie konnte das Blut - Arbirs Blut - nicht mehr in den Näpfchen halten. Sie sah, wie der rote Lebenssaft aus allen Schalen gleichzeitig schwappte und den rauhen Stein hinunterfloß.
    Sie schrie wie von Sinnen.
    Plötzlich verstummte sie, wandte sich Dahut zu und näherte sich ihr auf krummen, kraftlosen Beinen.
    „Das hat sie mir angetan!“ schrie sie und deutete auf die Hohepriesterin. „Das Blut klebt an ihren Händen, nicht an den meinen!
    Die Menge quittierte ihre Anschuldigung mit eisigem Schweigen. Es war eine einzige Ablehnung gegen sie.
    „Zora", sagte Dahut mit ruhiger Stimme, „du hast noch eine Möglichkeit, die Leute wieder mit dir zu versöhnen.“
    Die Priesterin wußte, was Dahut meinte.
    Vor unterdrückter Wut zitternd, drehte sie sich um und wandte sich der Feuerstraße zu. Sie fühlte sich schwach. Die demütigende Vorstellung an den Milchschalen-Steinen hatte sie all ihre Kraft gekostet. Würde sie überhaupt noch in der Lage sein, über das Feuer zu laufen und sich gegen die Hitze abzuschirmen?
    Sie hatte plötzlich Angst. Aber zur Umkehr war es zu spät. Sie mußte den Beweis ihrer Unschuld erbringen oder…
    Zora wußte nicht, wie lange sie vor der endlos lang scheinenden Straße aus glühenden Steinen gestanden hatte, als sie sich der murrenden Menge bewußt wurde. Vor ihr tanzten Tempeldienerinnen leichtfüßig über das Feuer, um sie zu ermuntern.
    Zora schlug in die Hände und sprang auf die glühenden Steine. Sie würde es allen zeigen.
    Die Musik setzte ein. Über ihr spannte sich ein sternklarer Himmel. Was konnte ihr schon geschehen?
    Bei den ersten Tanzschritten konnte sie die Hitze noch mühelos von ihren Fußsohlen fernhalten; doch schon bald merkte sie, daß ihr das immer schwerer fiel. Ihre Füße brannten. Ihr wurde heiß. Der Schweiß brach ihr aus. Wie zum Hohn überquerte vor ihr eine Jungfrau die Feuerstraße. Zora konnte einen Aufschrei nur mit Mühe unterdrücken, stolperte aber weiter, stürzte, raffte 'sich wieder auf. Sie merkte nicht, wie ihre Kleider Feuer fingen, wie ihre Fußsohlen verkohlten; sie kapselte sich von der Umwelt völlig ab.
    Siegen oder untergehen. Etwas anderes gab e>; nicht. Und so tanzte sie weiter, stark in dem Willen, alle Schmerzen zu ignorieren, aber unfähig, die Hitze davon abzuhalten, daß sie ihren Körperverbrannte.
    Als Zora auf halber Strecke der Straße aus glühenden Steinen endgültig zusammenbrach,

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