0931 - Bauchtanz mit dem Tod
ist zumindest ein Vorschlag, den ich Ihnen nach bestem Wissen und Gewissen unterbreiten kann. Alles andere müssen Sie ausprobieren.«
»Da haben Sie natürlich recht, Professor. Jedenfalls freue ich mich darüber und bin Ihnen auch dankbar, daß Sie sich eine derartige Mühe gemacht haben.«
Seine Stimme klang verlegen. »Ich bitte Sie, man hilft ja gern. Besonders dann, wenn es sich um komplizierte und geheimnisvolle Dinge dreht. Da kann ich Ihnen nur viel Glück und alles Gute wünschen. Und vergessen Sie bitte das eine Wort nicht.«
»Das auf keinen Fall.« Ich versprach Sloane noch, mit ihm in Verbindung zu bleiben und legte dann auf.
»Sind wir jetzt einen Schritt weiter?« fragte Suko und lächelte vor sich hin.
»Ich hoffe es.«
»Gut, was willst du tun?«
»Mit den Frauen sprechen. Ich will wissen, ob sie schon etwas erreicht haben.«
Janina und Wilma hatten Telefon im Zimmer. Und Wilma meldete sich mit leicht vibrierender Stimme. Sie war erleichtert, als sie hörte, daß ich mit ihr sprach.
»Hat alles geklappt?«
»Ja, Mr. Sinclair, wir können wieder tanzen.«
»Wann?«
»Es liegt an uns.«
Ich machte ihr einen Vorschlag. »Wenn Sie sich besser fühlen, sollten Sie darüber nachdenken, ob Sie nicht schon heute abend einen Versuch starten wollen.«
Wilma schwieg.
»Wenn nicht, dann…«
»Kann ich Janina fragen?«
»Gern, ich warte.«
Suko winkte mir von der anderen Seite des Schreibtisches abweisend zu und schüttelte den Kopf, wobei er das Gesicht verzog. So ganz einverstanden war er nicht. Ich aber wartete die Reaktion der blonden Wilma ab.
»Sind Sie noch dran, Mr. Sinclair?«
»Aber ja doch.« Mir war schon der ängstliche Unterton ihrer Stimme aufgefallen.
»Ich habe mit Janina gesprochen, und sie hat eigentlich nichts dagegen. Wir haben etwas geschlafen und möchten es beide so schnell wie möglich hinter uns haben.«
»Das ist gut.«
»Holen Sie uns dann ab?«
»Nein, wir treffen uns in dem Lokal.«
»Gut, dann bis später.«
Sie wollte auflegen, aber ich sagte noch: »Hören Sie, Wilma, wenn es Ihnen gegen den Strich geht, lassen wir das.«
»Wir möchten es aber.«
»Dann ist es gut. Suko und ich werden ab neunzehn Uhr im Alhambra sein.«
Sie schwieg für einige Sekunden. »Und wenn der Vernichter dann erscheint, Mr. Sinclair?«
»Kümmern wir uns um ihn.«
Wahrscheinlich wollte sie noch mehr sagen, aber sie brachte nur ein dünnes »Ja gut« zustande. Ich richtete noch Grüße an Janina aus, dann legte ich auf.
Suko blickte mich skeptisch an.
»Wenn ich zusammenfasse, brauchte ich nur ein Wort zu sagen. Azoth.«
»Genau.«
»Eine Formel?«
Ich hob die Schultern. »So etwas Ähnliches. Vielleicht eine komprimierte Formel. Eine Abkürzung. So genau ist das nicht zu sagen. Aber ich hoffe, daß wir Akam stoppen können, wenn wir ihm gegenübertreten, vorausgesetzt, er erscheint.«
»Meinst du, daß er sich die Frauen holen will?«
»Weshalb hätte er sie sonst auf das Schiff bringen lassen sollen? Er hat etwas mit ihnen vor, und ich glaube auch nicht daran, daß die beiden auf einem Sklavenmarkt hatten verkauft werden sollen. Nein, das ist nur ein Vorwand gewesen.«
»Was steckt denn dahinter?«
»Schlimmere Dinge. Die auszusprechen, weigere ich mich und überlasse sie deine Phantasie.«
»Lieber nicht«, murmelte Suko.
***
Das Alhambra unterschied sich in einigen Dingen von einem normalen mitteleuropäischen Lokal. Nicht nur, daß dort kein Alkohol ausgeschenkt wurde, auch die Inneneinrichtung entsprach nicht unseren gewohnten Maßstäben, denn hier konnte man sich als Araber wie in der Heimat vorkommen. Für uns eine fremde Welt.
Es gab keine normalen Stühle, dafür Sitzkissen. Auch die Tische waren niedriger. Aus zwei großen Samowars wurde der Tee serviert. Kandierte oder getrocknete Früchte lagen ebenfalls bereit, das Licht drang aus niedrigen Stehleiten wie geisterhafte Schleier durch den Raum, in dem auch keine Theke vorhanden war.
Die Wände waren mit Bildertapeten beklebt worden, deren Motive sich teilweise in den dicken Teppichen kräftiger wiederholte. Man konnte im Licht sitzen, aber sich auch etwas in den Schatten zurückziehen, was wir vorhatten, als wir den Vorhang des Eingangs zur Seite schoben und uns den ersten Rundblick gönnten.
Wir hörten die für unsere Ohren fremde Musik, auch den ebenfalls fremden Klang der Stimmen, und wir wurden zumindest von den vorn sitzenden Männern entdeckt, die uns verwundert anschauten, denn wir
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