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0933 - Der erste Erbfolger

0933 - Der erste Erbfolger

Titel: 0933 - Der erste Erbfolger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Folge eines Zeitparadoxons? Hieß die Stadt zu seinen Füßen gar nicht Hysop, sondern Lyon oder Paris? War Lemuria aufgrund seines Einschreitens nicht versunken und hatte sich so entwickelt, dass es auch in Zamorras Zeit überall so aussah?
    Doch auch damit lag der Professor daneben. Denn plötzlich wurde ihm klar, dass ihm keineswegs tatsächlich der Atem gestockt hatte oder die Augen schmerzten. Es hatte sich nur so angefühlt. Warum hatte er vorhin die Lider nicht schließen können?
    Wo war er?
    Schwindel überkam ihn, als er erkannte, dass er die falschen Fragen stellte. Die richtige Frage lautete: In wem war er?
    »Komm vom Fenster weg, Jesof«, sagte eine Stimme hinter ihm. »Bevor noch jemand sieht, dass der Turm doch nicht so unbewohnt ist, wie er sein sollte.«
    Zamorra wollte sich mit einer Rechtswende umdrehen, doch stattdessen machte sein Körper die Bewegung links herum. Der Raum raste an seinen Augen vorbei wie bei einer hektischen Kamerafahrt.
    Als das Bild anhielt und er einen Mann vor sich sah, schlug die Erkenntnis ihre Krallen in sein Bewusstsein und hinterließ schmerzhafte Scharten. An einem Tisch saß Invo Tanaar vor einem aufgeschlagenen Buch. Das Gold seiner Haut schimmerte nur noch matt. Sein Haar war vollständig ergraut. Seine ganze Erscheinung hatte die Energie, die sie einst ausgestrahlt hatte, verloren. Invo wirkte grenzenlos müde und ausgezehrt.
    Zamorra steckte in Jesof Treul, dem Tempelburschen des Priesters!
    Merde!
    Und er hatte keine Gewalt über ihn! Er versuchte eine eigenständige Bewegung, wollte sich an der Nase kratzen, übers Kinn streichen, die Hände falten. Irgendetwas in dieser Art. Nichts gelang! Er konnte den Körper nicht steuern, wie es ihm bei Jurg gelungen war.
    Dafür konnte es nur einen Grund geben: Im Gegensatz zu Jurg, der bei Zamorras Eindringen tödlich verletzt gewesen war, erfreute sich Treul bester Gesundheit. Seine Seele bewohnte noch immer den Körper und steuerte ihn.
    Der Meister des Übersinnlichen war ein Gefangener im Leib eines anderen!
    Er verstand die Welt nicht mehr. Das hatte Merlin so sicherlich nicht vorgesehen. Warum war er nicht in seinen Körper zurückgekehrt? Was war schiefgegangen?
    Ihm wurde klar, dass er sich diese Fragen vor wenigen Minuten schon einmal gestellt hatte. Er drehte sich gedanklich im Kreis. Das brachte ihn nicht voran! Andrerseits konnte er auch nichts anderes tun, als nur nachzudenken. Die Fähigkeit zu handeln war ihm ja soeben abhandengekommen.
    Eine Idee flammte in ihm auf: ob er die Kontrolle über Jesof übernehmen konnte, wenn dieser schlief? Das wäre eine Option. Aber was hätte er davon? Sollte er noch einmal Selbstmord begehen, um das Fleisch, das ihn festhielt, hinter sich zu lassen? Wäre es überhaupt ein Suizid? Wäre es nicht vielmehr ein Mord an einem wehrlosen Opfer? Und was wäre das Ergebnis? Dass er im nächsten fremden Körper aufwachte, den er dann ebenfalls töten müsste?
    Nein, diese Möglichkeit schied aus.
    Vielleicht könnte er in dem schlafwandelnden Jesof stattdessen die lemurische Magie erforschen? Schließlich war sie es gewesen, die ihn überhaupt hierher gebracht und die anschließend versagt hatte. Womöglich gelang es ihm, den Zauber anderweitig rückgängig zu machen.
    Oder sollte er versuchen, mit Jesof Treul Kontakt aufzunehmen? Ihn darauf hinweisen, dass er nicht mehr allein in seinem Körper war?
    Zamorra zwang sich dazu, die Ruhe zu bewahren. Er schaltete seine Gedanken ab, soweit es möglich war, und lauschte, in seinen neuen Wirt hinein, in dessen Erinnerungen, dessen Wissen. Gleichzeitig nahm er die Sinneseindrücke auf, die Jesofs Augen ihm lieferten.
    »Wir können nicht mehr lange hier bleiben, Vater«, sagte Zamorra.
    Nein! Das war nicht ich!
    Dennoch hatte es sich so angefühlt. Da erkannte der Professor die Gefahr! Wenn er nicht achtgab, konnte er sich in dem fremden Körper verlieren, konnte seine Eigenständigkeit einbüßen. So wie die Erbfolger -Seele die seines Sohnes fraß, so könnte Jesofs Seele die von Zamorra fressen.
    Das durfte nicht geschehen!
    Moment mal, hatte Jesof gerade Vater gesagt?
    Zamorra verfügte über einige von Jurgs Erinnerungen, aus denen er Jesof Treul kannte. Außerdem hatte er ihn selbst kurz vor ihrem Aufbruch in die Ramesch-Höhlen gesehen. Aber dass er Invo Tanaars Sohn sein sollte, war Zamorra neu.
    War das der Grund, warum er ausgerechnet in ihm steckte? Weil auch er ein Blutsverwandter des goldenen Priesters war?
    »Ich weiß«,

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