Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
093 - Die Toten stehen auf

093 - Die Toten stehen auf

Titel: 093 - Die Toten stehen auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
solch schreckliche Bilder zu sehen. Eure Gaben erfreuen uns. Wir sind euch wohlgesonnen. Deshalb nehmt es als Geschenk von uns, wenn wir euch die Zukunft verschweigen. Und achtet unsere Warnung: Flieht aus diesem Land! Wer fortgeht von hier, der wird am Leben bleiben. Wer aber töricht genug ist, hier auszuharren, der wird vom Rachen des nassen Ungeheuers verschlungen."
    Hermon wagte es nicht, weitere Fragen zu stellen. Er wollte auf einmal die Zukunft nicht mehr kennen, weil er befürchtete, daß sie dann unabänderlich sein würde. Wenn er die Zukunft aber nicht kannte - so glaubte er - würde er noch die Möglichkeit haben, sie zum Guten zu verändern.
    „Verlaßt uns jetzt!" verlangten die Toten. „Und spielt euch nicht zu Richtern in unserem Gericht auf! Ihr habt uns durch eure Güte die Kraft gegeben, über die Grabschänder ein Urteil zu fällen." Hermon und die Priesterinnen wurden aus dem Totenreich entlassen. Erst jetzt fiel ihm auf, daß Dahut sie nicht begleitet hatte.
    Als er kurz aus der Trance erwachte, erkannte er, daß sie ihren Platz verlassen hatte.
    Gleichzeitig stellte er fest, daß sich aus Ys drei Jungfrauen dem Feenstein näherten: Thila und ihre beiden Begleiterinnen.
    Hermon hielt sein Versprechen, das er den Toten gegeben hatte. Er und die Priesterinnen rührten sich nicht, als wären sie zu Stein erstarrt. Aber in seinem Kopf jagten die Gedanken einander.
    Wohin war Dahut entflohen?

    „Eine Nacht wie diese, ist wie geschaffen für Blut und Fleisch", schwärmte Erggor, während er die letzten Vorbereitungen für die Beschwörung traf.
    Bernor, Elmgo und Orm gingen ihm dabei zur Hand. Seit ihr Blut die Schalen in der Felswand gefüllt hatte, waren sie mit ihren Linken geschickt. Doch zur Tarnung gebrauchten sie ihre Linken nur des Nachts.
    „Heute wird der Feenstein entweiht!" jubelte Erggor. „Der Schlüssel zu den Meeren wird zerbrechen!"
    „Und wir werden das Weib entweihen - inmitten des Totenreigens."
    Sie kicherten, rieben ihre Rechten mit Tierblut ein und malten sich Luguris Zeichen gegenseitig auf die Stirn.
    „Da kommen die ahnungslosen Jungfrauen!" rief Orm.
    „Sollen sie sich erst die heißen Lenden am Feenstein reiben!" sagte Erggor glucksend. „Wir kümmern uns zuerst um die Toten. Sie sind wichtiger."
    Schon letzte Nacht hatte Erggor zusammen mit Bernor das Totenhaus der Weisen aus Ys geplündert. Doch inzwischen hatten Hermon und die Priesterinnen neue Gaben gebracht. Jetzt hockten sie um das Totenhaus im Kreise, in ihre Meditation versunken, zu keiner Bewegung fähig.
    Die vier Männer schlichen geduckt heran. Die rechten Arme grotesk in die Luft gereckt, mit Lehm beschmiert, mit Tierblut besudelt und mit den Därmen, Sehnen und Knochen gefesselt.
    „Seht euch die fetten Frauen an!" rief Erggor und strich einer erstarrten Priesterin mit der Rechten übers Gesicht.
    Sie lachten.
    „Und Hermon und sein Köter!"
    Bernor wischte sich das Blut im schneeweißen Haar des Königs ab und trat seinen Wolf in die Seite. Keiner der beiden gab ein Lebenszeichen von sich.
    Die vier Männer bewegten sich tanzend durch den Kreis der Priesterinnen; beschimpften und bespuckten sie, teilten Hiebe aus, bewarfen sie mit links-magischen Gegenständen.
    Die Priesterinnen konnten sich nicht wehren.
    Zwischendurch sammelten die vier die Gaben für die Toten ein, warfen sie vor dem Seelenloch auf einen Haufen und trampelten darauf herum.
    „Hört uns, Tote!" rief Erggor. „Wir haben eure Gaben - und damit eure Seelen. Jetzt müßt ihr uns gehorchen."
    Sie holten alle vier seltsam geformte Flöten hervor, die ihnen die Frauen des Gettos geschenkt hatten, und begannen darauf zu spielen, wie sie es im Getto gelernt hatten. So zogen sie spielend und hüpfend und zwischendurch links-magische Beschwörungen von sich gebend zurück zum Frauenstein, wo die drei Jungfrauen ausharrten.
    Als Erggor sich auf halbem Wege tänzelnd umdrehte, sah er den ersten Toten durch das Seelenloch des Totenhauses schlüpfen; und bei der nächsten Drehung um die eigene Achse tauchte der zweite Tote auf.
    Die vier zwinkerten einander zu, drehten sich im Kreis und lockten mit ihrem Spiel die Toten zum Frauenstein, wo die ahnungslosen Jungfrauen warteten.
    Thila übte sich in Geduld. Sie wußte, daß sie vielleicht die ganze Nacht warten mußte, bevor Hermon ihrer gedachte. Aber das Warten würde sich lohnen. Vielleicht gefiel sie ihm so gut, daß er sie nicht nur zur Frau, sondern auch zur Mutter machte.
    Sie verlor

Weitere Kostenlose Bücher