093 - Wenn die Knochenmänner tanzen
ähnlich.«
»Vielleicht«,
murmelte Larry, der mit der mysteriösen Situation noch nicht viel anfangen
konnte. »Aber da ist noch etwas. Er sprach von einem Mord, von viel Blut.«
Mit diesen
Worten richtete der Agent seinen Blick in auffälliger Weise auf den Eingang der
Höhle hinter Anko und Tamia.
»Er
behauptete, hier sei ein Mord passiert. In dieser Höhle.«
»Das ist
ungeheuerlich«, stieß Anko hervor, und seine Zornesader schwoll an.
»Er ist
völlig durcheinander und macht den Eindruck eines Menschen, der unter einem
schweren Schock steht«, fuhr Larry unbeirrt fort. »Sicher verwechselt er den
Ort, wo er das Furchtbare erlebt zu haben glaubt. Sie könnten ihm helfen.
Lassen Sie ihn selbst nachsehen, damit er sich vergewissern kann, daß hier
nicht der Platz ist, den er sucht.« Larry ließ diese Bemerkung scheinbar
beiläufig fallen. Aus dem, was der Fremde von sich gegeben hatte, war immerhin
soviel herauszuhören gewesen, daß dieser Mann in einem Hotel etwas Furchtbares
erlebt hatte.
In einem
Hotel!
Das war das
entscheidende Stichwort, das Larry veranlaßte, weiter nachzuhaken. Der Fremde
verlegte dieses Hotel hierher nach Purullena. Das konnte nicht stimmen, aber
dieser Ort mußte in seiner Erinnerung haften geblieben sein.
»Der Mann ist
krank. Ich werde dafür sorgen, daß er in ärztliche Behandlung kommt. Niemand
kennt ihn hier. Das erschwert einiges, und wird unter Umständen die Guardia
Civil auf den Plan rufen. Sie wird hier auftauchen und unangenehme Fragen
stellen.« Larry erreichte mit seinen Worten, daß Anko und Tamia ihm und dem
Deutschen die Möglichkeit gaben, die Höhle zu betreten. Sie bekamen auch den
ganz privaten Bereich zu sehen. Nichts war hier verdächtig.
Larry
beobachtete auch weniger die Umgebung als das Verhalten des Mannes, der zu
seinem Schützling geworden war.
Der Deutsche
sah sich überall interessiert um. Er blickte immer wieder nach oben. »Die
Treppen…«, sagte er wie in Trance »Die Fenster… sie sind weg!«
»Sie waren
nie hier. Es gibt hier keine Treppen.« Anko fuhr sich über seine schweißnasse
Stirn. Man sah ihm an, daß er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. Der
Gedanke, daß ihm wegen dieses offensichtlich geistesgestörten Mannes die
Guardia Civil auf den Pelz rücken könnte, gefiel ihm nicht. Keiner hatte gern
die Polizei in der Höhle.
Mit weit
aufgerissenen Augen starrte der Deutsche auf die rassige Zigeunerin.
»Entschuldigung«,
stieß er hervor und strich sich mit einer nervösen Bewegung das verschwitzte
Haar aus der Stirn. Er sah bleich und mitgenommen aus und war unrasiert. »Sie
sind nicht Roswitha, entschuldigen Sie!« Er hatte es plötzlich sehr eilig, aus
der Höhle herauszukommen.
Larry Brent
entschuldigte sich ebenfalls und bedankte sich bei Anko und Tamia für deren
Geduld und Verständnis. »Aber ich glaube, das war richtig. Auf diese Weise hat
er seinen Irrtum eingesehen.« Er entschuldigte sich auch für das Benehmen des
Deutschen als wäre er dafür verantwortlich.
Gemeinsam mit
dem bleichen, Mann trat Larry den Rückweg zum Wagen an. Auf dem Weg dorthin,
den der immer noch namenlose Fremde bereitwillig mit ihm antrat, versuchte X-
RAY-3 das Gespräch zu forcieren.
Besonders
interessierte es ihn, seit wann der Mann unterwegs war und wann er das letzte
Mal etwas getrunken oder gegessen hatte. Das alles wußte dieser nicht mehr,
aber er hatte Hunger und Durst, das gab er zu verstehen.
●
Morna
Ulbrandson war noch an dem Verkaufsstand. Sie sprach angeregt mit den
Verkäufern und hatte sich bereits einige Artikel, die ihr besonders gut
gefielen, in Zeitungspapier einwickeln lassen.
Als Larry mit
dem Fremden eintraf, blickte sie auf. »Wen hast du denn da aufgegabelt?« fragte
sie verwundert.
»Das weiß er
selbst nicht. Er hat offenbar das Gedächtnis verloren.«
Der Deutsche
blickte sich um. Erkennen war in seinen Augen zu lesen, als ein dickbäuchiger,
zigarrenrauchender Zigeuner der ersten Höhle gleich neben der Straße in sein
Blickfeld geriet – und dessen Augen verengten sich.
X-RAY-3 blieb
diese Reaktion nicht verborgen.
»Kennen Sie
den Mann?« fragte er sofort. Der Dicke zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht,
irgendwie kommt er mir bekannt vor, und…«
Weiter kam er
nicht. Der Deutsche streckte seine Rechte aus und deutete mit dem Zeigefinger
auf den Dicken.
»Die Vase!
Sie haben uns die Vase verkauft!« Es klang wie eine Erlösung aus seinem Mund.
»Sie waren
doch vor ein paar Tagen
Weitere Kostenlose Bücher