Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0933 - Die Horror-Mühle

0933 - Die Horror-Mühle

Titel: 0933 - Die Horror-Mühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Augenblick, in dem die beiden Kinder zum erstenmal Furcht bekamen…
    ***
    Die Frau hatte sehr wohl bemerkt, was mit uns los war, denn sie starrte uns verständnislos an. Über ihre linke Wange rann eine Träne, die sich am Mundwinkel fing. Sylvia mußte schlucken.
    »Was ist denn? Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Nein«, sagte Harry Stahl, »das nicht.«
    »Warum sitzen Sie denn da wie vom Blitz getroffen.«
    »Das wollen wir Ihnen erklären.« Harry Stahl beugte sich vor. »Sie haben da einen entscheidenden Satz gesagt. Sie suchen Ihre Kinder. Stimmt das auch?«
    »Ja…«
    »Bitte.« Harry faßte nach ihrer Hand. »Erzählen Sie mehr. Es interessiert uns sehr.«
    Sie schaute ihn und mich an. »Warum denn? Was haben Sie mit meinen Kindern zu tun?«
    »Vielleicht suchen wir sie ebenfalls«, sagte ich.
    »Wieso denn?«
    »Bitte, Frau…«
    »Ich heiße Helga Stolze. Meine Kinder heißen Jens und Silvia. Sie müssen sich hier auf dem Rummel herumtreiben, aber ich habe sie nicht gesehen. Sie riefen mich an und erklärten mir, daß sie schulfrei hätten, um auf den Jahrmarkt gehen zu können.«
    »Dann hätten Sie doch beruhigt sein können«, erklärte Harry, bevor er sich und auch mich vorstellte, was die Frau nickend zur Kenntnis nahm.
    »Nein, das konnte ich nicht sein.«
    »Was war der Grund?«
    Sie blickte auf den Tisch und hob die Schultern. »Es waren die Stimmen«, flüsterte sie und hustete. »Sie werden es kaum glauben, aber ich habe eine Stimme gehört. Sie sagte mir, daß ich…«
    »Die Kinder retten soll!«
    Diesen Satz hatte ich vervollständigt, und plötzlich saß Helga Stolze steif vor uns. »Ja, ja, genau das hat mir die Stimme gesagt. Aber wie kommen Sie darauf, Herr Sinclair?«
    »Weil ich sie ebenfalls gehört habe.«
    Sie blieb sitzen und schwieg. Überhaupt kamen wir uns wie auf einer Insel des Schweigens vor. Die übrigen Geräusche waren verstummt oder zumindest weit weg. Selbst die Kellnerin kam nicht, um eine Bestellung aufzunehmen, sie schien zu spüren, daß hier etwas geschah, bei dem sie keinesfalls stören durfte.
    Dann fragte die Frau: »Kann ich ein Wasser haben?«
    Ich winkte die Bedienung herbei und gab den Wunsch weiter.
    »Es ist so«, sagte Helga Stolze. »Eigentlich hätte ich jetzt Schnaps getrunken, scharfen Schnaps, wenn Sie verstehen, denn ich bin alkoholabhängig. Ich weiß es, alle wissen es, meine Kinder wissen es auch, und ich habe ihnen gegenüber verdammte Schuldgefühle. Aber jetzt, wo sie mich brauchen, habe ich mich zusammengerissen. Da will ich über den eigenen Schatten springen. Ich will sie finden, bevor ihnen etwas zustößt. Können Sie das verstehen?«
    »Das können wir«, gab Harry leise zurück.
    »Danke. Sie sind sehr nett. Was ich mit den Bewohnern hier erlebt habe, ist einfach schrecklich. Die haben mich ausgestoßen. Für sie bin ich nur die Säuferin, womit sie auch irgendwo recht haben, aber ich kann auch kämpfen. Ich will sie wiederhaben, nur weiß ich überhaupt nicht, was mit Ihnen passiert sein könnte. Ich habe die Leute hier gefragt, niemand hat sie gesehen, wohl Schulkameraden…«
    »Und was sagten die?« fragte ich.
    Frau Stolze konnte sich die Antwort noch überlegen, denn die Kellnerin brachte das Wasser, schenkte das Glas halbvoll, warf Helga einen etwas spöttischen Blick zu und zog sich zurück. Auch bei ihr schien Helgas Krankheit bekannt zu sein.
    Helga mußte das breite Glas mit beiden Händen umfassen, so sehr zitterte sie plötzlich. Der Schweiß brach ihr aus allen Poren.
    Wahrscheinlich verlangte ihr Körper nach Alkohol, aber sie trank das Wasser. So hastig, daß ihr einige Tropfen an der Unterlippe entlangrannen und bis zum Kragen hin durchliefen. Als das Glas leer war, setzte sie es ab. Ich schenkte ihr nach, denn ich saß direkt neben ihr.
    »Also, was haben Ihnen die Schulkameraden ihrer Kinder Ihnen gesagt?«
    »Jens und Silvia sind gesehen worden, als sie Auto-Scooter fuhren.«
    »Das ist nicht ungewöhnlich.«
    »Nein!« protestierte sie. »Das ist bei anderen Kindern normal, aber nicht bei uns. Wir haben nämlich kein Geld. Ich habe kein Geld für sie«, flüsterte sie und schämte sich. »Ich konnte ihnen nicht mal zehn Mark für den Rummel geben. Aber sie sind gefahren. Ein Zeichen, daß ihnen jemand die Fahrt spendiert hat.«
    »Jemand aus der Klasse?«
    Frau Stolze schüttelte den Kopf. »Das kann nicht stimmen. Sie sind sehr lange gefahren, was die anderen schon gewundert hat. Einige waren sogar richtig frech

Weitere Kostenlose Bücher