Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0930 - Das Stigma

0930 - Das Stigma

Titel: 0930 - Das Stigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Zimmer.
    Marcia Morana saß auf dem Bett. Für sie hatte ich keinen Blick; ich schaute sofort zu dem Spiegel, der seine Magie verloren und wieder normal geworden war. Ich konnte mich darin ganz normal betrachten.
    Auch das Bett mit der Frau malte sich teilweise darin ab. Überhaupt nichts wies auf eine Veränderung hin. Selbst Marcia redete mich völlig normal an.
    »Wie spät ist es denn?«
    »Schon fast zwei Uhr.« Sie fuhr mit beiden Händen durch ihr Gesicht, rieb sich die Augen und wühlte ihr Haar durch. Natürlich war auch das blutige Kreuz in ihrem Gesicht nicht mehr zu sehen, vor mir saß eine völlig normale Frau.
    Ich faßte einen Stuhl an der Lehne an, stellte ihn neben das Bett und ließ mich darauf nieder. »Geht es dir gut?«
    Sie lächelte schief und hob die Schultern. »Das weiß ich noch nicht wenn man plötzlich aus dem Schlaf gerissen wird…«
    »Du hast also geschlafen?« Meine Frage verwunderte sie. »Ja, ich habe geschlafen. Was hätte ich denn sonst tun sollen?«
    »Darf ich ehrlich sein?«
    »Sicher!«
    »Ich war schon einmal in deinem Zimmer, und zwar kurz vor Mitternacht.«
    Ihre Frage kam spontan. »Warum hast du mich dann nicht geweckt, John?«
    »Das war nicht möglich.«
    »Ach - weshalb nicht?«
    »Du warst nicht da.«
    »Bitte!?«
    »Ja, du warst nicht in deinem Bett. Es hört sich zwar seltsam an, aber es stimmt.«
    Sie schwieg, zog die Augenbraue zusammen, so daß sich auf ihrer Stirn eine steile Falte bildete. »Das ist äußerst ungewöhnlich«, murmelte sie.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Ich lüge nicht.«
    »Habe ich auch nicht gesagt, John, aber ich müßte mich doch daran erinnern können.«
    »Eigentlich schon. Mal eine Frage. Als Schlafwandlerin hast du dich noch nie erlebt - oder?«
    »Nein«, gab sie flüsternd zurück. »Nicht daß ich wüßte. Ich bin jedenfalls immer in meinem Bett aufgewacht.«
    »Aber das Bett war leer.«
    »Und wo war ich?«
    »Das ist eben das Problem, Marcia.«
    Sie hatte mich beobachtet und sagte mit leiser Stimme: »John, du weißt es. Du weißt es sehr genau. Du bist darüber informiert. Stimmt es? Wenn ja, dann will ich es wissen.« Sie blieb in ihrer sitzenden Haltung, rückte aber weiter vor, und das Bettlaken, das sie bisher gerafft vor ihre Brust gehalten hatte, geriet ins Rutschen und fiel vor ihrem Körper zusammen. Sie schlief nicht nackt, aber das Oberteil war ziemlich dünn, und die nackte Haut zeichnete sich darunter ab. Ich sah die schweren Brüste durch den Stoff schimmern, wobei ich mich verdammt zusammenreißen mußte, denn Marcia war eine sehr hübsche Person mit einem fraulichen Körper. Und sie gefiel mir!
    »Warum sagst du nichts?«
    »Keine Sorge, ich rede schon weiter.« Dabei hatte sich der Kopf gedreht. Automatisch folgte auch Marcia meinem Blick und hörte dann meine Frage. »Ist das dein Spiegel?«
    Sie lachte. »Wem sollte er sonst gehören?«
    »Er interessiert mich.«
    »Warum?«
    »Das sage ich später. Kannst du mir sagen, woher du ihn hast?«
    Sie hob die Schultern. »Er ist ein Erbstück. Ja, ich habe ihn von meinen Eltern.«
    »Einfach so?«
    »Sicher. Aber ich verstehe nicht…«
    »Sie haben nichts zu dem Spiegel erklärt?«
    Marcia runzelte die Stirn. »Nein, das haben sie nicht, aber ich begreife dich noch immer nicht.«
    »Das werden wir gleich ändern, Marcia, auch wenn du möglicherweise sehr überrascht sein wirst. Dieser Spiegel, der so normal aussieht, ist es nur beim ersten Hinschauen. Ich habe ihn anders erlebt, denn als ich dein Zimmer betrat und das Bett leer sah, habe ich dich trotzdem gesehen. Und zwar im Spiegel! Dein Gesicht sah aber anders aus.«
    »Ach - wie denn?«
    »Es war gezeichnet durch ein Kreuz aus Blut…«
    Marcia schwieg. Aber sie bewegte sich, hob ihren Arm und streckte den Zeigefinger der rechten Hand ab. Sie fuhr damit über ihr Haar, die Stirn und bewegte den Zeigefinger auch waagerecht, denn so zeichnete sie die Stelle nach, an der sich das Kreuz befunden hatte.
    Ich ließ sie in Ruhe und sagte erst etwas, als ihr Arm wieder nach unten gesackt war und die Hand auf der Bettdecke lag. »So habe ich es gesehen. Du warst im Spiegel. Ich stand vor ihm und hatte kein Spiegelbild. Es war einfach nicht vorhanden. Ich kam mir vor wie ein Vampir, der hat ebenfalls kein Spiegelbild. Was ich dir gesagt habe, entspricht der Wahrheit.«
    Ich gab Marcia Zeit, um sich die Antwort überlegen zu können. »Ein Kreuz«, murmelte sie und schüttelte sich. »Ein Kreuz aus Blut.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher