Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
093 - Die Toten stehen auf

093 - Die Toten stehen auf

Titel: 093 - Die Toten stehen auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
über Wasser laufen müssen."
    Dahut sah, wie der grünhäutige Dämon verschwand. Sie gab den Trägern ihren Willen zurück und ließ sich wieder zum Ort ihres Traumes bringen. Sie kam gerade zurecht, um zu sehen, wie sich die neunundvierzig Blutschalen im Fels leerten, und wußte, daß das Blut wieder in die Körper der fünf Hirten zurückfloß, die gleich darauf zum Leben erwachten.
    Aber ihr Blut war nicht mehr dasselbe. Es hatte sich verwandelt. Und so waren auch sie selbst zu anderen geworden.
    Das war Luguris Werk.
    Zora bekam Arbirs Veränderung bald nach der Rückkehr in Ys zu spüren.
    „Du warst in Versuchung, Arbir", redete sie auf ihn ein. „Es bedarf vieler Tage der Reinigung, bis wir sicher sein können, daß mit dir alles wieder zum Rechten steht. Deshalb muß ich dich ins Getto schicken."
    „Nichts lieber als das", sagte Arbir grinsend und gab der Priesterin eine schallende Ohrfeige. „Dort haben die Weiber wenigstens noch Feuer unter dem Hintern und sind nicht solches Dörrgemüse wie ihr."
    Diese Worte schmerzten sie mehr als der Schlag ins Gesicht. Sie taten ihr so weh, daß sie darüber vergaß, Arbir zu züchtigen.

    Hermon erwartete die Priesterinnen vor seiner Hütte. An ihrer Spitze sah er Dahut. Neben ihr ging die greise Zora.
    Zora und Dahut konnten einander nicht ausstehen. Nicht nur, daß Zora Dahut ihre Schönheit neidete, Zora grollte der Hohenpriesterin auch deswegen, weil sie sie aus diesem Amt verdrängt hatte. Vielleicht, so mochte Zora hoffen, konnte sie ihre Fähigkeiten beim nächsten Feuerlaufen und Totenrufen steigern und Dahut übertrumpfen und wieder Hohepriesterin werden. Das war ihr einziger Trost.
    Aber da die beiden Seite an Seite kamen, schienen sie sich diesmal einig zu sein. Aus privaten Gründen kam Hermons Tochter nie zu seiner Hütte - auch nicht allein.
    Hermon saß mit überkreuzten Beinen da und kraulte den Wolf im Nacken, den er vor den Tiermenschen gerettet hatte. Es entging ihm nicht, daß Dahut dem Tier einen verächtlichen Blick zuwarf. „Wir müssen in einer ernsten Angelegenheit mit dir reden, Hermon", sagte Dahut. „In Ys herrscht große Unruhe und Besorgnis. Es sind Dinge vorgefallen, die die Männer und Frauen in Angst versetzt haben."
    „Ich weiß, was in Ys vorgeht", antwortete Hermon.
    „Warum tust du dann nichts dagegen?" fragte Dahut angriffslustig. „Im Westen steigt das Meer, überflutet die Langsteine und dringt bis zu den Feldern der Bauern vor. Die Saat des Frühjahrs wurde bereits verdorben. Im Sommer wurde die Ernte vernichtet. Unsere Hirten verfallen dem Blut. Linkshänder fallen über die Herden her und reißen die Tiere nach Belieben. Du weißt von alledem, sagst du, und doch tust du nichts dagegen.“
    „Ich habe prophezeit, daß es im 3226. Jahr meiner Regentschaft zu einer großen Bewährungsprobe für die Stadt und alle ihre Bewohner kommen wird", antwortete Hermon. „Es wird bald schon eine Entscheidung fallen. Wir müssen alle stark bleiben und zusammenhalten, dann werden wir die Prüfung bestehen und über die Linkshänder siegen."
    Dahut stieß verächtlich die Luft aus und überließ das Wort der greisen Priesterin Zora.
    „Deine Worte beeindrucken mich tief, weiser Gralon", sagte sie, indem sie ihn mit seinem zweiten, älteren Namen, den nur noch wenige in Ys kannten, ansprach. „Viele denken wie ich und vertrauen dir blind. Doch es gibt auch viele Zweifler. Sie wollen nicht nur Worte hören, sondern auch Taten sehen. Taten, wie Luguri sie setzt, sollst du mit Milch und der Rechten vollbringen. Es herrscht Angst und Unsicherheit in Ys. Nur wenn du zeigst, daß du das gleiche wie der Anführer der Linken erreichen kannst, werden sich die Leute beruhigen."
    „Ich werde es tun - aber erst am Tage des Feuerlaufens und Totenrufens", erklärte Hermon knapp. „Wenn es dann mal nicht zu spät ist", rief Dahut. „Aber wenn du dir dafür zu gut bist, neunundvierzig Schalen mit Milch zu füllen, dann zeige den Linken wenigstens deine Macht. Laß sie deine Stärke spüren, indem du sie verjagst! Und beschütze deine eigenen Leute! Verhindere, daß sie Ungeheuer zur Welt bringen! Laß es nicht zu, daß die Lieblingsmänner der Priesterinnen dem Blut verfallen! Und bekehre die Bewohner des Gettos endgültig zur Milch - wenn du es kannst!"
    Hermon schüttelte traurig den Kopf.
    „Ich hätte nicht gedacht, daß die Zweifel schon so tief in euch verwurzelt sind. Zweifel sind Schwäche. Damit wird mir klar, warum Luguri und

Weitere Kostenlose Bücher