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093 - Die Toten stehen auf

093 - Die Toten stehen auf

Titel: 093 - Die Toten stehen auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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nur einen kurzen Gedanken an Erggor, dem sie sich einst versprochen; er war es nicht wert.
    Da hörte sie das Spiel.
    „Solche Töne dürfte Hermon nicht kennen", sagte eine Jungfrau.
    Und die andere fügte hinzu: „Da! Vier Musikanten! Und ein Heer von Toten!"
    Es waren Hunderte von Toten, die ihre letzte Ruhestätte bereits verlassen hatten, alle Weise aus dem alten Ys. Priesterinnen, manche vor Jahrhunderten, einige erst vor Jahren verstorben. Knöcherne Wesen mit zerfallenen Gewändern, Priesterinnen, deren Körper noch halbwegs erhalten waren, deren Knochen noch mit Haut und Fleisch überzogen und von Sehnen zusammengehalten wurden. Thila hatte plötzlich Angst. Sie wußte, daß die Toten ihre Körper nur dann zu den Lebenden schickten, wenn sie erzürnt waren. Gutes taten Tote nur mit ihren lautlosen Stimmen. Manchmal hatte sie selbst schon im Traum die Stimmen der Toten gehört. Der Wind hatte ihr manches Wort schon aus dem Totenreich zugetragen. Aber noch nie hatte sie gesehen, daß die Toten ihr Reich verließen. Und jetzt kamen sie gar zu Hunderten, folgten den Mißtönen der vier Musikanten.
    „Erggor!" entfuhr es ihr, als der erste Musikant sie erreichte.
    Er lachte, stieß sie gegen den Frauenstein und hielt ihre Arme fest. Ihr wurde übel von dem Gestank, den er verströmte.
    „Erggor, was tust du? Du entweihst diesen Ort!"
    „Genau das habe ich vor."
    Entsetzt sah sie, was er mit seiner Rechten getan hatte.
    „Und die Toten bilden dazu einen Reigen." Er lachte und schlug Thila. „Wenn du zur Frau geworden, dann trinke ich dein Blut und werfe dich den Toten zum Geschenk vor. Die toten Priesterinnen sind wütend, weil ich sie beraubt habe. Aber sie müssen mir gehorchen. Luguri hat mir gezeigt, was zu tun ist, will man sich die Toten untertan machen."
    Er packte Thila und warf sie den Toten zu, die sie mit knöchernen Händen auffingen.
    Thila verlor das Bewußtsein.
    „Nehmt sie euch! Zerreißt sie! Mit graut vor diesem Fleisch. Ich will nur das Blut."
    Erggor sah verwundert, daß die toten Priesterinnen ihm nicht gehorchten. Statt die Jungfrau in Stücke zu zerreißen, trugen sie sie auf den Armen fort.
    Mit einem wütenden Aufschrei wollte er ihnen folgen, um seine Beute an sich zu bringen. Doch da wurde er mit eisigem Griff im Genick gepackt. Er konnte sich auf einmal nicht mehr bewegen. Mit schreckgeweiteten Augen sah er, daß sich die Toten auch auf seine drei Begleiter stürzten und sie mit sich zerrten.
    Um Erggor wogten Leiber in verschiedenen Stadien der Verwesung. Knochen stießen ihn in die Seite, Gerippe schlugen ihm ins Gesicht. Er wurde über den Boden geschleift, die Toten trampelten auf ihm herum.
    Auf einmal lichteten sich die Reihen, und er sah vor sich das Totenhaus.
    „Nein!" schrie er aus Leibeskräften. „Ihr müßt mir gehorchen!"
    Aber die Toten gehorchten ihm nicht. Sie zerrten ihn unerbittlich weiter. Da war das Seelenloch des Totenhauses, kam näher, war schon zum Greifen nahe. Er stemmte sich mit den Händen dagegen, doch seine Rechte war kraftlos geworden. Die Toten schoben ihn durch das Seelenloch, das viel zu klein für einen ausgewachsenen Mann war. Er hörte seine Knochen brechen und schrie vor Schmerz.
    Dann umgab ihn Finsternis. Er befand sich im Totenhaus. Von irgendwoher hörte er das Wimmern und Stöhnen seiner Kameraden.
    Die Leiber der Toten drängten sich dichter an ihn heran, als wollten sie ihn erdrücken. Aber er spürte ihr Gewicht nicht. Er wußte nur, daß sie ihn in ihre Mitte nahmen und unter sich begruben. Und dieses Gefühl, das Bewußtsein, unter Hunderten von beseelten Toten zu liegen und für immer gefangen zu sein, war schrecklicher als alles, was er sich vorstellen konnte.
    Hermon erwachte aus seiner Erstarrung. Aus dem Totenhaus hörte er Schreie und Stöhnen, ein Schmatzen und Kauen. Doch so schrecklich diese Laute waren, sie berührten Hermon nicht. Die Sünder erhielten ihre gerechte Strafe - und in seinem Geist meldeten sich die Stimmen der Toten und zeigten sich zufrieden.
    Sie hatten wieder ihre Ruhe gefunden.
    Hermon weckte seinen Wolf und machte sich auf den Weg zum Berg der Versuchung. Dort fand er - wie er es fast erwartet hatte - seine Tochter, die Hohepriesterin Dahut.
    „Dahut!" rief Hermon erzürnt. „Habe ich dir nicht verboten, den Berg der Versuchung aufzusuchen?"
    „Aber ich wollte nichts Böses", rechtfertigte sich Dahut. „Ich dachte nur, daß dein stolzer Wächter sicherlich dankbar für einige kleine Gaben

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